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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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der sich ein älterer Mensch mit Leichtigkeit hätte befreien können, doch fehlte ihm der Mut
oder die Erfahrung.
Das Ganze war durchaus verständlich; er war ein Opfer der Umstände geworden - und dennoch hatte
man ihm die Sünde angelastet.
Das machte Zane zu schaffen. Es schien ihm, als wollte man einem Kind das
Verantwortungsbewußtsein eines Erwachsenen aufzwingen und es danach beurteilen. Das war unfair.
Als Mann, der auch einmal ein Kind gewesen war, wußte er die Anziehungskraft einzuschätzen, die
jede verfügbare Frau auf ihn, egal in welchem Alter er gerade war, ausgeübt hatte. Er selbst
hatte sich in diesem Alter auch nach Information gesehnt, doch man hatte sie ihm verwehrt. Er
hatte versucht, einen Zauber zu kaufen, um einen Sukkubus herbeizurufen, doch der Händler hatte
sich geweigert, eine derartige Magie an ein Kind weiterzugeben. Das bedauerte Zane noch immer; da
Sukkubi nicht menschlich waren, aber dennoch die Essenz des Sex darstellten, hätte er auf diese
Weise eine Menge lernen können, ohne jemanden beteiligen zu müssen, der ihm menschlich wichtig
gewesen wäre. Doch natürlich gab es da noch Gesetze, und die neigten nun einmal dazu, Kinder zu
diskriminieren. Rein theoretisch sollten sie diese Kinder zwar schützen, doch in Wirklichkeit
schienen sie eher eine Strafe fürs Jungsein zu sein, die von jenen verhängt wurde, die selber
lieber nicht gealtert wären.
Auf jeden Fall dauerte ihn dieser Junge, der lediglich den Trieben gehorcht hatte, mit welchen
die Natur ihn ausgerüstet hatte. Das konnte die Grüne Mutter jedem antun, wie Zane aus jüngster
Erfahrung wußte. Folglich war die Sündenlast des Jungen eine eher technische Sache, die keine
wirkliche Bösartigkeit reflektierte. Man sollte die Definition ändern, sie realistischer machen.
Doch natürlich gab es nichts, was Zane dagegen hätte unternehmen können. Er war lediglich der
Tod, der sein eigenes Amt auszuüben hatte.
»Verdammtes Amt!« fluchte er plötzlich. »Warum sollte ich an etwas teilnehmen, was ich für
falsch halte?«
Die Natur hatte ihm auch einen anderen Aspekt ihres eigenen Wesens gezeigt, indem sie nämlich das
Tanzmädchen wieder zum Leben erweckt hatte. Dieser Tod war nicht endgültig gewesen. Ob man den
hier ebenfalls auf gleiche Weise wieder rückgängig machen konnte? Er dachte an den Zustand der
Leiche, deren Haut zum größten Teil verbrannt worden war, und erschauerte. Es hatte keinen Zweck,
die Seele dort wieder hineinzutun!
Aber was wäre mit Chronos?
Vielleicht konnte die Inkarnation der Zeit es ihm ermöglichen, in den Augenblick zurückzukehren,
bevor das Feuer ausgebrochen war, um den Jungen zu warnen, so daß er...
»Bring mich zu Chronos«, befahl Zane Mortis, wobei er seine Stoppuhr wieder anhielt.
Der prächtige Todeshengst blieb an einem Feld stehen und begann zu grasen. Zane blickte sich
verwundert um. »Ich verstehe nicht...«
»Dann drehen Sie sich einmal um, Tod«, ertönte die Stimme der Zeit. Sie besaß eine gewisse
widerhallende Qualität mit einem schabenden Unterklang, als wäre etwas Sand aus der Uhr
gesickert.
Zane drehte sich um. Da stand Chronos in seiner weißen Robe. Mit Sicherheit war er einen
Augenblick vorher noch nicht dagewesen. Er mußte gekommen sein, als Zane ihn um Hilfe bat.
»Ich wollte Sie gerne um Hilfe bitten«, sagte Zane. »Um eine Demonstration Ihrer Macht, sofern
dies nicht zu einem Paradoxon führt.«
»Ich habe Macht, und ich liebe das Paradoxon«, erwiderte Chronos.
»Ich habe eben die Seele dieses Jungen hier geholt«, erklärte Zane und zeigte sie ihm. »Ich
möchte sie ihm zurückgeben, damit er eine echte Gelegenheit bekommt, seine Sünde wieder gut zu
machen. Könnten Sie das mit meinem Einverständnis bewerkstelligen?«
»Bringen Sie mich an den Ort, dann bringe ich Sie zu dem Zeitpunkt zurück«, meinte Chronos
gutgelaunt. »Wenn Sie das wollen, kann ich Ihnen auch helfen.«
Einfach so! Chronos stieg hinter Zane auf Mortis, und das Pferd setzte sich in Bewegung.
»Nun, da wir durch die Ausstrahlung des Todeshengstes isoliert sind«, sagte Chronos, »gibt es ja
wohl noch eine andere Sache, in der Sie mich befragen wollen.«
»Isoliert?« fragte Zane. »Meinen Sie damit, daß uns niemand hören kann, nicht einmal...?«
»Sprechen Sie nicht seinen Namen aus, sonst rufen Sie ihn herbei«, warnte Chronos. »Mortis
beschützt Sie zwar besser, als Sie glauben, doch gegen Torheit gibt es keinen Schutz.«
Ȁh, ja,

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