Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Sache nachdenken.«
Satan erhob sich. »Wie Sie wünschen, Chronos.« Er schickte sich an, kehrtzumachen, und war
verschwunden, bevor er sich völlig umgedreht hatte.
Norton nahm eine Mahlzeit zu sich und genehmigte sich ein Nickerchen.
Bald darauf erschien Clotho. Sofort schmiegte sie sich in seine Arme und küßte ihn, doch dann
zögerte sie.
»Oder ist das für dich immer noch zu früh?«
Norton wußte, daß zwischen ihnen eine Romanze gewesen war - oder sein würde, je nach Perspektive.
Er liebte Orlene zwar noch immer, wußte aber, daß diese Beziehung zu Ende war. Und er vertraute
Clotho. »Ich glaube, für mich ist das jetzt schon in Ordnung«, meinte er. »Aber es ist mir neuer
als dir.«
»Es gab eine Zeit, da war das anders«, erwiderte sie lächelnd. »Dies wird mir Vergnügen
bereiten.«
Tatsächlich führte sie ihn in eine durchaus befriedigende Vereinigung, denn sie wußte, was ihm
zusagte, einschließlich einiger Dinge, von denen er selbst vorher nichts geahnt hatte. Er
begriff, daß es ihm Vergnügen bereiten würde, die anderen Begegnungen zu erleben, an die sie sich
erinnerte. Die Loslösung von seiner Vergangenheit war nun so gut wie abgeschlossen. Clotho erwies
sich als ausgezeichnetes Heilmittel... bis auf diese wissenden Augen.
Dann machten sie sich an die Tagesarbeit. Dazu verwandelte Clotho sich in Lachesis, die ihn
schräg anblickte, während sie so tat, als wüßte sie nichts von dem, was ihr anderer Aspekt soeben
mit ihm angestellt hatte. Dann musterte sie ihre fadenbesponnenen Finger. Sie hielt inne. »Das
ist aber seltsam.«
»Eine Verwirrung?«
»Gekreuzte Fäden, wo keine sein sollten.« Sie furchte die Stirn und versuchte die Sache zu
begreifen.
»Das erinnert mich an etwas. Satan möchte, daß ich ihm einen Gefallen tue, und ich habe die Sache
überprüft, sie scheint in Ordnung zu sein. Aber ich dachte mir, daß ich dich vielleicht danach
fragen sollte, nur für den Fall, daß es deine Schicksalsfäden durcheinander bringen
könnte.«
Sie hob den Blick von ihrem Gespinst. »Das wäre klug. Satan darf man nie trauen. Er häuft eine
Täuschung auf die andere, bis die Wirklichkeit völlig verschwunden ist.«
»Es geht um einen Gefallen für einen Mann, der vor ungefähr zwanzig Jahren in deiner
Vergangenheit lebte. Er hatte Gelegenheit, eine schöne und reiche junge Frau kennenzulernen und
zu heiraten, doch er ließ sich die Gelegenheit entgehen und beging statt dessen Selbstmord. Satan
möchte die Sache rückgängig machen, damit dieser Mann ein gutes Leben haben kann.«
»Selbstmord«, wiederholte sie. Nun verwandelte sie sich in Atropos. »Das ist meine Abteilung«,
sagte die alte Frau. »Und die von Thanatos. Ich bestimme den Zeitpunkt des Todes, er führt ihn
durch.« Auf komplizierte Weise bewegte sie die Finger umher und zauberte Fäden herbei. »Die
genaue Raumzeit-Adresse?«
Norton gab sie ihr. »Da ist sie. Hier ist der abgerissene Faden. Er...«
»Gütiger Himmel!«
»Was ist denn los?«
»Das ist ja Thanatos!«
»Ja, der hat wahrscheinlich die Seele abgeholt.«
»Nein, das meine ich nicht. Dieses Leben... das ist der Sterbliche, der gegenwärtig das Amt des
Thanatos innehält, so wie du das des Chronos. Er hat keinen Selbstmord begangen; er hat vielmehr
den vorigen Amtsinhaber getötet. Das ist der Weg, wie dieses Amt übergeben wird.«
»Die ermorden ihre Vorgänger?« fragte Norton entsetzt.
»Thanatos handelt mit dem Tod«, sagte sie grimmig.
»Dennoch, der gegenwärtige Thanatos ist gut, vielleicht sogar einer der besten. Er sorgt sich um
seine Klienten auf eine Weise, wie es andere Amtsinhaber nicht taten; und er hat Satan in einer
kritischen Situation das Handwerk gelegt, wodurch er die Welt, wie wir sie jetzt kennen, erhalten
hat. Es wäre eine Katastrophe, wenn man zuließe, daß Satan ihn eliminiert!«
»Ich dachte, Satan könnte anderen Inkarnationen keinen Schaden zufügen!«
Atropos legte ihm eine verrunzelte Hand auf die seine.
»Mein lieber Junge, Satan läßt sich von keinem Gesetz einengen, das er umgehen kann, und er ist
der Meister der Umgehungsmanöver. Es gibt eben solche Wege und solche.«
»Aber wie...«
»Wenn du seinen Diener zu diesem Knotenpunkt bringst, und dem Diener gelingt es, den Mann namens
Zane dazu zu überreden, den Liebesstein zu kaufen und die schöne junge Frau zu erringen...« Ihre
alten Augen schienen zu funkeln. »Ihr jungen Männer liebt schöne junge Frauen, nicht wahr! Ich
kann mir gar nicht
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