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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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notwendige
Sache, und er kommt zu allen lebenden Kreaturen zur rechten Zeit; es ist recht so, denn ein
rechter Tod ist das größte Geschenk, das einem rechten Leben folgen kann, und ich ziehe es vor,
diesen Übergang so wenig unangenehm wie möglich zu machen und keine außerordentlichen Maßnahmen
zu ergreifen, um den Schmerz des Dahinscheidens zu verlängern, oder um die natürliche
Lebensspanne zu verkürzen, wie sie von Atropos festgelegt wurde.«
»Atropos?«
»Ein Aspekt der Schicksalsgöttin, die eine weitere Inkarnation ist. Atropos durch trennt den
Lebensfaden. Wenn ein Mensch stirbt, ruht die Hauptlast stets auf den Lebenden; deswegen kümmere
ich mich zu einem großen Teil auch um diese, wie in deinem Fall. Ich hege Mitgefühl für die
Sterblichen, denn oft haben sie ein schweres Los.«
»Mitgefühl!« rief Norton.
»Ich begreife, daß es dir schwerfällt, dies zu verstehen oder zu akzeptieren, aber so ist es nun
einmal.«
Norton starrte in das mit einer Kapuze bekleidete Schädelgesicht und stellte fest, daß er ihm
glaubte.
Diese Todeserscheinung war wirklich mitfühlend.
Thanatos versuchte Norton dabei zu helfen zu ertragen, was offenbar ertragen werden mußte. »Das
ist alles? Du hast deine wertvolle Zeit allein dafür verwendet, um meine Sorgen zu
lindern?«
»Es vergeht keine Zeit«, sagte Thanatos. Er zeigte auf die schwarze Uhr. »Ich habe mit Hilfe der
Todesuhr die Zeit aufgehalten, damit ich ungehindert mit dir sprechen kann.«
»Danke«, sagte Norton schlicht. »Muß hübsch sein, so ein Gerät zu haben, um die Zeit bei Bedarf
beherrschen zu können.«
»Du hast ein ähnliches Gerät«. sagte Thanatos. »Das ist auch ein weiterer Grund, warum ich bei
dir innehielt.«
»Ein weiterer Grund? Was ist denn der erste Grund?«
»Die Tatsache, daß du mich erkennen konntest. Nur wenige Menschen, die nicht unmittelbar mit dem
Tod zu tun haben, können meine Gegenwart spüren.«
»Ich liebe Orlene!« sagte Norton. »Alles, was ihr Wohlergehen betrifft, betrifft auch
meins!«
»Das ist wahr, das hast du bewiesen. Und also hat du mich gesehen - und ich sah deinen
Ring.«
Norton blickte auf seine linke Hand. »Oh, Sning. Orlene hat ihn mir geschenkt.«
»Ausgezeichnete Magie läßt sich auch in kleine Gegenstände fassen«, sagte Thanatos. »Sning, wie
du ihn nennst, ist dämonischen Ursprungs und beinahe so alt wie die Ewigkeit.«
»Aber er ist doch nicht böse! Wie kann er da ein Dämon sein?«
»Dämonen unterscheiden sich voneinander, genau wie Menschen. Er ist gut, solange er an den Dienst
- den Guten - gebunden bleibt. Du hast Glück, über seine Treue herrschen zu können.«
Diese Wende des Gesprächs war so überraschend, daß Norton für einen Augenblick alles andere
vergaß.
»Sning«, fragte er den Ring, »ist Thanatos echt?«
Druck, Druck, Druck.
»Wie kannst du das genauer feststellen? Mußt du ihn dafür berühren?«
Druck.
»Hast du etwas dagegen?« fragte er die Erscheinung.
Thanatos schüttelte den Schädel.
»Dann tu es, Sning.«
Sning glitt von Nortons Finger in seine Handfläche und auf die Kapuzengestalt zu. Thanatos zog an
den Knochenfingern seiner linken Hand, die sich als Handschuh entpuppten. Darunter befand sich
eine menschliche Hand, ganz mit Fleisch, ja sogar mit einer Spur von Schmutz unter den
Fingernägeln. Er streckte diese Hand vor, und Sning berührte sie mit der Zunge.
Dann kringelte sich die kleine Schlange wieder um Nortons Finger, während Thanatos den Handschuh
wieder überstreifte.
»Er ist echt?« fragte Norton Sning wieder.
Druck.
»Und alles, was er mir erzählt, stimmt?«
Druck.
»Und du bist tatsächlich ein guter Dämon?«
Druck.
Das genügte. »Du hast mich verblüfft«, sagte Norton zu Thanatos. »Zuerst habe ich nicht an dich
geglaubt, aber jetzt... Nun, ich weiß deine Höflichkeit zu schätzen aber ich werde trotzdem
versuchen, Orlene zu retten.«
»Natürlich. Das ist dein Weg.« Thanatos erhob sich und reichte Norton ernst die Hand.
»Mortis!« rief Thanatos. Das prächtige Pferd kam zurückgetrabt, und schon bald landeten sie
wieder auf Gawains Wohnebene, saßen ab und kehrten in das Apartment zurück. Orlene stand noch
immer wie eingefroren neben dem Kind. Thanatos griff wieder nach seiner Uhr.
»Äh, danke«, sagte Norton verlegen. Zwar war er auch jetzt noch nicht mit dem einverstanden, was
hier geschah, doch er wußte nun, daß Thanatos keine Schuld trug.
Die düstere Gestalt nickte. Dann lief die Zeit wieder.
Thanatos

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