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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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er. »Lauf sofort hinaus! Möglicherweise warten wir hier auf deinen Tod!« Die Uhr
zeigte noch neunzig Sekunden.
»Sei nicht albern«, widersprach sie. »Du hast mich schließlich hierhergebracht. Das wäre nicht
nötig gewesen, wenn ich die Klientin wäre. Da hättest du mich einfach mitten in der Luft vom
Pferd stoßen können. Außerdem bin ich nicht im Gleichgewicht, ich schaffe es auch ohne deine
Hilfe zur Hölle. Ich stehe nicht auf deinem Terminkalender.«
Zane mußte zugeben, daß das stimmte. Der Tod hier gehörte jemand anderem. Doch wem?
»Anfangen!« befahl der erste Mann.
Der Jüngling legte die Finger mit einem Was-kann-ich-schon-verlieren-Grinsen auf die Saiten der
Gitarre und gab plötzlich einen wundervollen Akkord von sich. »Seht ihr? Reiner Schrott«, meinte
er.
»Gar nicht wahr«, sagte Luna zu ihm. »Das klang schon sehr schön.«
Erstaunt spielte er weiter und beobachtete dabei seine Hände - während sich eine wunderbare
Melodie entfaltete. Die Finger seiner Linken huschten förmlich über die Stege, während seine
Rechte ein machtvolles Stück zupfte. Beide Hände schienen plötzlich ein Eigenleben zu
führen.
Das ungeschickte Mädchen erhob sich, es hatte die Tanzschuhe angezogen.
»Sie werden schon sehen«, sagte sie. »Ich kann überhaupt nichts.« Ihr rechtes Bein sah
tatsächlich ein wenig verformt aus, vielleicht das Ergebnis irgendeiner frühen
Kindheitsverletzung. Es schien sehr unwahrscheinlich, daß sie es besonders gut bewegen
konnte.
Sie begann zu tanzen, und ihre Füße huschten umher, wie die einer Ballerina. Vor Erstaunen
klappte ihr die Kinnlade herunter. »Die Tanzschuhe!« rief sie. »Magie!«
Beide junge Männer wandten sich Luna zu. »Nun, Schöne, sehen Sie zu und hören Sie auch zu«,
meinte der erste. »Sagen Sie uns, was besser ist, die Musik oder das Tanzen.«
Luna lächelte. »Das werde ich tun. Ich habe selbst mit Kunst zu tun und kann euch eine
Expertenmeinung geben, obwohl es sich hierbei um zwei völlig verschiedene Ausdrucksformen der
Kunst handelt.«
Der Jüngling spielte die magische Gitarre, und das Mädchen tanzte so gut in seinen magischen
Tanzschuhen, daß die anderen Tänzer schon bald innehielten, um ihnen zuzusehen.
Andere wiederum begannen, zur neuen Musik zu tanzen. Doch niemand tanzte so gut wie das
linksfüßige Mädchen, das förmlich über den Tanzboden schwebte, die Beine mit hübschen Schlenkern
in die Höhe warf und die betörendsten Drehungen um die eigene Achse vollführte. Im Sitzen war sie
nicht besonders attraktiv gewesen, doch nun verlieh ihr die Geschicklichkeit ihrer Füße einen
neuen Reiz. Während er zusah, erkannte Zane, daß körperliche Schönheit nicht allein vom Körper
abhing; sie hing damit zusammen, wie man den Körper bewegte.
Das Gesicht des Mädchens rötete sich. Sie fing an zu keuchen. »Genug!« rief sie atemlos. »Ich bin
so etwas nicht gewöhnt!« Doch ihr neues Publikum klatschte, drängte sie, weiterzumachen, und die
Gitarre gab regelrechte Tonkaskaden von sich, die den Tanzsaal geradezu sichtbar ausfüllten. Das
waren wirklich zwei ausgezeichnete magische Gegenstände!
Dann bemerkte Zane, daß der Jüngling nicht mehr lächelte.
Seine Finger waren aufgerissen und begannen zu bluten, weil sie noch weich und untrainiert waren
und nicht die Hornhaut aufwiesen, wie sie erfahrene Gitarristen bekommen. Doch er konnte nicht
mehr aufhören, zu spielen. Die Magie zwang ihn, weiterzumachen. Und das Mädchen...
Da erreichte der Countdown auf Zanes Stoppuhr die Null.
Das Mädchen stieß einen Schrei aus und brach zusammen.
Nun verstand Zane, worum es ging.
Die magischen Gegenstände nahmen keine Rücksicht auf menschliche Beschränkungen. Es war ihnen
egal, ob jemand sich die Finger kaputtspielte oder ob ein Mädchen ohne jede Kondition bis zum
Herzinfarkt tanzen mußte. Alles, was sie erzwangen, war die Vorführung selbst.
Zane stand auf und schritt zu dem Mädchen hinüber, nicht ohne eine gewisse schuldbewußte
Erleichterung darüber, daß die Klientin nun doch nicht Luna gewesen war. Natürlich hätte er
erkennen müssen, was hier passieren würde, und er hätte das ungeschickte Mädchen auch daran
hindern müssen, die entsetzlichen Tanzschuhe anzulegen. Er hätte ihr das Leben retten können,
anstatt einfach nur zuzusehen, wie sie starb.
Mit Bedauern entnahm er dem Mädchen die Seele und wandte sich von dem Leichnam ab. Die anderen
Tänzer standen entsetzt da, als ihnen die entsetzliche

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