Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
auszuformen. »Diese ganze
Vernichtung war, nicht von Dauer? Es kommt alles zurück?«
Er erhielt keine Antwort. Der Elf war verschwunden.
Nur sein Hut und das Verzauberte Schwert befanden sich noch oberhalb des Schlamms, und einen
Augenblick später versanken auch sie völlig.
Norton fühlte sich sehr allein. Nun stand er hier ohne Waffen und ohne Gefährten - und der Drache
kam gerade wieder auf seine vierzehn oder sechzehn Beinpaare, größer denn je und äußerst
verärgert.
Norton würde den Pfad des Drachen kreuzen müssen, um aus diesem Gebiet zu entkommen.
Druck.
Plötzlich fühlte er sich besser. »Sning! Dich habe ich immer noch!«
Dann schwebte er von dem Planeten fort und jagte in sein eigenes Reich zurück. Der Besuch war
beendet - keinen Augenblick zu früh.
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10. Gäa
Satan erwartete ihn bereits. »Haben Sie sich amüsiert?« fragte der Fürst des Bösen
höflich.
Norton musterte ihn mit kleinen Augen. »Sie wissen nichts davon?«
»Aber mein lieber Kollege! Wie sollte ich?«
»Immerhin haben Sie mich ja dorthin geschickt. Da müßten Sie eigentlich wissen, was da los ist.
Woher sollen Sie sonst wissen, daß Sie mich nicht in mein Verderben schicken?«
»Keine Inkarnation kann der anderen Schaden zufügen.«
»Ja, nicht ohne deren Einwilligung. Und wenn sie mich nun in eine gefährliche Situation brächten
und es mir nicht gelänge, die Gefahr zu meistern, wäre damit mein Einverständnis vielleicht
gegeben?«
»Im Reich der Phantasie besteht für Sie keine Gefahr. Das ist nichts als ein lebendiges
Abenteuer.«
»Ich fand die Sache ziemlich gestellt«, meinte Norton.
»Da komme ich gerade rechtzeitig zu Beginn eines klassischen Fantasy-Abenteuers, samt Damseil in
Not und Gefahr, samt Verzaubertem Schwert, knorrigem Elf, Böser Zauberin, Drachen und Alicorn.
Der wirkliche Zufall hätte mich in irgendeine kahle Wildnis geführt. Und auch meine letzte Reise
- Raumfahrer, Gäms, Psi-Kräfte, Gestaltwandlung und Notlandung auf einem fremden Planeten. Wieder
so ein arrangiertes Abenteuer.«
»Nun, meine Klienten könnten sich wohl kaum für einen langweiligen Urlaub erwärmen«, wandte Satan
ein.
»Ich versuche, sie für ihre Dienste gut zu belohnen. Wissen Sie, der Himmel ist ein ziemlich
langweiliger Ort; meine Reviere dagegen sind aufregend, voller Herausforderung und Erfolg.«
»Also haben Sie auch schon andere mit Bat Dursten und seinen Gäms und mit Excelsia und ihrem
Alicorn in Verbindung gebracht?«
Satan wirkte peinlich berührt. »Sagen wir, mit einigermaßen genauen Repliken von ihnen«,
bestätigte er. »Es ist nichts Schlimmes dabei, und ein organisiertes Abenteuer ist schließlich
Teil meiner Spezialisierung: Eine interessante und amüsante Erfindung.«
»Ja, ich erinnere mich. Sie sind der Vater der Lüge.«
»Gewiß. Dichtung ist nichts anderes als akzeptierte Lüge, und deshalb fällt sie auch in meinen
Aufgabenbereich. Man hat die Menschen einer Gehirnwäsche unterzogen, um zu glauben, daß Lügen
keinen Wert hätten. Doch Lügen dieser Art können außerordentlich beglückend sein. Wenn es Sie
danach gelüsten sollte, andere Szenarios zu besuchen, beispielsweise den Wilden Westen oder die
Geheime Welt der Detektive, oder Geschichtsdramen oder Erregende Romanzen...«
»Ich muß schon sagen, der Antimateriebereich verfügt aber über eine ganz hübsche Auswahl von
Lebensräumen!«
»In der Tat. Jede Menge Platz für all meine bevorzugten Freunde.« Satan beugte sich eindringlich
vor.
»Innerhalb jedes Bezugsrahmens gibt es viele Szenarien. Wenn Sie beispielsweise Excelsia
attraktiv finden sollten, könnten wir dafür sorgen, daß sie...«
»Machen Sie sich keine Mühe.« Tatsächlich hatte Norton sie attraktiv gefunden, doch er war nicht
erpicht darauf, daß Satan es erfuhr. »Wenn Sie eine solch ausgezeichnete Möglichkeit haben, Ihre
Diener zu belohnen, warum beschäftigen Sie sich dann mit mir? Ihr Freund in der
Vergangenheit...«
»Ah, Sie haben die Sache also überprüft? Haben Sie irgendeinen Makel in dem Leben gefunden, das
ich für ihn plane?«
»Nein. Mir ist nur Ihr Motiv nicht klar. Warum schicken Sie ihn nicht lieber in den Kugelcluster
oder in die Laterna-Magica-Wolke, anstatt sich mit mir soviel Mühe zu machen?«
Satan zuckte die Schultern. »Das könnte ich vielleicht tun. Aber ich habe ihm ein glückliches
Leben in dieser Welt versprochen, und meine Versprechen halte ich immer.«
Norton zögerte. »Ich werde noch gründlich über die
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