Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Antimaterie - und Zeit. Zeit.
Und er war Chronos, die Inkarnation der Zeit. Das einzige Wesen, dem es gestattet war, die wahre
Natur der Wirklichkeit zu erfassen.
Norton schüttelte den Kopf. »Satan, verglichen mit dieser Wahrheit sind deine Lügen
bedeutungslos!«
Es war Zeit, zu seinem eigenen winzigen Teil dieses besonderen Funkens zurückzukehren. Er holte
die Sanduhr hervor und konzentrierte sich auf den rieselnden Sand. Noch immer reiste er vorwärts,
und der Sand war noch immer blau - doch als er diesen Trug musterte, nahm der Sand die rote Farbe
an, und er konnte die Dinge endlich wieder so sehen, wie sie wirklich waren. Er hatte Satans
Illusion durchschaut und wußte, daß er ihr niemals wieder unterliegen würde.
Erneut befahl er dem Sand, blau zu werden, diesmal zum wahren Blau, und der Zeitstrom kehrte sich
um.
Das ferne Universum zog sich zusammen. Er fragte sich beiläufig, ob darin wohl vernunftbegabte
Wesen lebten, liebten, sich bekriegten und träumten, ob sie all die winzigen Forschungen der
Naturwissenschaft und der Magie betrieben, und ob irgendein Teil seines schon lange verblichenen
physischen Körpers Teil davon war, ein Ergebnis der abwegigen Chance, daß seine eigene
Milchstraßengalaxie das Neutronenloch gewesen war, welches diese neue Bemühung der Schöpfung
ausgelöst hatte. Vielleicht waren ein oder zwei Quarks von ihm dort! »Viel Glück, ihr, die ihr
auf uns folgt!« rief er.
Dann war er auch schon auf dem Weg nach Hause.
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13. Mars
Sning machte Meldung, als Norton in seiner eigenen Zeit wieder eintraf. Er ließ den Sand grün
werden und griff nach der Sonne. Seine Hand erfaßte einen Sonnenflecken, und die Sonne klackte
und schwang nach auswärts, und zeigte die dahinter liegenden Mauern. Er trat hinaus und schloß
die Tür hinter sich.
Dursten, Excelsia, das Alicorn und das Gäm waren da und blickten ihn an. Sie waren unverändert,
nur ihre Umgebung nicht. Die Mauern erwiesen sich als bemalte und abgestützte Kulissen, und
außerhalb des unmittelbaren Bühnenbereichs war das Zubehör der ganzen Show zu erkennen.
Er winkte dem Gäm zu, und es kam auf ihn zugeglitten.
»Ich habe die Illusion durchstoßen«, sagte er. »Wissen das die anderen?«
»Nein.«
»Hältst du es für einen freundlichen Akt, wenn ich ihnen meine Version der Wirklichkeit
berichte?«
»Nein.«
»Kann ich euch oder einen von euch hiernach noch einmal besuchen?«
»Da du zeitmäßig im Gegensatz zu uns lebst, sind solche Möglichkeiten beschränkt. Wir müssen in
jeden neuen Akt eingewiesen werden, denn du kehrst zurück, bevor wir den letzten erlebt haben.
Schon bald werden wir jenseits der Zeit deiner Amtsübernahme sein, und dann kannst du uns nur
noch im nichtinkamierten Zustand besuchen.«
Norton war leicht erschüttert. Natürlich konnten sie seine drei Besuche nicht in derselben
Reihenfolge erlebt haben wie er! Schon bald würden sie zu seinem nächsten Alicorn-Abenteuer
vorstoßen und schließlich zum Raumabenteuer, ohne es ihm jemals mitteilen zu können. Nein, hier
gehörte er wirklich nicht hin! »Dann will ich nun ein angemessenes Lebewohl entbieten«, beschloß
er. »Ich danke dir, Gämmi, für deine unschätzbaren Ratschläge.«
»Ich spiele lediglich meine Rolle, wie die Regeln es vorschreiben«, erwiderte sie. »Du hast
gespielt und gewonnen, als du so klug warst, mich um Rat zu fragen und die Wahrheit in der
dritten Kammer zu ergründen.«
»Dennoch würde ich dich gerne Freundin nennen.«
»Freundin«, willigte sie ein. »Davon habe ich nicht viele unter deiner Rasse. Ich glaube, du
wirst mir einen Gefallen tun.«
»Einen Gefallen?«
»Im dritten Akt. Indem du mich vor der Vernichtung durch den Raumfahrer rettest. Meine
Regieanweisungen legen etwas Ähnliches nahe.«
»Ach so, ja.« Norton erinnerte sich verlegen daran, wie er Dursten dazu überredet hatte, das
Waisenkind zu adoptieren. Doch er erinnerte sich zugleich auch an die Ursache für Gämmis
Situation, und er zuckte bei diesem Gedanken zusammen. Es war zwar alles nur ein Spiel, und
doch... »Also, lebe wohl, Freundin«, sagte er traurig und schüttelte ihr Tentakel. Er wandte sich
an Dursten. »Bat, ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie ich zu meinem Heimatplaneten Erde
zurückkehren kann. Ich danke dir dafür, daß du dein Leben so tapfer riskiert hast, um mir zu
helfen, und ich wünsche dir hier jeden nur erdenklichen Erfolg.«
»Ach, war doch nicht der Rede wert«, sagte der Raumfahrer auf
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