Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Tiere dabei beobachtet.«
»Du bist kein Tier!« erwiderte er entsetzt.
Das warf sie etwas zurück. Die Sache blieb schwierig und peinlich. Wäre er wie ein Bulle im
Zuchtgehege auf sie losgetrampelt, so hätte sie das zwar entsetzt, aber sie hätte es über sich
ergehen lassen; denn so, das hatte ihre Mutter ihr insgeheim anvertraut, waren die Männer eben.
Dann wäre wenigstens das Eis gewissermaßen gebrochen worden. Diese Metapher gefiel ihr zwar nicht
besonders, sie schien aber einigermaßen zu passen. Auf jeden Fall steckten sie in
Schwierigkeiten.
»Vergiß die Tiere«, sagte sie. »Komm zu mir ins Bett. Es ist albern, so getrennt voneinander zu
schlafen.«
Er kam näher und streckte sich zaghaft neben ihr aus.
»Nicht in deinen Kleidern!« rief sie.
»Oh, gnädige Frau, ich könnte nicht...«
Sie beugte sich vor und nahm seine Hand. Die war kalt und steif. »Cedric, hast du etwa Angst vor
mir?«
»O nein, gnädige Frau!« protestierte er. Doch er zitterte am ganzen Leib.
»Vor dem... was wir tun müssen?«
»Entsetzlich«, stimmte er zu.
»Cedric, das ist lächerlich. Du weißt, daß ich dich mag, und wenn du mir etwas
vorsingst...«
»Das ist die Magie, nicht ich.«
Er wollte, daß sie ihn liebte, nicht seine Magie. Da hatte er nicht unrecht. Doch hegte
sie den Verdacht, daß es sich dabei hauptsächlich um eine Entschuldigung handelte, um seine
Furcht zu rechtfertigen.
»Cedric, ich weiß, daß du kein Feigling bist. Was bekümmert dich denn wirklich?«
»Ich könnte nicht... ich könnte Ihnen so etwas nicht antun, gnädige Frau.«
Schon wieder dieses »gnädige Frau«! Sie versuchte gerade, beide einander näherzubringen, doch
statt dessen verschärfte sich nur ihre Trennung.
»Warum nicht?«
»Weil du so schön... und wundervoll und...«
Er zuckte die Schultern. Die Sprache versagte ihm ihren Dienst.
»Aber Cedric, ich bin doch deine Frau!«
»Nicht freiwillig!«
Dieses Thema war ihr allzusehr vertraut; sie mußte es meiden. »Deine Wahl war es aber auch nicht
Cedric. Wir sind zwei Menschen, die durch die Umstände zusammengeworfen wurden und durch den
Willen unserer Familien, und die haben wirklich versucht, das Beste für uns zu tun, und jetzt
sind wir hier und...«
»Eine Frau und ein Junge«, warf er ein.
Da war es wieder. Er fühlte sich minderwertig und insgeheim konnte sie dieser Einschätzung nicht
widersprechen. Aber sie wußte, daß sie das ändern mußte.
»Du wirst aber doch gerade erwachsen«, sagte sie.
»Ich glaube nicht, daß ich für dich jemals erwachsen genug sein werde.«
»Ach, Cedric, das stimmt doch aber nicht!« widersprach sie.
Doch sie wußte, daß sie sich wie eine Mutter anhörte, die einem Kind Mut machen wollte. Dieses
Gespräch führte nirgendwohin, genau wie all die anderen.
Sie dachte nach, während er in betretenem Schweigen neben ihr lag. Nach einer Weile meinte sie:
»Cedric, vielleicht versuchen wir allzu abrupt, die Dinge anzugehen. Gehen wir doch lieber
langsam vor. Zieh deine Kleider aus, leg dich zu mir unter die Decke und schlafe. Heute Nacht
schläfst du nur, sonst nichts.«
»Versprochen?«
Sie lachte.
»Ich verspreche es dir, Cedric. Was, glaubst du, könnte ich dir sonst schon tun?«
Jetzt mußte auch er lachen, aber es klang etwas gequält.
»Was, wenn es kalt wird?«
»Dann kuscheln wir uns aneinander, damit uns gemeinsam unter der Decke warm wird. So sollte es
doch normalerweise auch sein, nicht wahr?«
»Aber du... du hast nicht eben viel an.«
Sie setzte sich auf und öffnete die Knöpfe ihres Nachthemds, zufrieden über ihre eigene
Kühnheit.
»Ich werde überhaupt nichts anhaben.«
Er rollte tatsächlich zur Seite und fiel mit einem fürchterlichen Krachen aus dem Bett.
Beunruhigt sprang Niobe auf, lief ums Bett und beugte sich über ihn.
»Ach, Cedric, es tut mir so leid! Hast du dir weh getan?«
»Bitte, gnädige Frau... dein Nachthemd...«
Er wandte das Gesicht ab.
Sie sah an sich herab. Im schwachen Schein des erlöschenden Feuers bemerkte sie, daß ihr
aufgeknöpftes Nachthemd sich geöffnet und einen Teil ihres Busens entblößt hatte.
»Um Gottes willen, Cedric! Du kannst mich doch wohl anschauen! Schließlich bin ich deine
Frau!«
»Das ist nicht recht«, sagte er, das Gesicht noch immer abgewandt.
»Cedric, sieh mich an!« befahl sie. Doch er tat es nicht.
Zorn wallte in ihr auf. Sie erhob sich und schritt zum Bett zurück, um sich dort wieder
hineinfallen zu lassen. Was sollte sie nur mit diesem Jungen machen?
Dann,
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