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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mußte lachen. Sein Gelächter drang bis in eine riesige Nebenkammer, wo es hundertfach widerhallte. Wenn er nicht gewußt hätte, woher die schaurigen Töne kamen, wäre ihm das Blut in den Adern gefroren.
    Mit der Zeit gewöhnte er sich an das alptraumhafte Labyrinth unterirdischer Grotten. Er konnte sich kaum noch vorstellen, daß es etwas anderes gab als diesen Fluß, der sich durch eine fremde Welt nach der anderen wand. Er hatte jeden Orientierungssinn verloren.
    »Richtung« war nur mehr ein Begriff aus dem Wörterbuch.
    Sein Kompaß war durch den hohen Eisenerzgehalt der Felsen nutzlos geworden. Er kam sich so orientierungslos und von der Oberwelt abgeschnitten vor, daß er sich zeitweise fragte, ob er nicht den Verstand verloren hatte. Doch jedesmal, wenn sich ihm im Schein der Taschenlampe neue phantastische Eindrücke eröffneten, wußte er, daß er noch bei Sinnen war.
    Er machte Gedankenspiele, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Er versuchte, sich Einzelheiten einer jeden neuen Grotte und Kammer und von jeder Biegung und Kurve des Flusses einzuprägen, damit er sie den andern schildern konnte, sobald er hier herauskam.
    Doch es waren so viele, daß er mit seinem benommenen Kopf nur ein paar wenige deut liche Eindrücke festhalten konnte. Und überdies hatte er alle Hände voll damit zu tun, die
Wallowing Windbag
über Wasser zu halten. Zischend entwich die Luft aus einer weiteren aufgerissenen Luftkammer.
    Wie weit war er schon gekommen? fragte er sich träge. Wie weit war es noch bis zum Ende?
    Seine Gedanken drohten schon wieder abzuschweifen. Er mußte sich in den Griff bekommen.
    Das Hungergefühl hatte er hinter sich – er dachte längst nicht mehr an dicke Filetsteaks und eine Flasche Bier dazu. Sein zerschlagener und mitgenommener Körper hatte schon viel länger durchgehalten, als er erwartet hatte.
    Die zusammengefallene Hülle des Hovercrafts streifte die Decke einer Grotte, die sich tief auf das Wasser herabsenkte.
    Das Boot prallte zurück, stellte sich quer und schleifte am Fels entlang, bis es aus der Strömung getragen wurde und sanft auf einer Untiefe aufsetzte. Pitt lag in der Pfütze, die inzwischen fast das halbe Boot ausfüllte, und ließ die Beine über den Rand baumeln. Er war viel zu abgekämpft, um sich die letzte Preßluftflasche umzuschnallen, die Luft im Boot abzulassen und es durch die nächste überflutete Höhle zu schleppen.
    Er durfte sich nicht gehenlassen. Nicht jetzt. Er mußte weitermachen. Er atmete ein paarmal tief durch und trank ein paar Schluck Wasser. Er tastete nach der Thermoskanne, nahm den Stöpsel ab und trank den Kaffee aus. Durch das Koffein wurde er ein bißchen munterer. Er schmiß die Thermoskanne in den Fluß und sah zu, wie sie an einem Felsen auflief. Sie war zu leicht, um von der Strömung mitgerissen zu werden.
    Die Lampe war inzwischen so schwach, daß man kaum noch etwas erkennen konnte. Er knipste sie aus, um den letzten Saft in den Batterien zu sparen, lehnte sich zurück und starrte in die bedrückende Dunkelheit.
    Nichts tat ihm mehr weh. Seine Nerven waren so abgestumpft, daß sich sein ganzer Körper taub anfühlte. Vermutlich hatte er mindestens einen Liter Blut verloren. Er haßte die Vorstellung, sich dem Scheitern stellen zu müssen. Ein paar Minuten lang weigerte er sich zu glauben, er könnte hier nie wieder herauskommen. Die getreue
Wallowing Windbag
hatte ihn bislang getragen, doch wenn weitere Luftkammern ausfielen, mußte er sich von ihr trennen und zusehen, daß er alleine weiterkam. Er konzentrierte sich darauf, seine schwindenden Kräfte für die Strapazen zu schonen, die ihm noch bevorstanden.
    Irgend etwas regte sein Erinnerungsvermögen an. Er roch etwas.
    Was sagte man doch Gerüchen gleich wieder nach?
    Angeblich sollten sie einem längst vergessene Ereignisse wieder ins Gedächtnis rufe n. Er atmete tief ein, wollte diesen feinen Geruch nicht entweichen lassen, bevor ihm einfiel, warum er ihm so bekannt vorkam. Er leckte sich die Lippen und erkannte einen Geschmack, der zuvor nicht dagewesen war.
    Salz. Und dann kam es ihm.
    Meeresgeruch. Er war endlich am Ende des unterirdischen Flußlaufs angelangt, dort, wo er in den Golf mündete.
    Pitt riß die Augen auf und hob die Hand, bis er beinahe seine Nasenspitze berührte. Er konnte keine Einzelheiten erkennen, aber er meinte eine Art Schatten auszumachen, den es in der ewigen Dunkelheit dieser unterirdischen Welt eigentlich nicht geben durfte. Er blickte ins Wasser

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