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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sind nicht zum Sterben hierhergekommen. Es handelte sich vielmehr um eine heilige Begräbnisstätte, eine Zwischenstation, wie sie glaubten, auf der Reise in ihr nächstes Leben.«
    »Hier hat niemand gelebt?« fragte Gunn.
    »Nur Priester. Und die Handwerker, die die Grüften bauten.
    Für alle anderen war die Stadt tabu.«
    »Die müssen ja ein gutgehendes Geschäft gehabt haben«, sagte Pitt, während er das Labyrinth aus Grüften, das sich über das ganze Tal erstreckte, und die bienenwabenartig in die steil aufragenden Felswände getriebenen Gräber betrachtete.
    »Die Gesellschaft der Chachapoyas war zwar in zahlreiche Klassen unterteilt, kannte aber keine Elite wie die Inkas«, erklärte Ortiz. »Die zahlreichen Städte des Bundes wurden von erfahrenen Älteren und Militärs regiert. Sie und die reichen Kaufleute konnten es sich leisten, gewaltige Mausoleen errichten zu lassen, in denen sie in der Phase zwischen den Leben ruhten. Die Armen wurden in Begräbnisstatuen aus Adobe beerdigt.«
    Gunn warf dem Archäologen eine n verwunderten Blick zu.
    »Die Toten wurden in Statuen gepackt?«
    »Ja. Der Verstorbene wurde in eine kauernde Position gebracht, so daß die Knie bis zum Kinn hochgezogen waren.
    Dann wurde der Leib mit langen Stöcken umgeben, die ihn wie eine Art Käfig aufrecht hielten. Diese Stöcke wurden mit Adobe überzogen, wodurch eine Art Hülle um den Körper entstand.
    Zuletzt wurde der obere Teil zu einem Kopf geformt, der entfernt dem des Verstorbenen ähnelte. Wenn dieses Leichengefäß getrocknet war, wurde es von den Hinterbliebenen in eine zuvor geschaffene Höhle oder einen zufällig vorhandenen Spalt in der Felswand gebettet.«
    »Der einheimische Bestattungsunternehmer muß mächtig beliebt gewesen sein«, stellte Giordino fest.
    »Soweit sich dies vor einem genauen Studium der Stadt feststellen läßt«, sagte Dr. Ortiz, »würde ich schätzen, daß sie sich seit etwa 1200 nach Christus ständig im Bau befand und bis etwa 1500 immer weiter ausdehnte. Dann wurde sie plötzlich verlassen. Vermutlich kurz nach der spanischen Eroberung.«
    »Begruben die Inkas ihre Toten ebenfalls hier, nachdem sie die Chachapoyas unterworfen hatten?« fragte Gunn.
    »Manchmal. Ich habe nur ein paar Gräber gefunden, deren Architektur und Gestaltung auf die Inkas hindeuten.«
    Ortiz führte sie eine uralte, gepflasterte Straße entlang, deren Steine von den Elementen glattgeschliffen waren. Er trat in ein flaschenförmiges Grabmonument aus flachen Steinen, die mit Friesen mit rautenartigen Motiven und Zickzackmustern verziert waren. Die Architektur war prachtvoll, die handwerkliche Ausführung präzise bis ins kleinste Detail.
    Gekrönt wurde das Monument von einer schmalen, 10 Meter (33 Fuß) hohen Kuppel. Der ebenfalls flaschenförmige Eingang war so eng, daß sich jeweils nur ein Mensch hindurchzwängen konnte. Eine Treppe führte hinauf zur Türschwelle und von dort hinab ins Innere. In der Grabkammer hing ein schwerer, feuchter und muffiger Geruch, der sich sofort auf die Atemwege legte.
    Angesichts der Erhabenheit und Schwermut dieses Gemäuers konnte Pitt die geisterhafte Präsenz der Menschen förmlich spüren, die hier den Toten die letzte Ehre erwiesen hatten, um dann die Krypta vermeintlich für alle Ewigkeiten zu verschließen, ohne auf die Idee zu kommen, daß sie einst als Unterschlupf für Lebende dienen könnte, die erst fünfhundert Jahre später geboren werden sollten.
    In den Nischen befanden sich keinerlei Grabbeigaben, und der Steinboden war sauber gefegt.
    Merkwürdige, lächelnde Gesichter aus behauenem Stein, so groß wie eine Servierplatte, zogen sich entlang der Decke, die sich, gestützt von einer Konsole, über den senkrechten Wänden wölbte. Hängematten waren an steinernen Schlangenköpfen befestigt, die stieren Blickes und mit gefletschten Giftzähnen aus dem Mauerwerk ragten. Zudem hatten Ortiz’ Männer Strohmatten am Boden aus gebreitet, und an einem Nagel, der in einen schmalen Spalt zwischen den Steinen getrieben worden war, hing sogar ein kleiner Spiegel.
    »Ich schätze, das Grabmal wurde etwa um das Jahr 1380 gebaut«, sagte Ortiz. »Ein schönes Beispiel für die Architektur der Chachapoyas. Es hat all die Annehmlichkeiten eines Heimes, abgesehen von einem Bad. Allerdings gibt es etwa fünfzehn Meter südlich von hier einen Gebirgsfluß. Ich bin sicher, Sie werden alles finden, was Sie für Ihren persönlichen Bedarf benötigen.«
    »Vielen Dank, Dr. Ortiz«, sagte

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