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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Schlimmes. Er wird gerade geboren, vielleicht auch gezeugt - ich weiß nicht, ab wann es
zählt -, deshalb muß er zurücktreten. Er wird in den Himmel gelangen; sein Konto befindet sich in
gutem Zustand.«
»Er wird geboren? Aber dann müßte er doch noch sein ganzes Leben vor sich haben!«
»Nein, er hat es hinter sich.«
»Ich verstehe nicht...«
»Nun, das ist ja gerade die Komplikation. Sehen Sie, Chronos lebt rückwärts. Das muß er ja auch,
wenn er alles wissen soll, was geschehen ist - ich meine, wann es geschehen wird. Das ist seine
Aufgabe - die Dinge zeitlich zu terminieren. Wenn Sie also sein Amt antreten, werden Sie sich
rückwärts in der Zeit entwickeln, bis zum Augenblick Ihrer Geburt oder wann auch immer; dann
müssen Sie abtreten, weil Sie danach nicht mehr existieren. Aber da Sie an die Vierzig sind,
haben Sie ungefähr ebenso viel Lebensspanne hinter sich wie vor sich; auf diese Weise kommen Sie
auf pari heraus. Die Zeit ist kein Amt für einen jungen Mann! Und außerdem können Sie dann wieder
mit Orlene Zusammensein! Denken Sie doch nur mal daran!«
»Mir wirbelt der Kopf! Da gibt es so viele Fragen...«
»Nun, kommen Sie mit und schauen Sie sich die Sache einmal an! Wenn Sie es sich anders überlegen
sollten, brauchen Sie ja die Sanduhr nicht anzunehmen.«
»Die Sanduhr?«
»Das Symbol von Chronos' Macht. Wenn Sie sie annehmen, nehmen Sie damit auch das Amt an, bis die
Geburt es beendet. Aber wir müssen uns beeilen; wir haben noch einen weiten Weg vor uns, und ich
habe Clotho versprochen, daß Sie heute kommen würden.«
»Noch heute! Aber ich brauche doch Zeit, um nachzudenken! Eine solche Entscheidung... ich habe
noch nie von dem Amt des Chronos gehört! Ich...«
»Sie können unterwegs darüber nachdenken. Kommen Sie schon - rufen Sie einen Dünenwagen; zu Fuß
dauert es zu lange.«
Benommen gehorchte Norton. Er sprach in sein Anzugfunkgerät, und einen Augenblick später setzte
sich der Wagen in Richtung ihrer Koordinaten in Bewegung.
Während sie darauf warteten, dachte Norton über seine Entscheidung nach. Rückwärts zu leben,
Orlene wiederzusehen, lebend und glücklich -, und doch wußte er, daß es unmöglich wäre, zusammen
mit ihr etwas zu unternehmen, zu handeln, weil dies den Lauf der Geschichte verändern würde. Wenn
er sie zu dem Zeitpunkt aufsuchte, bevor sie Gawain geheiratet hatte, so daß sie niemals seine
Gespensterbraut werden würde, dann würde Gawain Norton nicht darum bemühen, seinen Erben für ihn
zu zeugen, folglich würde Norton ihr niemals begegnen und sie lieben - ein Paradox! Es war
unmöglich. Offensichtlich würde er nicht dazu in der Lage sein, mit ihr in Kontakt zu treten, er
würde sie lediglich als Unsichtbarer beobachten können, so wie Gawain es getan hatte. Für sie
würde Norton nicht mehr sein als ein Gespenst. Und doch war selbst dies noch verlockend, denn es
war die einzige Möglichkeit, sie überhaupt wiederzusehen.
Sie gelangten zur nächsten Transportstation und begaben sich mit Hilfe des Materietransmitters
zurück zur Erde. Unterwegs verblaßte Gawain zur Unsichtbarkeit, weil nicht jeder Zollbeamte
Verständnis für Gespenster hatte. Doch immer, wenn sie allein waren, wurde er sichtbar und gab
Norton Anweisungen, um die richtige Adresse zu finden. Es stellte sich heraus, daß sie sich in
einem heruntergekommenen Teil einer herunterkommenden Stadt befand. Hier gab es keine
Vergnügungsebenen, keine Wildparküberdachung; nur eine einzige Ebene aus zerfallenden Gehsteigen
und Apartmenthäusern aus Schaumbeton. Das war ein Ort, wo ein Fremder Gefahr lief, überfallen zu
werden.
Tatsächlich wurde er auch schon bald von einer Gruppe junger Schläger entdeckt, die sich sofort
verteilten, um ihm den Weg abzuschneiden. Norton war unbewaffnet; schließlich hatte er bis vor
kurzem noch den Mars erforscht, wo er Gawains verzaubertes Schwert nicht brauchte.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Gawain. »Ich werde Sie sicher hindurchbegleiten.«
»Sie können doch noch nicht einmal jemanden berühren!« brummte Norton.
Gawain lächelte. Plötzlich trug er die Uniform eines Bereitschaftspolizisten, komplett mit
kampfbereitem Schlagstock. »Verschaffen Sie mir den nötigen Hintergrund«, murmelte er.
Norton begriff. »He, Sir«, sagte er laut zu seinem Begleiter. »Das hier ist keine Razzia; wir
suchen lediglich nach Wehrflüchtigen.«
Gawain wedelte mit dem Elektrostab. »Jeder, den ich fange, ist ein Wehrflüchtiger.

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