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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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einem letzten Krampf zusammengesackt war, und holte die Seele hervor.
Schnell faltete er sie zusammen und verstaute sie.
Wieder sah Luna ihm offen ins Gesicht, als sie sprach. »Mein Vater hat ein Abkommen mit dir
geschlossen. Ich werde es auch ohne den Liebesstein honorieren. Du wirst verstehen, wenn ich in
dieser Angelegenheit keine persönliche Freude heuchle. Komm mit.« Sie schritt auf die Tür zu,
durch welche sie eingetreten war.
Die Todesuhr zählte bereits die Zeit bis zum nächsten Klienten ab, doch Zane hielt inne. »Dein
Vater, den du zutiefst zu lieben vorgibst, ist soeben gestorben«, sagte er schockiert.
»Wie kannst du da in einem solchen Augenblick an... an so etwas denken? Wo bleibt deine
Trauer?«
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht zu ihm um. »Ich kann tun, um was mich mein Vater gebeten
hat, weil ich sein Urteil höher schätze als das irgendeines anderen Menschen. Als ich begriff,
daß sein Tod bevorstand, da habe ich den Zauber durchgeführt, den er für diesen Augenblick
vorbereitet hatte. Ich habe einen Edelstein angelegt, der jedes lähmende Gefühl ausschaltet. Wenn
du gegangen bist, werde ich diesen Stein ablegen und soviel leiden, wie ich nur ertragen kann,
ohne den Stein wieder an mich zu nehmen. Meine Trauer wird in wohlabgemessenen Stufen erfolgen.
Aber meine Trauer ist nicht die deine, und während ich bei dir bin, werde ich sie nicht mit dir
teilen.«
Zane schüttelte den Kopf, von dieser Erklärung entsetzt.
»Ich behaupte nicht, ein guter Mensch oder ein guter Tod zu sein. Meistens war ich damit
zufrieden, zu nehmen, was ich bekommen konnte. Vor gar nicht allzu langer Zeit war ich ein Narr
und verschleuderte meine Chance, eine wunderbare Frau zu lieben und zu heiraten...«
»Für diesen Verlust hat die Schicksalsgöttin gesorgt, auf Bitten meines Vaters«, warf Luna ein.
»Dafür brauchst du dich nicht verantwortlich zu fühlen.«
Also war auch das kein Zufall gewesen! Zane war erschüttert, fuhr aber fort. »Jetzt werde ich
wieder ein Narr sein. Ich habe deinem Vater keinen echten Dienst erwiesen, von dem ich wüßte, und
außerdem verdiene ich sowieso nicht die Art von Aufmerksamkeit, die du...«
Luna wandte sich zu ihm um. Sie sah schöner aus denn je.
Ihre Augen waren wie Perlen, als sie sich auf ihn richteten.
Nein, sie hatte nicht geblufft, als sie von ihrer Fähigkeit gesprochen hatte, einen Mann zu
beeindrucken! »Ja, du hast natürlich recht. Du willst keine falsche Verzückung. Benutze den
Liebesstein, dann wird meine Leidenschaft echt sein. Ich hätte nicht versuchen sollen, der Sache
aus dem Weg zu gehen. Wenn du es wünschst, werde ich ihn auch auf dich anwenden, damit deine
Vorbehalte schwinden.«
»Das hatte ich nicht gemeint!« rief Zane verlegen. »Ich verdiene nicht die Aufmerksamkeit oder
die Liebe einer solchen Frau, wie du sie bist. Behalte den Liebesstein; ich werde dein Wesen
nicht dadurch mißbrauchen, daß ich ihn einsetze. Vielleicht hätte ich es getan, als ich noch ein
lebender Mensch war, aber jetzt bin ich der Tod und trage eine große Verantwortung, und ich muß
die Würde dieses Amtes wahren, so wie ich sie begreife. Ich werde dich deiner Trauer überlassen.«
Er wandte sich dem Ausgang zu und verwünschte sich beinahe für seine Perversität. Das war doch
überhaupt kein typisches Verhalten für ihn - warum hatte er nicht einfach den angebotenen Lohn
angenommen?
»Warum?« fragte sie. Er hörte am Klang ihrer Stimme, daß sie sich wieder umgedreht hatte. Nun
blickten sie beide in entgegengesetzte Richtungen, der Leichnam des Magiers zwischen ihnen.
Zane wußte es selbst nicht so richtig. Er hatte von der Würde seines Amtes gesprochen - und doch
hatte er erst vor kurzer Zeit versucht, dieses Amt an den Nagel zu hängen.
»Ich... hör mal, ich gebe zu, daß du die Art von Frau bist, die ich mag. Die Art, die jeder Mann
mögen würde. Du hattest es darauf abgesehen, bei mir Eindruck zu machen, und das ist dir
zweifellos gelungen. Du hast nicht nach sonderlich viel ausgesehen, als... als du es nicht
versucht hast... na ja, im Augenblick bin ich überzeugt davon, daß du alles bist, was ich
vielleicht haben will, aber... Ich schätze, es ist wie das, was dein Vater gesagt hat. Ich möchte
etwas Gutes in meinem Leben leisten, oder in meinem Amt, solange ich noch Gelegenheit dazu habe.
Denn wenn nicht, wo bliebe dann noch der Sinn der Sache? Wenn ich früher gut gewesen wäre, dann
wäre ich nicht so früh hart

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