Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
Es war die Schicksalsgöttin in ihrem mittleren
Aspekt. »Sie müssen ihre Seele nehmen, Tod, sonst ist in buchstäblichem Sinn die Hölle
los.«
»Zur Hölle mit der Hölle!« explodierte Zane. »Auf dieser Grundlage nehme ich sie nicht. Es mag
zwar sein, daß man Sie angewiesen hat, die ganze Sache einzufädeln, Norne, aber ihre Seele können
Sie nicht entnehmen. Das kann nur ich, und ich werde es nicht tun. Machen Sie Ihr übles Tun
rückgängig, denn ich werde sie nicht sterben lassen.«
Eine weitere Gestalt erschien. Es war Mars, die Inkarnation des Krieges. »Die Schicksalsgöttin
hat es eingefädelt, aber wie Sie schon vermuteten, geschah es auf Anordnung der herrschenden
Mächte. Sie hatte und hat keine andere Wahl.«
»Auf betrügerische Anordnung Satans!« schrie Zane.
»Das mag wohl stimmen«, meinte Mars, »aber gegen den können Sie nicht ankämpfen.«
»Satan hat betrogen! « wiederholte Zane. »Ich habe Einspruch dagegen erhoben, und dem wird
mit Sicherheit stattgegeben werden, sobald die Tatsachen bekannt sind. Bis zur Anhörung weigere
ich mich, mit dem Fürsten des Bösen unausgesprochen gemeinsame Sache zu machen. Luna wird nicht
sterben.«
Da erschien die Natur, in ihr Nebelkleid gehüllt. »Laß ab von dieser Narretei, Thanatos«, drängte
sie. »Bisher hat man dir einige kleinere Verstöße gegen die Vorschriften nachgesehen, aber dieses
Mal riskierst du mehr als du ahnst.«
Zane sah sie wütend an. »Seid ihr denn alle gegen mich? Dann sollt ihr auch alle verdammt sein!
Ich weiß, daß ich im Recht bin, ich kenne meine Macht, und ich werde meine Entscheidung nicht
ändern.«
Die Natur lächelte grimmig. »Wir befinden uns in einer Krise. Es ist an der Zeit, deutlich zu
reden.«
»Ich habe schon gehört, wie du deutlich redest!« konterte Zane. »Aber in meinem eigenen
Kompetenzbereich könnt ihr euch nicht über mich hinwegsetzen. Diese Frau wird nicht
sterben!«
Die Norne lächelte. »Beruhigen Sie sich, Tod. Wir sind auf Ihrer Seite.«
»Ihr steckt alle unter einer Decke! Ihr habt euch verschworen, um mich in diese Lage zu
bringen!«
»Verschworen haben wir uns«, stimmte Chronos ihm zu.
»Satan muß aufgehalten werden, und Gott will nicht eingreifen. Wir Inkarnationen sind jetzt die
einzige Instanz, die noch dafür sorgen kann, daß das Nichteinmischungsabkommen eingehalten
wird.«
Zane wirbelte herum, wobei er seinen zornigen Blick über die anderen schweifen ließ. »Die Art und
Weise, wie ich an mein Amt geraten bin... meine Begegnung mit Luna, die so sorgfältig von ihrem
Vater in die Wege geleitet wurde, der von alledem wußte... meine unschuldigen, scheinbar
zufälligen Begegnungen mit jedem von euch... Lunas gegenwärtige Qualen... alles von langer Hand
vorbereitet!«
»Bekannt, aber nicht unbedingt vorbereitet«, erwiderte Chronos.
»Nur die Einzelheiten wurden nach Bedarf angepaßt«, fügte die Schicksalsgöttin hinzu.
»Weil dieses Amt von der richtigen Person ausgeübt werden mußte«, sagte die Natur.
»Damit diese den Krieg gegen den Satan anführen kann«, schloß Mars.
»Verdammt sollt ihr sein! Verdammt sollt ihr sein!« schrie Zane. »Ich habe nie um diese Bürde
gebeten! Was hattet ihr für ein Recht, euch in mein Leben einzumischen?«
»Das Recht der Notwendigkeit«, entgegnete die Natur.
»Wenn wir uns nicht einmischen, fällt die gesamte Menschheit der Verdammnis anheim.«
»Wie sollen meine Qual und Lunas Tod irgend jemandem nützen?« wollte er wissen.
»Ihr Leben «, berichtigte ihn die Norne. »Wir brauchen ihr Leben, nicht ihren Tod.«
»Das habe ich Ihnen doch gezeigt«, warf Chronos ein. »In zwanzig Jahren wird Luna verhindern, daß
Satan die politische Macht in den Vereinigten Staaten von Amerika an sich reißt, um eine Politik
zu betreiben, die die Nation und die ganze Welt zum äußerst Unangenehmen verwandeln und durch
welche ein Großteil der Menschheit direkt der Hölle anheimfallen wird. Doch Luna kann ihn nicht
aufhalten, wenn sie vorzeitig stirbt.«
Langsam begann Zane zu verstehen, doch er war nicht erfreut. »Also habt ihr dafür gesorgt, das
Todesamt einem Mann zu übergeben, von dem ihr wußtet, daß er sie nicht holen würde«, sagte er
verbittert. »Weil er so töricht war, zu lieben, was man ihm zu diesem Zweck vor die Füße geworfen
hatte. Und der Magier Kaftan hat das seiner eigenen Tochter angetan...«
»Es ist zwar etwas Entsetzliches, was wir hier tun«, sagte Chronos, »aber die Qualen und
Entbehrungen, die
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