Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
erhalten, desgleichen die Ösen, die die Riemen verbanden. Sie wirkten nicht älter als die Schnallen an einem Paar Schuhe, das zwei Generationen lang in einer Truhe am Dachboden herumgelegen hatte.
    Er schwamm ein paar Meter von dem Skelett weg und zog ein Stück Knochen aus dem Schlick, der Form nach zu urteilen ein Schienbein. Dann kehrte er zurück und hielt es neben Unterarm und Hand des Spaniers. Der Knochen aus dem Schlick war viel rauher, zerfressener und weitaus mehr vom mineralhaltigen Wasser verfärbt als die vergleichsweise makellosen Gebeine des Skeletts. Danach untersuchte er die Zähne, die in bemerkenswert gutem Zustand waren. Pitt stellte fest, daß zwei Backenzähne überkront waren, nicht mit Gold, sondern mit Silber. Er war zwar kein Experte auf dem Gebiet der Zahnmedizin im sechzehnten Jahrhundert, wußte aber, daß man in Europa frühestens gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts damit angefangen hatte, Zähne zu füllen und zu überkronen.
    »Rudi?«
    »Ich höre«, antwortete Gunn.
    »Schick uns bitte mal eine Leine runter. Ich möchte was hochziehen.«
    »Eine Leine, mit einem kleinen Gewicht beschwert, ist unterwegs.«
    »Versuch sie da reinzuwerfen, wo du unsere Luftblasen siehst.«
    »Wird gemacht.« Nach kurzem Schweigen meldete sich Gunn wieder über Pitts Kopfhörer.
    Er klang etwas genervt. »Die Frau Archäologin hier macht gewaltigen Stunk. Sie sagt, ihr dürft da unten nichts anrühren.«
    »Tu so, als wäre sie ganz woanders, und wirf die Leine runter.«
    »Sie macht hier oben ein furchtbares Theater«, erwiderte Gunn nervös.
    »Entweder du läßt die Leine runter, oder du schmeißt sie ins Loch«, versetzte Pitt stur.
    »Kommt gleich.«
    Sekunden später tauchte ein kleiner, an einer Nylonschnur befestigter Stahlhaken im grünlichen Wasser auf und sank zwei Meter entfernt auf den Schlick. Elegant schwamm Giordino hin, ergriff mit einer Hand die Leine und kehrte zurück. Geschickt wie ein Taschendieb schlang Pitt daraufhin die Leine um einen der Halteriemen am Harnisch des Skeletts und hängte den Haken ein. Er warf Giordino einen Blick zu und deutete mit dem Daumen nach oben. Giordino nickte, war aber etwas überrascht, als Pitt die Leine locker durchhängen ließ, anstatt das Skelett mit nach oben zu ziehen.
    Nacheinander wurden sie aus dem Wasserloch gehievt. Als er sicher am Kran hing, warf Pitt noch einmal einen Blick hinab und schwor sich, nie wieder in die stinkende Brühe zurückzukehren. Sobald er den Rand erreicht und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, half Gunn ihm beim Abnehmen der Vollgesichtsmaske.
    »Gott sei Dank, daß ihr da seid«, sagte er. »Diese Wahnsinnige hat gedroht, mir die Hoden wegzuschießen.«
    Giordino lachte. »Das hat sie von Pitt gelernt. Sei froh, daß du nicht Amaru heißt.«
    »Was… was war das denn?«
    »Eine andere Geschichte«, sagte Pitt, während er in vollen Zügen die Bergluft genoß.
    Er kämpfte sich gerade aus seinem Taucheranzug, als Shannon wie ein wildes Bärenweibchen, dem man die Jungen geraubt hat, auf ihn zugestürmt kam. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nichts durcheinanderbringen«, sagte sie energisch.
    Pitt warf ihr einen langen, aber erstaunlich sanften und verständnisvollen Blick aus seinen grünen Augen zu. »Da unten kann man nichts mehr durcheinanderbringen«, sagte er schließlich. »Jemand ist Ihnen zuvorgekommen. Sämtliche Gegenstände, die vor einem Monat noch in dem Loch gewesen sein mögen, sind weg. Am Grund liegen bloß noch ein paar verstreute Knochen von Tieren und geopferten Menschen.«
    Ungläubig verzog sie das Gesicht und riß die braunen Augen auf. »Sind Sie sicher?«
    »Möchten Sie einen Beweis?«
    »Wir haben unsere eigene Ausrüstung. Ich werde in den Brunnen hinabtauchen und mich selbst davon überzeugen.«
    »Nicht nötig«, versetzte er.
    Sie drehte sich um und rief nach Rodgers. »Komm, wir machen uns fertig.«
    »Wenn Sie im Schlick rumstochern, gehen Sie mit Sicherheit drauf.« Pitt klang so unbeteiligt wie ein Professor, der eine medizinische Vorlesung hielt.
    Shannon mochte nicht auf Pitt hören, doch Rodgers tat es. »Ich glaube, wir sollten lieber darauf achten, was Dirk sagt.«
    »Ich möchte ja nicht überheblich klingen, aber für eine derartige Beurteilung fehlen ihm leider die Voraussetzungen.«
    »Und wenn er recht hat?« fragte Rodgers unschuldig.
    »Ich habe so lange darauf gewartet, den Boden des Brunnens zu erkunden. Wir haben beide fast das Leben verloren,

Weitere Kostenlose Bücher