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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und verließ das
Haus.
Mortis erwartete ihn schon. Zane saß auf und bemerkte dabei die vier Briefe, die er noch immer in
der Hand hielt. Er hatte sie mit energischem Griff umklammert gehalten, seit der Butler sie ihm
hatte wegnehmen wollen.
»Die sollte ich eigentlich lesen«, murmelte er.
Er fand sich im Inneren des Todeswagens wieder. Nein, diesmal war es ein kleines Flugzeug mit
automatischer Steuerung. Die unglaublichen Eigenschaften seines Hengstes zeigten sich immer
wieder aufs neue!
Zane riß den ersten Umschlag auf.

Lieber Tod, lautete er. Warum hast du meine Mutter geholt? Ich finde, du
stinkst!
Und er war unterschrieben:
Liebe Grüße, Rose.

Zane dachte darüber nach. Offenbar ein Kind. Vermutlich hatte der Tod diesen Fall nicht einmal
persönlich bearbeitet, denn es war sehr wahrscheinlich, daß die Mutter des Kindes stark genug
orientiert gewesen war, um von selbst in den Himmel oder in die Hölle zu finden. Doch woher
sollte das Kind das wissen? Vielleicht sollte er es ihm erklären.
Ihren Brief beantworten? Korrespondierte der Tod etwa mit Kindern? Das war anscheinend früher
nicht der Fall gewesen.
Nun, warum eigentlich nicht? Wenn Roses Brief ihn erreichen konnte, so würde das umgekehrt auch
gehen. Nur - was würde es für einen Unterschied für sie machen? Ihre Mutter würde dennoch tot
bleiben.
Doch wer hätte wohl eher eine Antwort verdient als ein verwaistes Kind?
Zane entschied sich, zu antworten. Er würde feststellen, wo die Mutter des Mädchens hingekommen
war - hoffentlich war es der Himmel. Das schien wahrscheinlich, weil zwischen den beiden
anscheinend Liebe geherrscht hatte. Und dann würde er das kleine Mädchen informieren. Vielleicht
würde er ihr sogar eine Nachricht ihrer Mutter überbringen können.
Er öffnete den nächsten Brief:

Lieber Tod - gestern abend habe ich meinen alten Ziegenbock wieder beim Betrügen erwischt. Ich
möchte, daß du ihn gleich morgen holst, damit ich die Versicherungsprämie kassieren
kann.
Hochachtungsvoll, eine empörte Ehefrau.
P.S.: Und sorge auch dafür, daß es ordentlich weh tut!

Den brauchte er wohl kaum zu beantworten. Kein Wunder, daß der alte Ziegenbock fremd ging!
Auf dem Kontrollpaneel des Todesflugzeugs blinkte eine Lampe. Dort stand ein Wort: UHR!
Erschrocken blickte Zane auf seine Uhr. Sie stand noch immer still. »Danke, daß du mich daran
erinnerst, Mortis!« sagte er und stellte den Zähler wieder an. Er legte die Briefe ins Fach. Er
hatte Klienten, um die er sich kümmern mußte.
Der Tod reiste über die ganze Welt, sammelte Seelen ein und schaffte es nach und nach, seinen
Rückstand wieder aufzuholen. Unterwegs begegnete er einer weiteren widerlichen
Höllenfeuer-Plakatserie:

Der Winter ist kalt,
Dein Leben arm.
Komm zu uns,
Hier ist es warm!

In seiner Freizeit beantwortete Zane seine Fanpost und erklärte Rose, daß ihre Mutter unter einer
schrecklichen Krankheit gelitten und große Schmerzen gehabt habe, so daß es schließlich doch das
Barmherzigste gewesen sei, sie in den Himmel zu schicken, wo es keinen Schmerz gab. Er war ins
Fegefeuer gegangen, um die Akten einzusehen, deshalb wußte er, daß dies auch der Wahrheit
entsprach. Die Mutter des Kindes war eine gute Frau gewesen. Allerdings hatte er keine Antwort
von ihr aus dem Himmel bekommen können; anscheinend verloren jene, die dort oben waren, jedes
Interesse an irdischen Dingen. Andere Briefe beantwortete er je nach Dringlichkeit und Anliegen,
wobei er versuchte, einen höflichen Ton zu wahren.
Manchmal fragte er sich, wozu er sich überhaupt die Mühe machte, doch er konnte nur feststellen,
daß ihm dies als das Richtige erschien. Für den Durchschnittsmenschen stellte der Tod eine derart
wichtige Angelegenheit dar, daß alles, was ihm etwas von seiner Schärfe nahm, die Mühe wert
war.
Das Einsammeln und Weiterleiten der Seelen fiel ihm mit zunehmender Erfahrung immer leichter,
dennoch gefielen ihm nicht alle Aspekte dieser Aufgabe. Die Leute starben ja aus den närrischsten
Gründen! Ein Mann machte sich eine Tasse Kaffee, als seine Frau nicht zu Hause war, und
verwechselte den Zucker mit Rattengift; er war halbblind und vergeßlich und kannte sich in der
Küche nicht aus, dennoch blieb dies eine vermeidbare Dummheit: Wenigstens der Geschmack hätte ihn
doch warnen müssen! Ein Mädchen holte die Fluchsammlung ihrer Mutter hervor und invozierte alle
Zauber auf einmal, so daß sie zu Tode verflucht wurde, bevor man ihr

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