Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
getroffen
hatte. Sie brach zusammen.
Zane war noch nie ein besonders guter Kämpfer gewesen, doch jetzt war sein Jähzorn wieder
erwacht. Wie ein explodierender Stern wurde das Rot von Lunas strömendem Blut in seinen Augen
immer größer. Er stürzte sich auf den Eindringling, als dieser das Gewehr herumriß, um auf ihn zu
schießen. Mit einer behandschuhten Faust schob er den Lauf beiseite, mit der anderen Hand hieb er
nach dem Gesicht des Schlägers.
Der Mann stieß einen Schrei aus und stürzte rücklings zu Boden, wobei er das Gewehr fallen ließ.
Zane wandte sich an Luna, die am Boden in ihrem eigenen Blut lag. »Ich muß dich sofort zu einem
Arzt bringen!«
»Das nützt nichts«, keuchte sie. »Die Krankenhäuser quellen über von Untoten. Für kleinere Fälle
ist dort kein Raum mehr.«
»Aber du könntest doch zu Tode bluten!«
Trotz ihres Schmerzes lächelte sie ihn an. »Dann müßtest du meine Seele nehmen, Tod, nicht wahr?
Und das würde... würde alle anderen auch befreien.«
Mit erneutem Entsetzen erkannte Zane, daß es sich hier um eine Doppelfalle handelte. Wäre das
Attentat gelungen, hätte sein Nachfolger den Todesstreik beendet und Luna geholt.
Wäre Luna tödlich verwundet worden, hätte Zane selbst sie holen müssen, weil er nicht mitansehen
konnte, wie sie litt. So oder so hätte Satan gesiegt.
»Aber nun, da ich gesehen habe...« Luna machte eine Pause und japste nach Luft, dann fuhr sie
fort: »... gesehen habe, wie erpicht Satan darauf ist, dich loszuwerden, bin ich mir nicht mehr
so sicher, daß ich gehen sollte.«
»Irgendeine ärztliche Behandlung... ich weiß ja noch nicht einmal, wie ich die Blutung zum
Stillstand bringen kann...«
»Bring mir einfach den weißen Edelstein von der Konsole dort«, sagte sie, und ihre Stimme wurde
immer matter. »Das ist ein... Heilungsstein...«
Zane sprang davon und holte den Stein. Luna nahm ihn mit zitternden Fingern und legte ihn auf ihr
Bein, worauf die Blutung sofort ins Stocken geriet und schließlich aufhörte. Man konnte
mitansehen, wie das Fleisch am wunden Rand zu verheilen begann. »Damit belaste ich meine Seele
zwar noch mehr, indem ich diese schwarze Magie benütze«, sagte sie, »aber um mich mache ich mir
jetzt keine Sorgen mehr. Ich glaube, daß du anscheinend hinter etwas Größerem her bist, Zane, als
ich dachte. Und darin sollte ich dich wohl unterstützen.«
»Das stimmt«, sagte er ein wenig ungnädig. »Aber Satan will dich tot haben, ich blockiere das
lediglich. In ein paar Tagen wird über meine Petition beraten, dann müßte die Angelegenheit mit
deinem Todeszeitpunkt eigentlich berichtigt werden. Dann bist du wieder frei und kannst dein
Leben leben, während ich mich wieder meinem Amt widmen kann.«
»Ich verstehe wirklich nicht, warum ich so wichtig sein soll«, sagte sie und stand wieder auf,
als ihre Beinwunde verschwand. Das war wirklich ein sehr mächtiger Heilungsstein!
»Das muß mit irgend etwas zu tun haben, das mein Vater in die Wege geleitet hat. Dann hat er auch
noch dafür gesorgt, daß der Tod mich persönlich unter seine Fittiche nimmt...«
»Du bist es wert, unter Fittiche genommen zu werden«, meinte Zane. »Und nun muß ich gehen. Du
bist gerade verwundet worden, nur weil du in meiner Nähe warst: Ich will nicht, daß das noch
einmal vorkommt. Ich kann dich am besten dadurch beschützen, daß ich mich von dir
fernhalte.«
»Aber Satan kann mich doch trotzdem noch angreifen!« widersprach sie. »Das hat er doch soeben
bewiesen!«
»Das wird ihm überhaupt nichts nützen, solange ich mein Amt innehabe. Zunächst einmal muß er mit
mir fertigwerden.«
Der Killer, den Zane zu Boden geschlagen hatte, stöhnte. Sie sahen ihn an, worauf Luna der Atem
wegblieb und Zanes Muskeln sich versteiften.
Kein Wunder, daß der Mann so schnell aufgegeben hatte.
Eines seiner beiden Augen war nur noch ein Klumpen Blut und Flüssigkeit. Das andere...
»Ich muß ihm mit meinen Fingern voll in die Augen gefahren sein«, sagte Zane. »Das war mir nicht
einmal bewußt...«
Luna reichte ihm den Heilungsstein. Zane hielt ihn an das Gesicht des Mannes, neben das
durchstochene Auge. Sofort heilte es und wurde wieder klar. Dann hielt er den Stein an das andere
Auge. Wie ein Jojo fuhr es an seinem herabbaumelnden Nerv zurück in die Höhle und nahm wieder
seinen gewohnten Platz ein.
»Es tut mir leid«, sagte Zane zu dem Mann. »Ich habe gehandelt, ohne nachzudenken.«
Der Mann bestastete prüfend sein
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