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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gleiten, dann führte er ihn von der
Kante aus einen Streifen hinunter, wobei die dunklen Flecken in den Stein hineinblitzten. Wenn er
über ein Stück fuhr, das bereits bestrichen worden war, gab es keine Reaktion mehr; der Stein
nahm jede vorgegebene Sünde nur einmal auf. Während er dies tat, wurde er nach und nach dunkler,
schien jedoch in Zanes Hand nicht an Gewicht dazuzugewinnen.
Aber diese Veränderung könnte natürlich auch so winzig sein, daß er selbst sie nicht feststellen
konnte.
Als er die gesamte Seele bestrichen hatte, war der Stein fast völlig schwarz. Auf diesem Konto
gab es also jede Menge Schuld und Sünden. Zane fragte sich, um was genau es sich dabei wohl
handeln mochte, doch er sah keine Möglichkeit, das festzustellen. Der Klient hatte ein recht
gemischtes Leben geführt, bevor der Krebs ihn niedergestreckt hatte. Vielleicht war das alles,
was der Tod wissen mußte.
Nun ließ er den gelben Stein auf dieselbe Weise über die Seele fahren. Als der die guten Aspekte
auffing, wurde er immer heller, bis er schließlich so hell schimmerte wie der hellste Mond.
Was nun? Gewiß, beide Steine hatten sich verändert, als sie dieser Seele Maß genommen hatten -
doch welcher von beiden hatte sich mehr verändert? Der dunkle wirkte deutlich schwerer als der
helle; hieß das, daß das Böse in dieser Seele vorherrschte? Doch war der helle Stein dafür auch
immer leichter geworden, als würde das Gute in ihm nach oben schweben. Vielleicht bestand der
Trick darin, zu bestimmen, welcher Stein sich mehr verändert hatte. Drückte der dunkle Stein
stärker nach unten, oder trieb es den hellen stärker in die Höhe? Wo lag das Gleichgewicht, wenn
man aus beiden den Durchschnitt ermittelte?
Dann hatte er es. Er drückte die beiden Steine zusammen. Sie hingen aneinander fest wie Magneten,
und ihre Nahtstelle wand sich in die Form des östlichen Yin-Yang-Symbols oder des westlichen
Baseballs. Sie waren eins geworden.
Er ließ den Ball los. Der blieb in der Luft schweben, in beinahe vollkommenem
Gleichgewicht.
Wie sah die Bestimmung dieser Seele aus?
Dann stieg er, langsam, in die Höhe. Die Bilanz wies einen winzigen Überschuß zugunsten des
Himmels auf. Zane atmete erleichtert auf. Er war wegen dieses Mannes doch nervöser gewesen, als
ihm bewußt war. Er war sich sowohl über die Analysetechnik als auch über das Ziel des netten
Herrn unsicher gewesen, mit dem er sich unterhalten hatte.
Nett? Allzu nett konnte der Mann auch wieder nicht gewesen sein, sonst hätte er nicht soviel
Böses in seiner Seele gehabt!
Die Edelsteinkugel drückte sanft gegen das Autodach. Zane ließ sie nicht entweichen. Es war die
Seele selbst, die er in den Himmel schicken mußte. Aber wie?
Wieder stöberte er im Handschuhfach herum. Er fand eine Rolle durchsichtiges Klebeband und zwei
Pakete voller Kugeln. Die Kugeln waren von deutlich unterschiedlicher Dichte: Einige waren aus
Holundermark und drohten, davonzuschweben; andere waren aus Blei und sehr schwer.
Nun war ihm alles klar.
Zane faltete die Seele erneut zu einer kompakten Masse zusammen, verschnürte sie mit einer
Bandschlaufe und befestigte daran eine schwebende Holundermarkkugel. Dann öffnete er das
Wagenfenster und ließ das Päckchen frei. Es schwebte in den sternenübersäten Himmel empor und war
schon kurz darauf nicht mehr zu sehen.
Er hoffte, daß die Sendung sicher im Himmel ankommen würde. Dies schien ihm eine unglaublich
primitive Methode, um eine solch kostbare Ware wie eine Seele zu befördern. In einer Welt, die
über magische Teppiche und Luxusflugzeuge verfügte, sollte es doch eigentlich möglich sein, eine
Seele auf sicherere und effektivere Weise zu transportieren. Aber das war natürlich nur die
Methode seines Vorgängers. Vielleicht konnte Zane sie später noch weiterentwickeln, wenn er erst
einmal mehr über sein Amt wußte.
Die Steine fielen wieder auseinander und gewannen ihre ursprüngliche stumpfe Farbe zurück. Diese
Aufgabe war erledigt. Er legte die beiden Juwelen wieder zurück ins Handschuhfach.
Die Todesuhr zeigte weniger als zehn Minuten an. Er hatte seinen Zeitüberschuß aufgebraucht und
mußte sich wieder auf den Weg machen.
Zane richtete den Wagen aus und aktivierte den Hyperantrieb.
Diesmal dauerte das Zerren länger. Er sah aus dem Fenster.
Der Wagen bewegte sich über Wasser, ostwärts über den Ozean, wenn er dem Kompaß glauben konnte,
den er nun auf dem Armaturenbrett entdeckte. Er verließ die

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