Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
enttäuscht.
»Die Komiker müssen verduftet sein, als sie uns kommen hörten«, sagte Dursten angewidert.
»Aber der einzige Ausgang führt durch die Termitengänge«, wandte Norton ein. »Dann hätten wir sie
sehen müssen.«
Dursten stöberte im ersten Alkoven herum. »Es kann sein, daß hier jemand gestanden hat«, meinte
er.
»Guck mal, die Fußabdrücke sind zu sehen.« Er trat in den Alkoven und stellte seine Raumstiefel
auf die Stelle.
Plötzlich wurde er steif. Seine Atmung erlahmte, und sein Gesicht erstarrte mit einem Ausdruck
leisen Erstaunens. Er war zu einer Statue geworden.
»Eine Falle!« rief Norton entsetzt.
Druck, Druck.
»Keine Falle? Aber schau ihn dir doch an! Er ist versteinert!«
Druck, Druck, Druck.
»Sning sagt, daß hier irgend etwas dran ist«, sagte Norton zu Excelsia, die sich in stummer
Hilflosigkeit auf die Knöchel biß.
Er baute sich vor dem versteinerten Raumfahrer auf.
»Dursten, kannst du mich hören?«
Dursten erwachte wieder zum Leben. »Der bin ich nicht mehr ganz genau«, sagte er. »Willst du
meinen Rat hören, Sportsfreund?«
Norton zögerte. War der Raumfahrer zu einem Ausstellungsstück geworden? Wenn dem so sein sollte,
war Vorsicht geboten. »Das weiß ich noch nicht. Wieviel ist dein Rat denn wirklich wert?«
»Na, schätze, das mußt du wohl selbst herausfinden, Nort.«
Was Norton tatsächlich herausbekommen wollte, war, ob er sich tatsächlich in einer Traumwelt
befand, aus der er einfach erwachen konnte. Wenn nicht, konnte sein »Erwachen« katastrophale
Folgen haben. Ein Mensch, der sich einen Schritt vor dem Abgrund dazu entschloß, alles nur als
Traum zu betrachten, der völlig unwichtig war, würde ganz schön Schwierigkeiten bekommen, wenn er
sich irrte. Wenn er dagegen im Recht war, konnte er von der Klippe springen und den Traum dadurch
zu einem Ende zwingen. Norton mußte sicher sein. Welche Frage konnte er stellen, die eine
Traumgestalt dazu bringen würde, dieses Rätsel zu lösen?
Er mußte jemanden finden, der mehr von der Materie verstand als er. Nur so konnte er sicher sein,
daß die Antworten nicht aus seinem eigenen Hirn entsprangen.
Aus diesem Grund spielte es auch gar keine Rolle, ob Bat Dursten er selbst war oder eine
Alkovengestalt; wenn er nicht über das Wissen verfügte, das Norton benötigte, genügte er ohnehin
nicht. Wenn alle vier Alkovengestalten sich manifestierten und keine von ihnen eine separate
Individualität aufwies, dann konnte Norton möglicherweise davon ausgehen, daß er in einem eigenen
Traum gefangen war. Er wußte zwar noch nicht, wie er dann daraus erwachen sollte, aber das würde
sich ergeben. Zunächst mußte er wissen, was hier vorging.
Druck.
Sning war also einverstanden! Doch wenn dies ein Traum war, dann war Sning selbst ein Teil davon,
eine Traumschlange, deren Rat suspekt blieb. Ebenso die Sanduhr; nun erinnerte er sich daran, wie
das erste erwachsene Gäm sie ihm abgenommen hatte. Im wirklichen Leben war das nicht möglich; die
Sanduhr war durch Aglehs Hand hindurchgeglitten. Aber auch das war keine Garantie dafür, daß es
sich hier um eine Traumwelt handelte; möglicherweise hatte Satan einfach nur für eine
entsprechende Illusion gesorgt.
Norton wußte, daß er nichts und niemandem trauen konnte, bis es sich als unabhängig von seiner
Einbildungskraft erwies.
Mit dem Alkoven-Raumfahrer zu sprechen würde nicht genügen. Er mußte technischer vorgehen und die
Rätsel vortragen, die ihm stets zu schaffen gemacht hatten; es ging darum, über sein eigenes
Wissen auf eine Weise hinauszugelangen, die absicherte, daß die Information gültig war. Dies ließ
sich nur durch wissenschaftliche Logik erreichen.
Norton dachte nach, dann wandte er sich an den Raumfahrer. »Bevor ich das entscheide, möchte ich
dir gerne eine Probefrage stellen.«
»Na klar doch, Partner. Immer frisch von der Leber weg!«
»Auf meinem Heimatplaneten gibt es eine Geschichte über Galileo. Es heißt, daß er den berühmten
schiefen Turm von Pisa bestiegen hat, um von dort mehrere Gegenstände zu Boden fallen zu lassen.
Ich weiß nicht mehr, um was es sich handelt, aber es spielt auch keine Rolle. Nehmen wir einmal
an, es war eine Münze, ein Pingpongball und eine Kanonenkugel. Er stellte fest, daß sie alle,
entgegen der landläufigen Meinung, gleich schnell fielen, ob es nun kleine oder große Gegenstände
waren. Im allgemeinen war man davon ausgegangen, daß schwerere und größere Gegenstände schneller
Weitere Kostenlose Bücher