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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Weise dem Feuer, auf den Armen Habseligkeiten mitschleppend. Andere, die beim ersten Durchspielen
dieser Szene gestorben waren, überlebten das Feuer diesmal. Tatsächlich hatte der Junge sie
gerettet.
Unbemerkt schritt Zane zwischen ihnen dahin. Er kehrte zu seinem Pferd zurück, wo er Chronos
seinen Dank aussprechen wollte, doch Chronos war verschwunden.
Nun, wahrscheinlich hatte die Zeit anderes zu tun. Er würde Chronos bei der nächsten Begegnung
danken. Vielleicht würde er auch einmal Gelegenheit bekommen, sich für den Gefallen zu
revanchieren. Jetzt hatte er selbst zu hin. Er aktivierte wieder seine Stoppuhr und orientierte
sich aufs neue auf den Klienten, den er eine Weile hintangestellt hatte.
Nach seiner eigenen Zeitrechnung arbeitete er einen Tag lang, wobei er die aufgelaufene Arbeit
erledigte. Immer mehr mußte er an Luna und ihr Schicksal denken. Nun wußte er, daß Satan ihr Ende
eingefädelt hatte, damit sie ihm später nicht in die Quere kommen konnte, und Zane erkannte auch,
daß den anderen Inkarnationen dies durchaus bewußt war. Doch keine von ihnen hatte sich erboten,
etwas dagegen zu unternehmen!
Entweder waren sie machtlos gegen den Willen Satans, oder es war ihnen einfach egal.
Warum sollte es sie auch interessieren? Das hier war seine eigene Angelegenheit. Wenn irgend
jemand etwas unternehmen konnte, dann allenfalls er. Und doch fiel ihm nichts ein.
Nicht einmal an ihrem Übergang würde er direkt beteiligt sein, da ihre Seele automatisch zur
Hölle herabsinken würde. Wenn sie doch nur mehr Zeit im Leben hätte, um ihre Seele zu entlasten,
um das Gleichgewicht wiederherzustellen...
Sollte er sich an Gott wenden? Zane bezweifelte es, denn Gott schien sich nur sehr selten in die
Angelegenheiten der lebenden Menschen einzumischen. Gott hielt sich noch immer an das
Nichtinterventionsabkommen. Satan war es, der gegen den Vertrag verstieß - und Satan würde wohl
kaum seinem Einspruch stattgeben.
Das machte Zane wütend. Sollte Satan etwa den himmlischen Krieg gewinnen, nur weil er betrog,
während Gott dies nicht tat? Doch wenn Gott Satan andererseits nur dadurch überwinden konnte, daß
er selbst betrog, so würde er dadurch böse werden, und das Böse würde weiterhin vorherrschen.
Gott mußte einfach unbestechlich sein! Folglich... folglich war auch nicht mit einem Eingreifen
Gottes zu rechnen.
Zane erledigte seine Arbeit und ging danach Luna besuchen.
Sie hatte ihre Troststeine nicht benutzt. Das Wissen um ihren Tod und ihre Verdammnis forderte
seinen grimmigen Tribut, ihr Gesicht war fahl, die Falten tiefer eingefurcht. Schlaff hingen ihre
Zöpfe herab. Sie hatte große, dunkle Ringe unter den Augen und trug kein Make-up; das wäre auch
sinnlos gewesen, weil sie anscheinend sehr viel geweint hatte.
In Zanes Brust fand eine sanfte Explosion der Liebe statt. Er umarmte sie und drückte sie an
sich, wollte sie trösten und wußte dennoch, daß er ihr nichts geben konnte, außer seinem eigenen
Schmerz.
Er küßte sie, doch sie hielt sich zurück. »Das sollten wir nicht tun«, sagte sie, weil sie wußte,
wohin dies führen würde.
»Nicht?«
»Die Steine meinen nein.«
Der Wille der Steine war ihm ziemlich egal, doch wollte er Lunas eigenen Willen nicht mißachten.
»Dann laß mich deine Hand halten.«
Zur Antwort summte sie eine kleine Melodie.
Zane furchte die Stirn. »Habe ich irgend etwas verpaßt?«
Sie lächelte flüchtig, und ein Teil ihrer Schönheit kehrte zurück.
»Ein Volkslied, es tut mir leid. Ich bin zerstreut und habe nicht gemerkt, daß ich es laut
gesummt habe. Mir geht es nicht sehr gut, weil die Steine die Trauer nicht wirklich abschaffen,
sie zögern sie lediglich hinaus. Deshalb muß ich zu bestimmten Zeiten alles gleich auf einmal
erleiden. Auf jeden Fall möchte ich den Gefühlen für meinen Vater ihren natürlichen Lauf lassen,
wie auch meinen Gefühlen für mich selbst.«
»Was für ein Volkslied?«
Sie machte ein Ich-werde-es-dir-zeigen-Zeichen, dann schritt sie in die Zimmermitte und stellte
sich in Positur. Sie sang:
Es dräut so lang, du fehlst mir, Maid;
muß deine Hand anfassen.
... muß mit dir tanzen.
... wir alle wollen mit dir tanzen.
Oh. Möglicherweise würde er sie nie wiedersehen, weil sie tot sein würde. Eine mitreißende
Melodie, aber eine makabere geistige Assoziation, was das Händehalten anging. Sie war innerlich
wirklich sehr aufgewühlt, und er konnte ihr nicht helfen.
Es dräut so lang, du fehlst mir, Maid,

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