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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gestartet und auf Kurs gebracht.
Schon jagte er über die Erde dahin, doch er zollte der Reise nur wenig Aufmerksamkeit. Das würde
nun, wenn er sich richtig erinnerte, sein sechster Fall werden; mittlerweile bekam er den Bogen
raus. Natürlich gab es noch sehr viel zu lernen, vorausgesetzt, daß er es auch wirklich lernen
wollte.
Das Meer wich dem Land. Ein vorbeihuschender Strand, eine grüne Küstenregion, dann schossen sie
schon durch Gebirge und über eine Wüste, deren Sanddünen Falten schlugen wie eingefrorene
Meereswogen. Gen Süden, noch immer im Hypersprung. Das war eine riesige Insel - genaugenommen ein
ganzer Kontinent!
Das Todesmobil hielt schließlich am Ende eines Feldwegs in einer gebirgigen Gegend an. Der
Zeitmesser gab Zane noch vier Minuten. Wo war sein Klient?
Zum ersten Mal schien der Pfeilstein verunsichert. Er drehte ihn umher, und der Pfeil schwankte.
Auf jeden Fall war in dieser Wildnis weit und breit keine menschliche Siedlung zu sehen. Ein
Aufblinken auf dem Armaturenbrett erregte seine Aufmerksamkeit. Es war der Knopf mit dem
Pferdekopfemblem. Zane betätigte ihn.
Sofort saß er hoch zu Roß, und sein Umhang flatterte im Wind. »Was jetzt, Pferd und Freund?«
fragte er.
Das Todespferd setzte sich in Bewegung und galoppierte seitlich den Steilhang empor. Kein
normales Pferd hätte sich auf diese Weise bewegt - aber dies war ja auch ein einzigartiges Tier.
Mortis sprang auf den Gipfel des Bergkamms, auf dem eine primitive Hütte stand.
Das war das Ziel. Der Pfeilstein hatte ihn nicht darauf aufmerksam machen können, weil er ihn
waagerecht und nicht schräg gewinkelt gehalten hatte. Der Wagen hätte nicht dort hinauffahren
können, weil das jedem Wagen unmöglich gewesen wäre, und außerdem pflegte der Tod sich stets
unauffällig zu nähern.
Während sie den ziemlich anstrengenden Berghang erklommen, dachte Zane wieder über sich und sein
Amt nach. Der Anblick einer Gefahr wie beispielsweise jener eines möglichen Absturzes hatte etwas
an sich, was seine morbidesten Gedanken aufs neue erweckte. Wenn er sich für das Amt des Todes
ungeeignet fühlte und nicht über andere richten wollte, die um kein Deut schlechter waren als er,
warum sollte er es dann tun?
Wenn seine Abdankung bedeuten sollte, daß er den Tod sterben würde, den er zuvor verhindert
hatte, so war das vielleicht ganz richtig so. Vielleicht war es auch ganz richtig, daß er in die
Hölle kam. Schließlich hatte er seine Mutter getötet, da konnte er wohl kaum erwarten, mit ihr im
Himmel wiedervereint zu werden! Die Tatsache, daß er sich nun an irgendeine Art von Leben
klammerte, hatte keine Bedeutung; es war nur gerecht, daß er seine Strafe abbüßte.
Ja - das war es, was er tun mußte!
»Ich trete von meinem Amt zurück!« rief er impulsiv. »Bring mich sofort in die Hölle!«
Nichts geschah. Das Pferd trabte auf die Hütte zu und ignorierte Zanes Ausbruch.
Natürlich. Er konnte nicht eben mal zurücktreten. Er mußte von seinem Nachfolger getötet werden,
der wahrscheinlich ein Klient wie er selbst sein und sich gegen ihn richten würde.
Also schön - er hatte einen Klienten vor sich. Dem würde er das Amt übergeben, dann war die Sache
endgültig erledigt.
Als er auf die Hütte zuritt, hatte er noch zwei Minuten. Eine Frau trat heraus, um ihn zu
begrüßen. »Ich bin bereit, Tod«, sagte sie. »Setz mich auf dein prächtiges Pferd und trage mich
in den Himmel.«
Eine Frau! Er hatte mit einem Mann gerechnet, vielleicht mit einer Pistole bewaffnet. Würde eine
Frau sich ebenso bereitwillig gegen ihn wenden? Möglicherweise müßte er erst einiges an
Überzeugungsarbeit leisten müssen.
»Ich kann Ihnen nicht den Himmel versprechen«, sagte er.
»Ihre Seele ist fast ausgewogen. Da könnte sie sowohl in den Himmel als auch in die Hölle
kommen.«
»Aber ich habe Gift genommen, damit ich zu einem Zeitpunkt meiner Wahl fortgehen kann!«
protestierte sie. »Ich muß einfach in den Himmel!«
»Dann nehmen Sie schnell ein Gegengift oder ein Abführmittel«, drängte Zane und fragte sich
dabei, ob das eigentlich noch etwas nützen würde. Hätte man ihn hierhergeschickt, wenn ihr Abgang
nicht sicher gewesen wäre? Und wie konnte sie das Gift, das sie bereits genommen hatte, gegen ihn
anwenden? Die Sache klappte aber gar nicht gut! »Verlängern Sie Ihr Leben, dann können wir uns
unterhalten.«
Die Frau zögerte. »Ich weiß ja nicht...«
»Los, Beeilung!« rief Zane, der seine Felle

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