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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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diese Vorstellung erschütterte ihn, wenngleich ihm
der Gedanke auch schon vorher gekommen war. In den vergangenen Jahren hatte er zwanghaft sein
Glück versucht und war dabei in eine Fallgrube gestürzt, aus der ihn schließlich nur der Tod
selbst hatte befreien können. Er verspürte keinen Wunsch mehr, wieder in diesen Morast
zurückzufallen! Warum sollte er es dann mit Lunas Todesart riskieren?
Die feuerspeiende Drachin musterte ihn und versuchte, festzustellen, warum er nicht gebraten war.
Er erwiderte den Blick, worauf sie fast so sehr erbleichte wie ein Mensch, als sie das Amt
erkannte, das er innehatte.
»Tu es nicht!« rief Luna.
Zögernd trat Zane beiseite. Er wußte, daß er kein Recht dazu hatte, sich einzumischen. Die
Drachin schüttelte den Kopf, als wollte sie die Asche einer unangenehmen Vision abstreifen, dann
konzentrierte sie sich wieder auf Luna. Zane schien für beide aufgehört zu haben zu existieren;
als Tod verschwand er ohnehin meistens aus dem Bewußtsein von Wesen, die nicht seine
unmittelbaren Klienten waren.
Und doch zögerte die Drachin, weil der Anblick des Todes sich eben nicht so leicht beiseite
schieben ließ. Selbst der flüchtigste Anblick des Todes löste in einem Lebewesen das Bewußtsein
seiner eigenen Sterblichkeit aus, und das war stets etwas Beunruhigendes. Die meisten Tiere gaben
sich sehr viel Mühe, um dieses Bewußtsein zu vermeiden oder auszuschalten, und darin waren sie in
der Regel erfolgreicher als der Mensch. Der größte Fluch des Menschen bestand darin, daß er
seinen Tod klarer zu sehen vermochte als andere Wesen; er konnte das Ende nahen sehen, weshalb er
auch länger leiden mußte.
Erschüttert begann die Drachin damit, ihre Flügel auszubreiten, als wollte sie wieder
davonfliegen. »Überleg es dir jetzt doch nicht noch anders!« rief Luna. »Wenn du mich nicht
frißt, wird das arme Mädchen, das ich hier abgelöst habe, dem nächsten Drachen zum Fräße
vorgeworfen werden!«
Hoppla, das stimmte ja! Wenn Luna die Drachin besiegte, waren sie und das Mädchen frei. Doch wenn
sie sich dem Ungeheuer nie wirklich stellte - etwa weil ein Dritter sich eingemischt hatte, so
war ihre Geste umsonst gewesen. Zwar hätte Luna einwenden können, daß die Drachin immerhin einen
Feuerstoß auf sie abgegeben hatte, doch hatte sie sich ja für einen ehrlichen Tod entschieden.
Hätte er sie nicht geliebt, Zane hätte ihre Entschlossenheit restlos bewundert.
Nein, das stimmte auch nicht so recht! Gerade deswegen liebte er sie noch mehr. Auf die
deutlichste nur denkbare Weise zeigte Luna, wie integer und mutig sie war. Er, Zane, hatte nie
dergleichen getan.
Noch immer zögerte die Drachin. Zane hätte nicht gedacht, daß die menschliche Personifikation des
Todes ein Tier derart beeindrucken konnte. Die Drachin hätte eigentlich keine Angst vor ihm haben
müssen. Wußte sie vielleicht irgend etwas, das ihm unbekannt war?
Mit gezücktem Messer stürmte Luna auf das Ungeheuer zu.
Nun reagierte die Feuerspeierin richtig: Sie blähte sich auf, ließ ihren Kopf herumschwingen und
stieß einen reinblauen Flammenstrahl hervor, der gute drei Meter lang war und nur wenig Rauch
erzeugte. Vielleicht hatte die Drachin ja nicht innegehalten, weil sie beunruhigt war, sondern
nur, um noch etwas mehr Hitze aufzubauen. Luna wich dem Flammenstrahl aus. Nun, da das Feuerorgan
mit voller Kraft arbeitete, war er so schmal, daß man ihm leicht entgehen konnte, vor allem dann,
wenn man den Kopf des Ungeheuers im Auge behielt.
Luna rannte zu der Drachin, stieg dem Reptil auf das rauchende Maul und kletterte ihm auf den
flügelbesetzten Rücken.
Die verwirrte Drachin ließ den Kopf herumwirbeln. Der schlangenähnliche Hals war sehr biegsam,
und sie hätte sich mühelos in den eigenen Rücken beißen können.
Dann hatte Luna auch schon das Drachenei gepackt. Sie riß es los und preßte es wie einen Fußball
eng an ihren Leib. »Und nun verseng mich mal mit deinem Feuer!« schrie sie.
Natürlich wagte die Drachin das nicht; damit hätte sie ihren eigenen kostbaren Nachwuchs
geröstet. Unentschlossen erstarrte sie einen Augenblick; sie war zwar klug genug, um das Problem
zu erkennen, aber nicht so klug, um eine Lösung dafür zu finden. Luna hatte einen
Überraschungsangriff gestartet und dadurch die Initiative gewonnen.
Sie glitt vom Rücken der Drachin auf den Boden, das Ei in einem Arm haltend. Noch immer konnte
das Reptil sie nicht angreifen; das Ei war zu einer Art

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