Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
abgelegenen Flecken im westlichen Staat Nevada, der am wenigsten
bevölkerten Region der Vereinigten Staaten, was darauf zurückzuführen war, daß sie auch am
unbewohnbarsten war. Zanes Edelsteine führten ihn in eines der Wüstengebiete, in völliges
Ödland.
Dies war Drachenland. Die landschaftlich schönen Hot-Smoke-Mountains - zu Ehren dieser Tiere
umbenannt - waren übersät mit Nestern und Horten der wilden Reptilien. Hier überlebte nur wenig
Pflanzenbewuchs, aber das war den Drachen ziemlich egal, weil sie ja Fleischfresser waren und vor
allem zarten Jungfrauen auflauerten. Meistens befanden sich diese Wesen auf Raubzügen und hielten
Ausschau nach jungfräulichen Tieren, doch galten ihnen die seltenen menschlichen Jungfrauen als
ganz besonderer Leckerbissen.
Tatsächlich...
Tatsächlich, so fiel ihm nun ein, war dies auch das Gebiet des Drachenkults, einer Religion, die
sich dem Wohlergehen dieser exotischen Spezies verschrieben hatte. Seine Mitglieder hatten sich
sehr dafür engagiert, den Bau von Ausflugszentren, bewässerten Farmen und Raketensilos in dieser
Gegend zu verhindern; sie hatten den Einwand vorgebracht, daß die Hot-Smoke-Drachen über keinen
anderen natürlichen Lebensraum verfügten und daß sie, wenn man sie nicht frei gewähren ließe,
schon bald von der Ausrottung bedroht sein würden, die sie schon einmal, kurz vor ihrer
Entdeckung, beinahe dahingerafft hätte. Zum Glück waren sie von einem Mann entdeckt worden, der
sich für seltene Tiere interessierte und der sie mit einfachen magischen Mitteln aufgespürt
hatte. Hätten die ursprünglich in dieser Region beheimateten Trapper oder Siedler sie entdeckt,
so hätte man sie wohl völlig ausgerottet, und niemand hätte danach auch nur daran geglaubt, daß
sie je existiert hatten.
Die Mitglieder des Drachenkults hatten einige Prozesse gewonnen, denn die Öffentlichkeit befand
sich im Augenblick in einer Phase großen Umweltbewußtseins. Deshalb hatte man die
Hot-Smoke-Drachen weitgehend ungeschoren gelassen.
Aber essen mußten sie trotzdem, und Jungfrauen, gleich welcher Art, waren knapp. So hielt der
Drachenkult ständig Ausschau nach neuen Opfern. Menschenopfer waren zwar offiziell verboten, doch
es fiel schwer, die Sache ständig zu überwachen, und die staatlichen Behörden litten unter einem
chronischen Personalmangel.
Und tatsächlich - als Zane am Ort seines Klienten ankam, erblickte er eine wunderschöne, aber
völlig verschreckte junge Frau, knapp im heiratsfähigen Alter, die in einem Käfig
gefangengehalten wurde. Hier war bereits Nachmittag, und die Männer entfachten gerade ein Feuer,
mit dessen Rauch sie anscheinend einen Drachen herbeirufen wollten. Wie diese Drachenkultler die
Jungfrau eingefangen haben mochten, das wußte Zane nicht, aber es bestand kein Zweifel, daß sie
verloren war. Er würde ihre Seele holen müssen, wenn der Drache sie in fünfundzwanzig Minuten
verspeiste, es sei denn, er fand eine Möglichkeit, sie zu retten.
Zane trat an den Käfig und fragte das Mädchen: »Wie haben sie dich hierher gebracht?« Er hegte
den Verdacht, daß man sie mit Drogen vollgepumpt hatte.
Sie unterbrach ihr Weinen und sah ihn an, ohne ihn zu erkennen. Das war seltsam, denn
normalerweise nahmen die Klienten seine Gegenwart wahr. »Mit einem Lastwagen, Sir.«
»Ich meine, hat man dich gezwungen? Hat man dich entführt? Falls dem nämlich so...«
Ihre Lippen bebten. »Nein, Sir. Ich bin aus eigenem fr... freien Willen gekommen.«
»Weißt du, was sie mit dir vorhaben?«
»Ich soll von dem Drachen aufgefressen werden«, sagte sie, und wieder stiegen ihr die Tränen in
die Augen. »Ich darf nicht einmal eine Droge nehmen, die das Bewußtsein beruhigt, weil das meinen
Geschmack verändern würde.«
Also reagierten die Drachen sogar empfindlich auf die Jungfräulichkeit des Geistes! Das war
wirklich eine grausame Situation. »Aber warum willigst du in deinen Mord ein?«
»Meine... meine Familie... verschuldet...« Nun brach sie vollends zusammen und konnte nicht mehr
sprechen.
Also war es doch legal, weil es sich technisch um einen freiwilligen Akt handelte. Sie hatte sich
selbst verkauft, um ihre Familie von Schulden zu befreien. Derlei Verträge waren rechtens,
solange dabei keine Täuschung im Spiel war. Er hatte gehört, daß der Drachenkult über erhebliche
Mittel verfügte, weshalb er auch nicht daran zweifelte, daß man einen fairen Preis bezahlt hatte,
wodurch die Schulden der Familie
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