Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
worden, und du hast die
Zeit umgekehrt, um mich wieder zu enttöten.«
Genau wie er es für Excelsia getan hatte. »Äh, gut«, meinte er unpassend.
»Komm herein, Freund«, sagte Luna, nahm seinen Arm und führte ihn in die Mitte des Raums. »Wir
wissen, daß wir dir einige Erklärungen schuldig sind. Wir haben uns so sehr an dein Wissen
gewöhnt, daß wir schon vergessen haben, daß es ja auch einen Ursprung braucht. Du hast dich für
uns alle als ausgezeichneter Freund erwiesen, und es ist jetzt an der Zeit, daß wir dir mehr
Klarheit verschaffen.«
Und so geschah es. Luna, die als Tochter eines mächtigen Magiers geboren worden war, der die
ersten Anstrengungen Satans vorausgesehen hatte, das System zu unterwandern, war nun eine
einflußreiche Senatorin im Kongreß; man ging davon aus, daß sie in der nahen Zukunft eine
wesentliche Rolle dabei spielen würde, Satans Plan zu vereiteln, der darauf hinauslief, die
Regierung zu übernehmen und die Nation und die ganze Welt zu beeinflussen, um das
Gesamtgleichgewicht zugunsten des Bösen zu verändern und auf diese Weise schlußendlich den Sieg
über Gott davonzutragen. Niemand wußte genau, was Satan vorhatte, aber alle wußten, daß Luna der
Schlüssel zur Vereitelung dieses Vorhabens war.
Deshalb mußte sie geschützt werden. Es hatte schon einige schreckliche Episoden gegeben. Doch
Chronos' Rolle sollte erfolgsentscheidend sein, denn er allein konnte die Geschichte verändern.
Alles, was geschehen war, könnte ungültig werden, und all ihre Erinnerungen und Erfahrungen
konnten sich verändern - wenn Chronos sich nicht als festes Bollwerk gegen die Listen und Finten
Satans erwies. Keiner von ihnen wußte, was Chronos genau getan hatte - tun würde -, um Satan den
Erfolg zu verwehren; offensichtlich war vieles davon schon durch Veränderungen in der
Wirklichkeit ausradiert worden. Doch wenn er siegte, würde sie so bleiben wie jetzt, bereit,
Satan die Niederlage zuzufügen.
»Aber ich muß doch gesiegt haben!« wandte er ein.
»Ihr seid ja schließlich alle hier!«
Luna schüttelte den Kopf. »Nein, im Augenblick sind wir nur eine theoretische Gegenwart; unsere
Wirklichkeit unterliegt deinem Handeln. Wir hoffen zwar aufrichtig, daß du siegen wirst, doch wir
sind so gut wie hilflos, wenn es darum geht, dich bei deinen Bemühungen zu unterstützen.«
Atropos erzählte Thanatos und Luna von Satans jüngstem Trick - wie er es darauf abgesehen hatte,
Thanatos bereits auszuschalten, bevor er sein Amt übernahm. »Weil Chronos noch nichts davon
wußte«, schloß sie, »wollte Satan direkt am Anfang zuschlagen - und beinahe hätte er uns dabei
alle umgangen.«
»Die Letzten sollen die Ersten sein«, stimmte Luna zu.
»In dieser Hinsicht haben wir geschlafen, aber nun ist es ja vereitelt worden. Dennoch zeigen
meine Steine an, daß Satan mit ihm noch nicht fertig ist und daß die Frage nach wie vor
offenbleibt.«
Wie gelassen sie von ihrer möglichen Niederlage oder Nichtexistenz sprach! »Was kann Satan jetzt
noch tun, nun, da ich auf der Hut bin?« wollte Norton wissen.
»Ich weiß es nicht genau«, sagte Luna. »Aber da ist irgend etwas.«
»Es ist unmöglich für uns, festzustellen«, warf Atropos ein, »wann unsere Geschichte verändert
wird.«
»Aber ich habe doch noch gar nichts verändert!« protestierte Norton. »Ich werde nicht...«
Atropos schüttelte den Kopf. »Da ist irgend etwas«, sagte sie, Lunas Worte wiederholend. Sie
holte ihre Fäden hervor. »Diese merkwürdige Kreuzung - und jetzt glaube ich auch nicht mehr, daß
sie rein zufällig ist.« Sie konzentrierte sich und musterte eindringlich das Gespinst. »Irgendwie
kann ich es nicht genau festmachen.«
Nun wandte sich Thanatos an Norton. »Bist du sicher, daß Satans Diener dich nicht doch in die
Vergangenheit begleitet hat?«
»Mich hat kein Dämon begleitet«, sagte Norton. »Es sei denn, du meinst Sning?« Er zeigte den
Schlangenring an seiner Hand vor.
»Der gehört nicht zu Satan«, erwiderte Thanatos. »Ich meine irgend etwas, das Satan dir
vielleicht gegeben hat, das du angenommen hast. Du mußt es annehmen, das ist die Spielregel. Das
Böse kann niemals eine Person in den Griff bekommen, die sich weigert, es anzunehmen. Aber es
kann sehr subtil sein. Möglicherweise hat Satan Wesen und Zweck seines Dieners getarnt.«
»Alles, was Satan mir gegeben hat, war eine Schriftrolle mit der Adresse, die ich nicht behielt -
ich habe sie auswendig gelernt - und ein
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