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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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möglichst schnell tauschen. Es ist von großer Wichtigkeit, daß Sie als
Tod mehr leisten als als Lebender, und ich glaube, daß Sie durchaus das Potential dazu besitzen.
Und jetzt richten Sie sich auf, damit ich Ihnen den Umhang anpassen kann.«
Zane stand auf, und sie legte ihm den Umhang über die Schultern. Er war nicht schwer, war aber
auf seltsame Weise massig. Sie hatte von Magie gesprochen; dieses Kleidungsstück roch förmlich
danach.
»Ja, das liegt eng genug an. Los, ziehen Sie jetzt die Schuhe an. Und vergessen Sie die
Handschuhe nicht. Die Schuhe werden es Ihnen unter anderem ermöglichen, auf Wasser zu gehen. Ihre
Runden dürfen nicht von banalen Trivialitäten behindert werden.«
»Aber das ist doch lächerlich!« protestierte Zane. »Gerade wollte ich mich noch selbst umbringen,
und jetzt bin ich plötzlich ein Mörder!«
»Natürlich. Ich mußte Ihren Faden sehr sorgfältig bemessen. Technisch gesehen hat Ihr Leben
soeben geendet. Sehen Sie mal, man wird den Leichnam des Todes für den Ihren halten.«
Sie drehte die Leiche um, und Zane sah, daß sie ihm unangenehm vertraut vorkam. Sie glich nun ihm
selbst - mit einem Einschußloch im Gesicht. »Sie werden das Amt so lange ausüben, bis auch Sie
sorglos werden und es einem Klienten gestatten, sich gegen Sie zu wenden.«
»Oder bis ich an Altersschwäche sterbe«, antwortete Zane, der kein Wort von alledem
glaubte.
»Sie werden nie vom Alter heimgesucht werden. Und auch nicht vom Sterben, sofern Sie gute Arbeit
leisten. Wenn Sie den Durchschnittsmenschen fragen, was er sich am meisten wünscht, wird er
antworten: Nie zu sterben. Das ist natürlich ein absolut törichter Wunsch; mit der Zeit
werden Sie die Wichtigkeit des Sterbens besser begreifen. Das Wichtigste ist nicht das Recht zu leben , sondern das Recht zu sterben .«
»Ich verstehe nicht...«
»Was ist das Leben denn anderes als ein beständiger Erhaltungsinstinkt? Die Natur benutzt diesen
Instinkt, um uns funktionieren zu lassen; sonst würden wir uns alle gehenlassen, und die Art
würde verschwinden. Die Natur ist eine grausame grüne Mutter. Der Überlebensinstinkt ist ein
Lockmittel, kein Privileg.«
»Aber wenn ich nicht altere...«
»Die Zeit hält alle übernatürlichen Agenten, vor allem die zahlreichen Inkarnationen, in einem
Schwebezustand. Sie werden leben, bis Sie sterben, wie viele Tage, Jahre oder Jahrhunderte das
auch dauern mag, aber Ihr gegenwärtiges körperliches Alter wird sich niemals ändern.« Sie führte
ihn zu seinem Wandspiegel.
»Übernatürliche Agenten?« Zane griff nach den Randbemerkungen, da er bislang unfähig war, den
Finger auf den Kern seiner Situation zu legen. »Inkarnationen?«
»Tod, Zeit, Schicksal, Krieg, Natur«, sagte sie.
»Die wichtigsten Feldagenten, die zwischen Gott und Satan operieren und sich vor keinem von
beiden verantworten müssen. Wenn es einem von uns bestimmt wäre, zu sterben wie normale Leute,
dann müßten wir uns über den Verbleib unserer Seele Sorgen machen, und das würde dann sicher auch
einen Interessenkonflikt bedeuten. Nein, wir sind unsterblich, wie wir es auch sein müssen, und
sind keiner der Supermächte Rechenschaft schuldig. Aber wir müssen unseren Job erledigen, sonst
wird alles äußerst kompliziert.«
»Unseren Job«, wiederholte Zane matt. »Ich bin kein Killer. Jedenfalls war ich keiner, bis
dies...«
Die Norne blickte ihn durchdringend an, und plötzlich war ihm klar, daß sie von seiner Mutter
wußte. Er spürte eine innere Kälte, und das Schuldgefühl stieg wieder in ihm auf.
Doch die Norne erwähnte die Angelegenheit nicht. »Natürlich nicht«, meinte sie und beäugte den am
Boden liegenden Leichnam. »Das war nur ein verpatzter Selbstmord. Der Tod tötet nicht; der Tod
holt lediglich die Seelen jener, die im Sterben liegen, die problematischen, damit sie nicht
verloren gehen und nicht auf ewige Zeiten orientierungslos bleiben.«
Nun hatte Zane etwas entdeckt, gegen das er andiskutieren konnte. »Es gibt fünf Milliarden
Menschen auf der Welt! Jedes Jahr sterben davon hundert Millionen oder so. Der Tod müßte also
jede Sekunde mehrere von ihnen gleichzeitig holen, und das über den ganzen Erdball verteilt. Das
ist doch unmöglich!«
»Nicht unmöglich, aber vielleicht unpraktisch«, antwortete sie. »Schauen Sie bitte mal in den
Spiegel.«
Zane sah hin. Der Totenschädel starrte ihn an, in seine Kapuze gehüllt. Seine Hände in den
Handschuhen waren von skelettartigem

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