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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Herausforderung dar. Er hatte auch so schnell gelernt, auf die richtigen Sprachnuancen zu achten,
daß er sich schon bald gewandt ausdrückte. Nun verstand sie, wieso seine Familie eine
Gelehrtentradition pflegen konnte.
Unterdessen zeigte er ihr, wie die körperlichen Aufgaben zu erledigen waren, etwa das Stapeln des
Feuerholzes für den Winter, damit es nicht faulte, oder das Leeren des Toilettenhäuschens. Doch
schlief sie weiterhin auf dem Bett, er dagegen an der Feuerstelle; körperlich fand keine Romanze
zwischen ihnen statt.
Im Laufe von zwei Wochen lernte Niobe Cedric sehr gut kennen und war weiterhin von seinen
überragenden Eigenschaften beeindruckt. Er war ein starker und intelligenter Jugendlicher von
freundlichem Wesen und gutem Charakter, aber er blieb leider ein Jugendlicher. Außerdem
war er ihr Ehemann. Niobe wußte, daß sie ihn nicht auf die Hochschule schicken konnte, ohne zuvor
die Ehe wirklich vollzogen zu haben. Doch wie sollte sie das tun? Sie hatte keine Erfahrung damit
und verspürte auch keine Neigung dazu. Dennoch war es offensichtlich, daß Cedric in dieser Sache
nicht die Initiative ergreifen würde. Er behandelte sie mit einem Respekt, der schon an
Vergötterung grenzte. Also oblag diese Aufgabe ihr.
»Cedric«, sagte sie eines schönen Nachmittags. Sein Blick traf auf den ihren, dann wandte er ihn
schüchtern ab. »Ach, Niobe, ist es jetzt soweit?« Manchmal schien er fast ihre Gedanken zu
lesen.
»Wenn die Flitterwochen vorbei sind, wird meine Mutter mich fragen, und dein Vater wird dich
fragen.«
Er seufzte. »Das werden sie. Aber ich bin nicht so naiv, um zu glauben, daß ich mich einer Frau
aufdrängen könnte, die mich nicht liebt.«
Er hatte ein ausgezeichnetes Gespür für die Gründe eines Problems und konnte sie gut in Worte
fassen.
»Ach? Du bist schon einmal geliebt worden?«
Verlegen schüttelte er den Kopf.
»Nie. Mir fehlt es an Erfahrung.«
»Mir auch«, gab sie zu. »Aber von dir erwartet man das!« Sie mußte lachen. »Cedric, ich
bin sicher, daß du sie gehabt hättest, wenn man dir gestattet hätte, mit dem Heiraten so lange zu
warten, bis du so alt geworden wärst wie ich. Ich kann dich wegen dieses Mangels kaum
verurteilen. Er bedeutet doch schließlich, daß du... jungfräulich zu mir kommst.«
»Ich bin erst sechzehn«, warf er abwehrend ein. »Na klar, unter Jungen wird sehr viel geredet,
aber ich wette, ich bin nicht der einzige, der noch nie...« Er zuckte die Schultern.
»Natürlich«, stimmte sie schnell zu. »Zweifache Maßstäbe sind eine Heuchelei. Es ist das beste,
wenn Mann und Frau...« Sie zögerte. »Es gemeinsam lernen.«
»Es ist schwer...«, auch er zögerte. »Wenn du mich so liebtest, wie ich dich liebe, wäre es...«
Er stockte, als er ihre Reaktion bemerkte, dann lief er rot an.
»Was hast du da gesagt, Cedric?«
»Das war ja nur so 'ne Redensart, war das«, sagte er und fiel in seine alte Sprechweise zurück,
während er noch weiter errötete. »Entschuldige.«
»Du entschuldigst dich... dafür, daß du deine Frau liebst?«
»Aber du weißt doch«, sagte er niedergeschlagen. »Das ist doch nicht wirklich!«
»Die Ehe oder deine Liebe?«
Er scharrte mit dem Fuß am Boden. »Ach, das weißt du doch. Du bist so eine prächtige Frau, so
wunderschön, daß mir schon schwindelig wird, wenn ich dich nur anschaue, und du weißt so viel, du
hast so viel Haltung, du hättest etwas Besseres verdient, und das hier hast du wirklich nicht
gewollt. Ich will es für dich nicht noch schlimmer machen. Ich bin doch nur ein Junge.«
Niobes Puls raste, während sie sich auf eine einzige Sache konzentrierte.
»Wann? Wann hast du gewußt, daß du mich liebst?«
Er zuckte die Schultern, als wäre es kaum der Beachtung wert.
»An jenem ersten Tag... als du im Sumpf gesungen hast. Als du um die Feuchtgebiete geweint hast.
Ich habe noch nie so etwas...« Er spreizte die Hände, die Worte fehlten ihm.
»Aber ich bin doch noch nicht einmal eine gute Sängerin!«
»Du glaubst!« erwiderte er ernst.
»Du liebst die Feuchtgebiete wirklich und ich tue es jetzt auch, deinetwegen. Was du
liebst, das liebe ich auch.«
»Cedric, du hast nie etwas davon gesagt...«
»Hätte ich mich noch mehr zum Narren machen sollen?« fragte er mit milder Verbitterung. »Und dich
vielleicht vertreiben? Weil dich hier so ein verliebter Schuljunge belästigt? Nein, so dumm bin
ich auch nicht.«
»Cedric, du bist überhaupt nicht dumm! Du bist ein prachtvoller Junge

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