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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Lebenswille ausgelöscht
worden, und ich bin bereit, mein Leben aufzugeben. Ich hoffe, du bist kompetent.«
Zane sah auf seine Todesuhr. Er war eine Minute zu spät dran! »Das hoffe ich auch«, sagte er.
»Ich habe mich zu lange mit Ihnen unterhalten.«
Der Mann lächelte ein zweites Mal.
»Es war mir ein Vergnügen, Tod. Es hat mir eine kurze Erleichterung verschafft. Wenn du jemals
einen Menschen bemerken solltest, der gegen seinen Willen am Leben erhalten wird, dann mußt du
ihn notfalls mit Gewalt erlösen. Ich glaube, das wirst du auch tun.«
Wieder dachte Zane an seine Mutter. »Das habe ich schon getan«, flüsterte er. »Ein Mensch hat ein
Recht darauf, zu seiner Zeit zu sterben. Daran glaube ich. Aber mancher nennt das Mord.«
»Manche, ja«, stimmte der Klient ihm zu. »Aber manche sind ja auch Narren.« Dann verzerrte sich
sein Gesicht in schmerzvollem Krampf. »Ah, es wird Zeit!« keuchte er. »Tu es jetzt, Tod!«
Zane griff nach der Seele des Mannes. Seine Finger drangen in den Leib des Klienten ein und
packten das Gewebe der Seele. Vorsichtig zog er es hervor, ohne daran zu reißen. Die Augen des
Mannes brachen; er war tot und zufrieden, tot zu sein.
Die drei anderen Patienten im Raum beachteten sie nicht. Sie erkannten ihren Besucher nicht und
merkten auch nicht, daß ihr Zimmergefährte gestorben war.
Zane faltete die Seele zusammen und steckte sie zu der anderen in den Beutel. Glücklicherweise
wurde er langsam etwas besser. Er fühlte sich auch besser, denn er wußte, daß er für diesen
Klienten gerade eben das Richtige getan hatte, indem er ihm weiteren sinnlosen Schmerz ersparte.
Vielleicht war sein Amt ja doch nicht so grausig, wie er geglaubt hatte.
Er sah auf seine Uhr. Wieder lief ein Countdown, doch diesmal hatte er fast eine halbe Stunde
Zeit. Das Katzenauge war geweitet; das Ziel lag also in der Nähe. Ausnahmsweise würde er sich mal
nicht abhetzen müssen.
Er fuhr in einen Park, der hinter Phoenix lag, und verließ mit seinem Wagen die Straße. Dann
öffnete er seinen Seelenbeutel, steckte die Hand hinein und holte eine der Seelen hervor. Er
entfaltete sie behutsam und breitete sie, so gut es ging, an der Windschutzscheibe aus. Es war
eine ganze, unzerfetzte Seele, woran er erkannte, daß es die letzte war, die er eingesammelt
hatte.
Die Seele, die sich vor dem grellen Licht der nahenden Autoscheinwerfer als Umriß abzeichnete,
wies durchsichtige und dunkle Flecken auf, wie ein verzerrtes Rorschach-Bild. Die Einzelheiten
waren faszinierend anzusehen, doch er besaß keine Möglichkeit, ihr Gesamtwesen einzuschätzen.
Sollte diese Seele nun in den Himmel oder in die Hölle weitergeleitet werden?
Irgend etwas glomm in seinem Geist auf, fast wie die Erinnerung an eine frühere Existenz. Zane
griff an der Seele vorbei und öffnete das Handschuhfach. Tatsächlich, darin befanden sich weitere
Edelsteine. Als er sein Amt angetreten hatte, hatte er gleichzeitig Armut mit Überfluß
vertauscht!
Zwei der Steine blitzten sanft. Zane holte sie hervor.
Es waren ebenfalls Cabochons, halb gerundete, polierte Halbkugeln. Einer war von stumpfem Braun,
der andere von stumpfem Gelb. Er legte ihre flachen Seiten aneinander, so daß die beiden zusammen
eine Kugel bildeten, ein bißchen wie die dunkle und die helle Seite des Mondes. Vielleicht waren
es ja sogar Mondsteine. Sie paßten zueinander - aber welchem Zweck dienten sie?
Er löste die Steine wieder voneinander und führte den braunen an die ausgebreitete Seele. Der
Stein flackerte, als wäre er hungrig. Er fuhr mit ihm über die Seelenoberfläche, worauf das Juwel
jedesmal aufleuchtete, wenn es an einen dunklen Fleck kam.
Aha! Nun tat Zane das gleiche mit dem gelben Stein. Der flackerte immer nur an den hellen Teilen
auf.
Wenn das Dunkle dem Bösen entsprach und das Helle dem Guten, besaß er somit ein Analysegerät.
Jeder der beiden Steine reagierte auf einen anderen Seelenaspekt. Somit konnte er die magische
Analyse auf wissenschaftliche Weise durchführen. Doch wie sollte er das Endergebnis
bestimmen?
Vielleicht wurden die Steine ja schwerer, wenn sie die Daten der Seele aufnahmen. Gab es hier
eine Waage?
Er überprüfte das Handschuhfach, konnte jedoch keine Waage entdecken. Nun, vielleicht würde sich
der Bewertungsmechanismus noch zur richtigen Zeit von allein offenbaren. Er hatte jetzt wirklich
nicht genug Zeit, um länger darüber nachzugrübeln.
Zane ließ den braunen Stein die lange Kante der Seele entlang

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