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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sollte, um seine Miete zu bezahlen, würde er immer noch
nicht genug haben, um anständig leben zu können, und er würde noch immer kein schönes Mädchen zum
Lieben haben.
Das war die Krux der Sache! Angelica - für ihn bestimmt, aber achtlos verschleudert! Im
Nachhinein merkte er, wie er sich in sie verliebte, sein Gefühl fußte auf fehlgeleiteten
Hoffnungen und Wünschen - und er wußte, daß sie der Typ war, der nur einmal liebte und daß ihr
Geschenk unwiderruflich einem anderen Mann zuteil geworden war.
Zane mochte vielleicht weiterleben, doch nie würde er Angelica haben, nicht einmal dann, wenn der
heimtückische Ladenbesitzer auf der Stelle tot umfiele. Was nützte es da also noch,
weiterzumachen?
Er musterte erneut den defekten Stein. Jetzt sah er wirklich schäbig aus, von schlammiger Farbe,
und mit groben Mängeln behaftet. Er war, so begriff er plötzlich, so häßlich wie sein eigenes
Gewissen. Der Stein war praktisch wertlos - und er selbst war es auch.
Zane schlug sich mit der Handfläche auf den Oberschenkel, als wollte er sich selbst bestrafen -
und spürte die Pistole in seiner Tasche, die er dem Räuber abgenommen hatte.
Er holte sie hervor. Er war zwar nicht mit Schußwaffen vertraut, doch die hier sah ziemlich
einfach aus. Im Griff steckte ein Magazin mit mehreren Patronen, und eine war aus der Kammer
abgeschossen worden. Ein automatischer Mechanismus hatte eine frische Patrone in die Kammer
befördert; er zweifelte nicht daran, daß er nur den Abzug zu betätigen brauchte, und die Waffe
würde wieder feuern. Er könnte sich die Mündung einfach an den Kopf setzen und...
Da fiel ihm der erste Edelstein ein, den er betrachtet hatte, der Todesstein. Der hatte ihm
seinen Tod binnen weniger Stunden prophezeit. Diese Stunden waren nun verstrichen. Der
Liebesstein hatte seine Wirksamkeit erwiesen, also hatte er auch keinen Grund mehr, an dem
Todesstein zu zweifeln.
Selbst der Reichtumsstein funktionierte - auf seine Weise. Er war dazu bestimmt, schon bald aus
dem Leben zu scheiden.
Zane hob die Pistole. Warum nicht? Sein Leben könnte genausogut auf effiziente Weise beendet
werden, anstatt es durch die Gossen der Stadt zu schleppen. Manche Leute meinten, daß es ein
Vorzeichen des Verderbens sei, dem Gespenst Molly zu begegnen.
Tatsache war jedoch, daß zwar jeder Molly ungestraft erblicken konnte, daß sie selbst jedoch nur
jene Leute wahrnahm, die sich bereits ihrem Zustand annäherten.
Wenn Molly also jemanden sah, dann würde diese Person schon bald tot sein. Sie war nicht die
Ursache, sondern lediglich das Signal. Ja, natürlich, der Räuber, der ganz gewiß von dem Gespenst
erblickt worden war, hatte sich mit größter Sicherheit eine tödliche Wunde zugezogen!
O ja, es hatte mehr als genügend Omen gegeben! Warum sollte er sein Schicksal nicht wenigstens
mit größerer Anmut annehmen als sein Leben und es jetzt erledigen, bevor seine natürliche
Feigheit ihn wieder übermannte? Mach es schnell und sauber...
Na ja, wenigstens schnell.
Von der Richtigkeit seiner Überlegung überwältigt, richtete Zane die Pistole gegen seinen Kopf.
Er zielte mit der Mündung in die Höhlung seines rechten Ohrs.
Als sein Finger sich anspannte und etwas zögerte, sich schneller zu bewegen, bemerkte Zane, daß
seine Wohnungstür offenstand. Er blieb wie angewurzelt stehen, unsicher, ob er den Abzug sofort
betätigen sollte, bevor er gestört wurde, oder ob er auf irgendeine wunderbare Rettung hoffen
sollte.
Ob Angelica es sich vielleicht anders überlegt hatte und zu ihm gekommen war? Unsinnige
Vorstellung! Oder war es nur sein Hausbesitzer?
Weder noch.
Die Gestalt, die nun erschien, war in nichtreflektierendes Schwarz gekleidet, mit einer Kapuze,
die ihren Kopf bedeckte.
Sie schloß stumm die Tür hinter sich, dann drehte sie sich vollends zu Zane um.
Ein kahler, knochiger Schädel starrte ihn augenlos an.
Das war der Tod, der gekommen war, um ihn zu holen.
Zane versuchte, einen sinnlosen Protest hinauszuschreien, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.
Er versuchte, den Abzugfinger zu lockern, doch der gehorchte bereits dem Befehl zum Zudrücken und
gab keinem Gegenbefehl mehr statt. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, und Zane konnte nichts
tun, um den Selbstmord, den er vorbereitet hatte, noch abzuwenden.
Und doch hatte der Schock, das Antlitz des Todes selbst vor sich zu sehen, jedes Bedürfnis in ihm
erstickt, sich umzubringen.
Seine Fingermuskeln wollten nicht

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