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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nieder. Dann erstarrte
es.
Norton vollzog das gesamte Ritual und ließ es in seinem neuen Amt zum Leben erwecken. Hier
stellte er nun seine schwierigste Frage: »Bist du mit der naturwissenschaftlichen
Relativitätstheorie vertraut?«
»Natürlich. Wir Gäms haben sie schon begriffen, bevor der Mensch noch davon träumte.«
»Dann weißt du auch, daß ein Raumfahrer nach seinem Start von der Erde, wenn er auf einen
Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt hat, das Phänomen der Zeitverzögerung erlebt. Für
ihn und sein Schiff scheint es, als würde die Zeit langsamer verlaufen, so daß er am Ende einer
Reise, die vielleicht einen Monat gedauert hat, aus den fernsten Gebieten der Galaxis
zurückkehrt, um festzustellen, daß die Leute auf der Erde inzwischen vielleicht um Jahrhunderte
gealtert sind und daß alle seine Freunde nicht mehr da sind.«
»Klar doch, das weiß doch jeder Narr!« warf Dursten ein. »Geschieht doch ständig. Deshalb kann
ein richtiger Raumfahrer die Frauen auch immer nur lieben und verlassen; wenn er wieder anlegt,
sind die schon längst zu alten Vetteln geworden.«
»Fahre fort«, sagte das Gäm.
»Aber eine wichtige Aussage der speziellen Relativitätstheorie besagt, daß alles relativ ist; es
gibt keinen absoluten Ruhepunkt. Wenn der Raumfahrer, von der Erde aus betrachtet, also mit
annähernder Lichtgeschwindigkeit zu reisen und eine Zeitverlangsamung zu erleben scheint, sieht
die Sache vom Standpunkt des Raumfahrers umgekehrt aus. Für ihn bewegt sich die Erde mit
annähernder Lichtgeschwindigkeit und erleidet die Zeitverzögerung. Wenn er also wieder auf die
Erde kommt, müßte er dort feststellen, daß die Leute nur einen Bruchteil so sehr gealtert sind
wie er. Wie kannst du diese Paradoxie auflösen?«
»Es gibt keine Paradoxie«, erwiderte das Gäm.
»Wenngleich jeder den anderen zeitweilig als langsamer wahrnimmt, ist das doch weitgehend eine
Frage der Perspektive.«
»Der Perspektive? Die können doch nicht beide recht haben!«
»Die Perspektive«, wiederholte das Gäm unbeirrt.
»Wenn du dich in einem Raumschiff befindest und ich mich in einem anderen, und wenn unsere
Schiffe im Raum auseinanderdriften, dann wird jeder das Schiff des anderen als kleiner wahrnehmen
als sein eigenes, und auch die Leute darin. Die Instrumente des einen werden die Verkleinerung
des anderen messen können. So hat jeder Beobachter recht - aber das ist nur eine Frage der
Perspektive und keine Paradoxie.«
»He, so habe ich die Sache ja noch nie betrachtet!« rief Norton.
»Ich auch nicht«, meinte Dursten.
»Die menschliche Rasse neigt dazu, in ihrem Denken ein wenig oberflächlich zu sein«,
bestätigte das Gäm höflich.
»He, paß bloß auf, was du da sagst!« versetzte der Raumfahrer.
»Aber das bedeutet doch«, meinte Norton, der mit der Paradoxie der Perspektive rang, »daß der
Raumfahrer nach seiner Rückkehr zur Erde keinen Unterschied im jeweiligen Zeitkontinuum bemerken
kann? Weil die perspektivische Verzerrung aufgehoben ist!«
»Nein, es wird durchaus einen Unterschied geben, aber der ist nicht ganz so groß, wie die
unterschiedliche Perspektive ihn erscheinen läßt. Der Raumfahrer wird weniger gealtert sein als
die Leute auf der Erde.«
»Aber dann ist doch das Prinzip der Relativität... die scheinbare Verlangsamung der Erde, vom
Standpunkt des Raumfahrers aus betrachtet...«
»Perspektive verändert keine Realität«, erwiderte das Gäm geduldig. »Auch wenn dein Planet sich
vom Standpunkt des Raumfahrers aus scheinbar verlangsamt, gibt es doch einen Unterschied. Er
altert weniger.«
»Das kann ich aber nicht einfach nur akzeptieren, weil du es eben sagst! Welcher Unter...«
»Der Unterschied der Beschleunigung. Der Raumfahrer erfährt sie, die Erde nicht. Für jede Partei
hat es den Anschein, als würde die andere sich mit steigender Geschwindigkeit von ihr entfernen,
doch nur der Raumfahrer fühlt auch die Extra-g's. Das unterscheidet ihn von den Leuten auf
der Erde und dem Rest des Universums; seine Zeit ist verlangsamt.«
»Die Beschleunigung? Warum sollte die...?«
»Außerdem«, wandte Dursten ein, »verringert er die Beschleunigung bei der Rückkehr, so daß sich
das gegenseitig aufhebt.« Er schien vergessen zu haben, auf welcher Seite er nun eigentlich
stand.
»Es gibt keine verringerte Beschleunigung«, meinte das Gäm. »Es gibt nur eine
Negativbeschleunigung, das heißt also, Beschleunigung in die entgegengesetzte Richtung. Der

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