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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Aufmerksamkeit fesselte, das waren die Ereignisse vor ihm.
Die stehenden Menschen hasteten umher und rannten in gewaltigem Tempo rückwärts. Eilig sprangen
die Feuerwehrleute in ihre Löschfahrzeuge zurück und jagten im Rückwärtsgang davon. Plötzlich
loderte das Feuer abrupt auf, außer Kontrolle geraten. Doch das war kein gewöhnlicher Brand. Die
riesigen orangegelben Flammen züngelten nach unten, in die Öffnung des Gebäudes hinein. Qualm
sackte hinab, um diese Flammen zu speisen, vom weiten Nachthimmel herbeigerufen.
Leute schritten rückwärts in das Haus hinein, schleppten Möbelstücke, Kleidungsstücke und
Nahrungsmittel. Alles geschah mit drei- oder vierfacher Geschwindigkeit.
Schon bald wurden die Flammen immer kleiner und quetschten sich in das immer deutlicher zu
erkennende Gebäude hinein. Auch der letzte Rauch wurde eingesogen.
Fenster stellten sich selbst wieder her, ihre Glassplitter flogen vom Boden in die Höhe, um sich
wieder zusammenzusetzen, und das Feuer war erloschen.
Die Zeit wurde gebremst, sie hielt inne, dann kehrte sie wieder um. Einmal mehr rieselte der Sand
von oben nach unten, in normaler Geschwindigkeit. »Sie haben zwei Minuten, Tod«, sagte Chronos
und stieg ab. »Damit können Sie tun, was Sie wollen.«
Zane sah einen Augenblick fassungslos drein, erstaunt über die Macht, die Chronos ihm
demonstriert hatte. Wie sollte irgend jemand etwas gegen eine Inkarnation ausrichten können, die
die Fähigkeit besaß, bereits stattgefundende Ereignisse umzukehren?
Er sprang ab und rannte zur Tür. Sie war verschlossen, öffnete sich aber, als er sie berührte.
Dann stürmte er die Stufen zum Zimmer des Jungen empor, während er gleichzeitig in seinem Beutel
nach der Seele tastete. Besaß er sie noch, oder hatte die Zeitumkehr sie dem Jungen bereits
zurückgegeben?
Er selbst, Zane, war von der Umkehr verschont geblieben; er besaß noch die volle Erinnerung an
alles Geschehene. Doch der Junge war an den Ereignissen beteiligt gewesen, also müßte er seine
Seele eigentlich inzwischen zurückerhalten haben. Wie war das denn nun?
Als er tiefer in den Beutel griff, fand er die Seele. Doch kaum hatte er sie hervorgeholt, als
sie sich aus seiner Hand fortriß und davonschoß. Zane erblickte den schlafenden Jungen im selben
Augenblick, als die Seele wieder in ihn eindrang und verschwand.
Während er fortfuhr, begriff er, wie die Sache funktionierte.
Die Zeit war zwar umgekehrt worden, doch seine eigene, amtsbedingte Immunität hatte verhindert,
daß die Seele, die sich in seinem Besitz befand, die Umkehr mitmachen konnte.
Auf ähnliche Weise hatte er sich selbst auch nicht dabei gesehen, wie er dem Jungen während des
Feuers half. Natürlich hatte er sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Gebäudes aufgehalten, so
daß er sich selbst gar nicht richtig hatte sehen können. Die Zeitumkehr war unvollkommen
geblieben, weil er selbst aus ihr ausgeklammert gewesen war, anstatt die Ereignisse ebenfalls
rückwärts zu durchlaufen. Interessant, aber anscheinend nicht kritisch. Nun war er hier, kurz vor
Ausbruch des Feuers. Offensichtlich gab es da kein Paradoxon. Er beugte sich über das Bett. »Wach
auf!« rief er. »Wach auf, sonst mußt du sterben!«
Der Junge erwachte. Er erblickte die Erscheinung des Todes, die neben seinem Bett aufragte. Mit
einem Schrei rollte, stürzte er sich aus dem Bett. Er sprang auf die Füße und rannte auf das
offene Fenster zu. Zane warf sich dazwischen, um ihn aufzuhalten. Was nützte es, den Jungen vor
dem Feuer zu retten, nur um ihn durch Angst in einen selbstmörderischen Sturz aus dem Fenster zu
treiben? Er versuchte gerade, sich in die Arbeit der Schicksalsgöttin einzumischen, und das war
problematisch - es sei denn, daß sie bereit war, mitzuspielen.
Zane spreizte seine Skelettfinger und versperrte dem Jungen den Weg. »Gib die Frau auf«, sagte
er. »Gehe hin und lebe rechtschaffen. Um dies zu tun, bleibt dir der Tod erspart.«
Der Junge starrte ihn fassungslos an, dann wich er entsetzt vor ihm zurück.
Da war die erste Rauchschwade wahrzunehmen. Das Feuer begann. »Weck das Haus auf!« rief Zane.
»Begib dich hinaus. Lebe - und denke daran.«
Der Junge floh. Schon wenige Augenblicke später weckte er mit seinen Schreien die anderen
Hausbewohner. »Wacht auf! Wacht auf! Ich habe den Tod gesehen! Den lebenden Tod! Lauft ins
Freie!«
Es wirkte. Schon bald rannten die Leute die Treppe hinunter ins Freie und entgingen auf diese

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