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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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davonschwimmen sah. Wenn sie sterben sollte, würde er
sein Amt diesesmal nicht niederlegen können, und möglicherweise hatte er danach nicht mehr den
Mut, um den nächsten Klienten hinreichend gegen sich aufzubringen.
»Ich habe zwar einen Heiltrunk, der es neutralisieren könnte, aber...«
»Nehmen Sie ihn!« flehte er.
Von seinem Drängen überwältigt, gehorchte sie schließlich und nahm den Trunk ein.
»Und jetzt suchen Sie sich eine Pistole oder ein Messer«, sagte er.
»Was? Warum soll ich das Gift neutralisieren, nur um danach etwas viel Umständlicheres und
Unsaubereres zu nehmen?«
»Nicht für Sie. Für mich. Ich will, daß Sie mich töten.«
Sie starrte ihn mit aufgesperrtem Mund an. »So etwas werde ich nicht tun! Für wen halten Sie mich
eigentlich?«
Zane erkannte, daß die Sache nicht im mindesten machbar schien. Natürlich war sie keine Mörderin!
Er stieg vom Pferd, nahm sie bei der Hand und führte sie in einen Patio, wo Stühle und Tische
standen. »Warum wollten Sie sterben?« fragte er.
»Was kümmert Sie das?« erwiderte sie, mißtrauisch, aber auch neugierig. Sie sprach mit dem
starken Südakzent dieser Region.
»Vor gar nicht langer Zeit wollte ich sterben«, erzählte er. »Ich überlegte es mir anders, als...
na ja, das läßt sich schwer erklären. Jedenfalls will ich jetzt wieder sterben.«
»Wie kann der Tod überhaupt auch nur einmal sterben?«
»Glauben Sie mir, der Tod kann sterben. Ich bin lediglich Inhaber eines Amtes, und dieses Amt
könnten Sie auch wahrnehmen, wenn...«
»Das ist ja absolut widerlich!« schrie sie. »Das höre ich mir nicht an!«
Zane seufzte. »Erzählen Sie mir von Ihrem Problem.«
Er wußte zwar, daß er kein Psychologe war, aber er mußte sich irgendwie wieder aus dieser
peinlichen Situation, in die er sich selbst gebracht hatte, herausmanövrieren.
»Mein Mann hat mich verlassen«, sagte sie grimmig. »Nach fünfzehn Jahren... wegen einer
Jüngeren... dem werd ich's zeigen!«
»Ist es in Ihrer Religion denn keine Sünde, Selbstmord zu begehen?« fragte er.
Sie hielt stirnrunzelnd inne. »Ich glaube schon, aber...«
»Und sollten Sie überhaupt so etwas machen, nur um ihm eins auszuwischen? Warum wollen Sie den
Fehltritt, den er begangen hat, durch einen eigenen Fehltritt beantworten, der sich zudem gegen
Sie selbst richtet?«
»Ich bin eine Frau«, meinte sie mit sarkastischem Lächeln. »Ich baue eben mehr auf mein Gefühl
als auf Logik.«
Zane erwiderte ihr Lächeln und zeigte damit, daß er ihren Humor zu schätzen wußte. Keine Frau
hielt sich wirklich für unlogisch, so stark ihre Gefühle auch sein mochten, doch es galt als
schick, einen anderen Eindruck zu vermitteln.
»Aber Ihre Seele ist derart ausgewogen, sie enthält gerade soviel Böses wie Gutes, daß diese böse
Tat das Gleichgewicht zerstören und Sie der Hölle ausliefern könnte. Tun Sie das, von dem Sie
wissen, daß es recht ist, dann müßte Ihre Bilanz zugunsten des Himmels ausfallen.«
»Oh, daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Ich will nicht in die Hölle!«
»Glauben Sie mir, im Augenblick stehen Sie hart am Abgrund zur Hölle. Sie haben schon früher
Böses getan, und diese...«
Sie seufzte.
»Das stimmt. Ich habe viel Böses auf dem Gewissen. Ich habe ihn aus dem Haus getrieben. Sie
wissen wahrscheinlich, wie biestig eine Frau werden kann, wenn sie es darauf anlegt.«
»Nicht wirklich. Ich hielt Frauen eigentlich immer für unschuldig und rein«, gestand Zane. »Das
meiste Böse ruht in den Männern. Frauen sollten nach dem Sterben in den Himmel kommen.«
Sie lachte bitter. »Sie Idiot! In Frauen verbirgt sich weitaus mehr Böses als in Männern! Mein
Mann geht fremd, weil das eben in seiner männlichen Natur liegt. Ich hätte es wenigstens besser
wissen können. Ich habe mir etwas vorgemacht, als ich vom Himmel träumte.«
»Ganz und gar nicht«, widersprach Zane. »Ich habe nicht gesagt, daß Sie zur Hölle verdammt sind.
Ich habe gesagt, daß Sie am Abgrund stehen. Der Himmel liegt für Sie durchaus im Bereich des
Möglichen. Ich muß es wissen, denn ich hole die seelischen Grenzfälle. Gehen Sie und tun Sie den
Rest Ihres Lebens Gutes, dann kommen Sie auch in den Himmel. Diese Verheißung ist doch gewiß
einige Opfer wert.«
»Ja, das ist sie bestimmt«, stimmte sie zu. »Aber wie kommt es, daß ausgerechnet Sie, der Grimme
Schnitter, mich dazu drängen? Angenommen, ich lebe weiter, kostet Sie das dann nicht irgendwelche
Punkte oder so?«
»Das

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