Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
stattfinden - und obwohl sie nur knapp ausgehen wird, sieht
es so aus, als würde Satan genug Stimmen bekommen, um sich durchzusetzen. Ab dann wird alles in
seinem Sinne verlaufen, und wir können nichts unternehmen; alles, was wir täten, würde die
Situation nur noch verschlimmern. Das weiß Satan, deshalb macht er sich auch keine Sorgen.«
»Aber was ist denn dann mit Luna? Die wird ihn ja wohl nicht unterstützten, und...«
»Wer?«
»Luna. Die Senatorin Kaftan. Thanatos' Frau.«
»Ach so, die. Ich hatte ihren Namen vergessen. Ja, diese Frau leistet Thanatos Gesellschaft, aber
sie ist keine Senatorin. Sie führt einen Magieladen in Kilvarough.«
Norton starrte sie fassungslos an. »Keine Senatorin?«
»Nie gewesen. Sie hat nie irgendein politisches Amt innegehabt. Bist du sicher, daß du dich nicht
im Namen irrst?«
Norton begriff, daß hier etwas Schlimmes schiefgelaufen war. »Muß wohl ein Gedächtnisfehler sein.
Tut mir leid, daß ich dich umsonst bemüht habe.«
Sie lächelte und wurde zu Clotho in einem enthüllenden Nachthemd. »Du brauchst keine Vorwände,
Chronos. Ich verstehe deine Situation ja.«
Hoppla. »Diesmal war es wirklich Verwirrtheit. Verschieben wir die Sache ein paar Stunden. Da ist
noch etwas Dienstliches, das ich erst erledigen muß.«
»Arbeit geht vor Vergnügen«, stimmte sie zu. »Ich habe selbst noch einiges aufzuarbeiten, und
jetzt habe ich auch keine Entschuldigung mehr, mich nicht daran zu machen.« Sie nahm wieder
Spinnengestalt an, kletterte ihren Faden empor und verschwand. Luna war keine Senatorin! Satan
mußte zugeschlagen haben - doch wie hatte er dies ohne die Unterstützung Chronos' tun
können?
Er begab sich nach Kilvarough und klopfte an Lunas Tür. Die beiden Greife ignorierten ihn;
offensichtlich war er in seiner eigenen Zukunft oft genug hier, so daß sie ihn bereits
kannten.
Luna war zu Hause und sah noch fast genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte. »Ach,
willkommen, Chronos!« rief sie. »Thanatos ist im Augenblick zwar nicht da...«
»Ich will nicht stören, aber ich muß etwas überprüfen...«
»Aber ja doch. Komm rein.«
Drinnen fragte er sie gerade heraus: »Wann hast du dein politisches Mandat niedergelegt?«
Sie furchte die Stirn. »Ich habe nie ein politisches Mandat innegehabt, Chronos. Das weißt du
doch.«
»Du vergißt, daß ich rückwärts lebe, wenn ich mich nicht gerade bewußt auf deine Zeitrichtung
einschwinge wie jetzt.« Er zeigte auf den grünen Sand. »Ich kenne deine Vergangenheit
nicht.«
Sie überlegte. »Nun, vor achtzehn Jahren habe ich mich um das Amt beworben. Doch da wurde eine
gewaltige Verleumdungskampagne gegen mich gestartet, so daß ich verlor und das alles nicht noch
einmal durchmachen wollte. Näher bin ich diesem Ziel nie gekommen.«
Vor achtzehn Jahren! »Luna, ich weiß, daß sich dies für dich seltsam anhört, aber vor gar nicht
langer Zeit kannte ich dich als Senatorin, der es bestimmt war, Satans Bemühungen um die
politische Macht auf der Erde zu torpedieren. Kannst du mir das glauben?«
»Natürlich«, erwiderte sie. »Schau doch, die Wahrheitssteine unterstützen das, was du sagst.« Sie
zeigte auf eine Reihe kleiner Edelsteine auf dem Kaminsims, die angenehm leuchteten. »Aber ich
kann dir versichern, daß dies nicht meine Realität ist.«
»Die Realität scheint sich verändert zu haben«, sagte er. »Das muß Satans Werk sein. Wenn ich
doch nur wüßte, wie er das gemacht hat!«
»Mit Sicherheit steckte Satan hinter der Kampagne, die gegen mich geführt wurde«, stimmte sie zu.
»Aber das ist schon so lange her, und seitdem hat er mich völlig ignoriert.«
»Er muß einen anderen Diener in der Zeit zurückgeschickt haben, um alles entsprechend
einzurichten. Aber wie, ohne meine Mitarbeit?«
»Du meinst, wenn er das nicht getan hätte, dann hätte ich die Wahl damals gewonnen und hätte eine
politische Karriere eingeschlagen?«
»Genau das meine ich! Dann wärst du heute eine prominente Senatorin. Und ich muß diese Karriere
für dich irgendwie wiederherstellen, um der Menschheit willen! Aber zunächst einmal muß ich
herausfinden, wie er das angestellt hat. Erst dann kann ich etwas dagegen unternehmen.«
Luna schritt zu einem Schrank und holte einen anderen Stein hervor. »Vielleicht kann ich dir
helfen. Das hier ist ein Unheildetektor, der sehr empfindlich auf die Machenschaften Satans
reagiert.« Sie führte ihn dicht an ihn heran, und er flackerte. »Du bist vor kurzem in
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