Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
seine knurrige, grobschlächtige
Art. Sein Blick flackerte zu der Frau hinüber. »Du kommst nicht zurück?«
In gewissem Sinne schon, da sich seine Raumabenteuerszene in Durstens Zukunft befand. Doch darum
ging es nicht. »Ich komme nicht zurück«, bestätigte Norton. »Ich vertraue darauf, daß du ein Auge
auf Excelsia hältst.«
»Ganz bestimmt!« sagte Dursten begeistert.
Norton wandte sich an das Alicorn, »Danke, daß du mich getragen hast«, sagte er. »Ohne diese
Hilfe hätte ich es nicht geschafft.«
Das Alicorn schnaubte, peitschte mit dem Schweif und ließ die Flügel flattern. Es war ebenfalls
verlegen. Dann stupste es Nortons Ohr mit seiner samtweichen Schnauze. Trabe wohl, guter
Mensch!
Nun war Excelsia an der Reihe. Norton nahm sie in die Arme und küßte sie. Sie war ein bißchen wie
der Himmel selbst, auch wenn ihr Schicksal der Hölle näher lag; doch wie bei Orlene und Agleh
wußte er auch hier, daß es für sie beide keine Zukunft gab.
Die Damseil lächelte durch ihre Tränen hindurch, als sie sich trennten. Das war alles; sie
verstand.
Dann machte er kehrt und schritt die Mauer entlang, bis er zum Rand der Kulisse kam. Er schritt
darum herum und fand sich in einem Filmstudio wieder, mit Kameras, Bühnenarbeitern, einem
Regisseur und einer chaotischen Atmosphäre.
Eine attraktive, reife Frau kam auf ihn zu. »Sie waren ein guter Star, Chronos«, sagte sie. »Es
tut mir nur leid, daß wir den Höhepunkt nicht mehr erreicht haben.«
»Die Konfrontation mit...?«
»Mit der Böseren Zauberin«, beendete sie seinen Satz. »Meine Wenigkeit. Ich sollte Sie verführen
und Ihnen den magischen Ring abnehmen, damit sie nicht mehr aus meinen Klauen entkommen sollten.
Ich bin mir zwar nicht sicher, daß letzteres sonderlich erfolgreich gewesen wäre, aber ersteres
erschien mir doch als durchaus reizvoll.«
Das hätte es tatsächlich werden können, denn sie hatte eine Figur, die große Ähnlichkeit mit
seiner Sanduhr aufwies, und sie war offensichtlich ein erfahrener Star.
»Ich wünsche Ihnen mehr Glück mit dem nächsten Hauptdarsteller«, sagte er.
»Glück kann man das kaum nennen«, hauchte sie. »Das ist Magie.«
Norton schritt vorbei am Studiopersonal und den Gerätschaften und fand schließlich den Ausgang.
Als er das Gebäude verließ, drehte er sich noch einmal um und bemerkte das Schild, das oben
befestigt war: SATANISCHE STUDIOS. Ja, so was hatte er sich gedacht.
Dies war Hollywood, wo Satan ausgezeichnete Schauspieler und technische Möglichkeiten zur
Verfügung hatte und ohne fremde Einmischung frei agieren konnte. Wahrscheinlich gab es einige
recht gute Kinofilme, die Satans Stempel trugen, denn er hatte durchaus dramaturgisches und
erfinderisches Talent.
Er befahl dem Sand in der Uhr, gelbe Farbe anzunehmen und bewegte sich durch den Raum in sein
Haus im Fegefeuer. Welch eine Erleichterung, endlich wieder zu Hause zu sein!
Doch er konnte sich noch nicht ausruhen. Erst mußte er herausfinden, was der Vater der Lüge
vorhatte, warum die Abwesenheit Chronos' für ihn so wichtig war.
»Rufen Sie Lachesis herbei«, beauftragte er den Butler.
»Ich möchte gerne mit ihr sprechen, sobald es ihr paßt.« Er bemerkte, daß die Hausuhr dieselbe
Zeit anzeigte wie vorher, als er sein drittes Antimaterie-Abenteuer angetreten hatte. Die
Drei-Personen-Beschränkung hatte ihn daran gehindert, diese Stunden ein drittes Mal zu erleben
und hatte ihn mühelos daran vorbeigeführt.
»Sofort, Sir«, erwiderte der Butler.
Da schwang sich auch schon eine Spinne an einem Faden von der Decke herab, als er ins Wohnzimmer
trat. Sie verwandelte sich in Lachesis, während Norton sich in seinen leichten Sessel setzte.
»Ist irgend etwas Bestimmtes los, Chronos?« fragte sie.
»Ich bin ein paar Stunden nicht dagewesen«, erklärte er. »Ich glaube, Satan führt irgend etwas im
Schilde, und da bin ich zurückgeeilt, um ihn daran zu hindern. Weißt du, worum es geht?«
Mit offensichtlichem Erstaunen sah sie ihn an. »Warum sollte Satan irgend etwas unternehmen, um
den Status quo zu stören?«
»Machst du Witze? Er will doch die politische Macht auf Erden!«
»Aber die bekommt er doch sowieso. Er braucht lediglich ein wenig zu warten.«
»Die bekommt er? Seit wann?«
»Manchmal fällt es mir schwer, mein Gewebe genug zu entwirren, um einzelne bedeutsame
Schicksalsfäden zu isolieren. Aber es geht ja ums Politische. In ungefähr zwei Jahren wird im
Kongreß eine entscheidende Abstimmung
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