Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
neue Sicht der Realitätshefe. Das Gäm jedoch war rechtschaffen erbost
über das zerschmetterte Auge. »Du hast mich gehauen!« schrie es. Es ließ ein weiteres Tentakel
hervorschießen, um die Stange zu grabschen und sie Norton zu entreißen.
»Ich habe dir den Kopf eingeschlagen«, sagte Norton. »Wieso bist du nicht bewußtlos?«
»Ich habe keinen Kopf«, erklärte das Gäm. »Du hast meinen höchsten Punkt geschlagen.«
Norton hob den Kopf und trat dem Monster in den Unterleib. Doch das Gäm reagierte nicht. »Warum
krümmst du dich jetzt nicht vor Schmerz?« fragte er. »Männlich oder weiblich, wehtun müßte es auf
jeden Fall!«
»Ich habe keinen Unterleib«, sagte das Gäm und gestikulierte mit der Stange. »Das ist lediglich
eine untere Gabelung.«
Norton grabschte wieder nach der Stange. Die Tentakel ließen sie nicht los, also rang er damit,
bis er die Stange an einem Ende kraftvoll durch die geleeartige Mittelmasse des Ungeheuers rammen
konnte. Immer noch keine Reaktion.
»Aber ich habe doch gerade dein Herz durchbohrt!« rief er.
»Ich habe kein Herz«, erwiderte das Gäm.
Drei weitere Tentakel peitschten vor. Eines von ihnen bekam die Sanduhr zu fassen, die nun neben
Norton schwebte. »He, die gehört mir!« schrie er. »Gib sie mir sofort zurück!«
»Zwing mich doch!« höhnte das Gäm.
Doch das konnte Norton nicht, denn das Wesen hielt die Sanduhr gerade außerhalb seiner
Reichweite. Er konnte die Zeit nicht mehr verändern und war jetzt ernsthaft in
Schwierigkeiten.
Das Gäm ließ den Schlund vorwärtsgleiten, bis er die Stange erreichte, die noch immer in seinem
Körper stak. Mit Hilfe des Schlunds spie es die Stange aus. Es hatte wirklich einige Vorteile,
galatinös zu sein!
»Nun bist du an der Reihe«, sagte das Monster und richtete ein Glubschauge auf Norton, während es
ihn wieder in Richtung Schlund zerrte.
Er trat ihm die Zähne ein. Aua! Sein ganzer Fuß fühlte sich plötzlich taub an. Und jetzt bekam
der Schlund wieder seinen Stiefel zu packen.
Plötzlich war eine entsetzliche Hitze zu spüren. »Ooooh, das hättest du nicht tun sollen!«
keuchte das Gäm und sackte gegen das Kontrollpaneel.
Norton riß seinen Stiefel aus den einfallenden Zähnen und löste sich aus dem schwächer werdenden
Griff der Tentakel. Nun erblickte er Bat Dursten, den Blaster in der Hand. Der Raumfahrer hatte
es endlich geschafft!
»Gerade noch rechtzeitig, wie immer«, sagte Dursten und pustete den Rauch aus der Mündung, um die
Waffe dann mit geübtem Schwung wieder ins Holster zu schieben.
»Ich hätte dich erledigen sollen, als ich noch die Chaaannnsss...«, sagte das Gäm, und sein
Schlund schmolz dahin. Tatsächlich löste sich das gesamte Monster blubbernd auf und die Masse
ergoß über das Kontrollpaneel und troff zu Boden.
»Unsinn«, meinte Dursten forsch. »Die Guten gewinnen immer. So steht's im Script.« Achtlos
musterte er Norton. »Bist du in Ordnung, Nort?«
»Ich glaube schon.« Norton enthielt sich eines Kommentars über das verzögerte Auftreten des
Raumfahrers.
»Na schön, dann zurück zur Action«, sagte Dursten forsch. Dann warf er einen Blick auf das
Kontrollpaneel.
»He! Die verdammte Kreatur ist da hineingeschmolzen! Dieser Schleim wird die ganze Verkabelung
ruinieren!«
»Wie kommt es eigentlich, daß das Gäm zu Boden tropft, während wir im freien Fall schweben?«
fragte Norton.
»Vergiß es!« fauchte Dursten schwebend. »Das Dreckszeug hat einen Kurzschluß ausgelöst! Wir haben
keine Kontrolle mehr! Wir werden auf den verdammten Planeten der Aliens krachen!«
»Aber wir sind doch im Tiefenraum!« protestierte Norton. Doch dann, als er durch die vordere
Sichtluke spähte, bemerkte er, daß ihnen von unten tatsächlich ein Planet entgegenjagte.
»Festhalten, Partner!« schrie Dursten, grabschte nach dem Pilotensessel und schwang sich
hinein.
Norton tat es ihm nach, und schon einen Augenblick später waren beide sicher angeschnallt,
während die Planetenoberfläche auf sie zukam. Norton sah Meere, Kontinente, Berge, Dschungel und
schimmernde Prismenstädte aufblitzen. Es sah alles sehr nach der Art von Planet aus, die er gerne
mal besuchen würde aber nicht mit dieser Geschwindigkeit.
Ein Ruck ließ sie gegen ihre Gurte prallen. »Die Retros«, erklärte Dursten. »Die stehen auf
Automatik, um uns abzubremsen, damit wir nicht zu hart aufprallen.«
»Das ist nett«, keuchte Norton. Tatsächlich fielen sie nicht mehr ganz so schnell.
Dann stürzte das
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