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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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als sie an ihm vorüberkamen. Dann erspähte er Niobe und lächelte. Inzwischen sah
er auch noch attraktiver aus! Als er ihr näherkam, wurde er jedoch schüchtern und
verlegen. Das Problem zwischen ihnen bestand noch immer.
Sie begleitete ihn in seine Unterkunft und lernte seinen Zimmerkameraden kennen, ein etwas
dicklicher Gelehrtentyp. Cedric zeigte ihr, woran er bisher gearbeitet hatte. Projekte, bei denen
es um Feuchtgebiete und Naturmagie ging. Es war offensichtlich, daß er die Sache sehr ernst nahm
und auch recht viel lernte. Niobe war überzeugt, daß er die Freude seiner Professoren sein
mußte.
Doch zuerst hatte sie noch etwas zu erledigen.
»Gib mir deine Mütze.«
»Meine Mütze?« fragte er verständnislos.
»Deine Collegemütze die Mütze, mit der du dich als Student ausweist. Ich glaube, du wirst sie auf
deinem Kopf finden.«
Verdutzt nahm er sie ab und reichte sie ihr. Niobe holte Nadel und Faden hervor und nähte rund um
die Mütze ein leuchtendes Seidenband. »Das soll den Collegemädchen zeigen, daß du verheiratet
bist«, sagte sie mit Entschiedenheit in der Stimme und gab ihm die Mütze zurück.
»Ach so. Klar. Natürlich.« Er wirkte völlig verblüfft.
Sie küßte ihn keusch, dann kehrte sie zu ihrer Droschke zurück. Auf dem Heimweg war sie zugleich
beruhigt und verunsichert. Es dauerte eine Weile, bis sie die Ursache für ihre Gefühle gefunden
hatte. Doch endlich begriff sie, daß sie zufrieden war, Cedric an einem College etabliert zu
sehen, angenehm überrascht, daß er so attraktiv und selbstsicher war, zugleich aber auch
eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die ihm die gleichaltrigen Mädchen zollten. Schließlich
gehörte es sich nicht für einen verheirateten Mann, ein solches Interesse zu wecken. Also hatte
sie das Erforderliche getan, dennoch machte es ihr Sorgen. Denn was hatte sie mit ihm schon
während des ganzen Sommers angestellt, als sie ihn ganz für sich gehabt hatte? Der Zweifel nagte
an ihr, daß es ihre Schuld gewesen war; oder wenn schon nicht ihre Schuld, so doch ihre
Unvollkommenheit. Wäre es ihnen gelungen, die Ehe zu vollziehen, wenn sie das Problem
aufmerksamer behandelt hätte? Wenn sie mehr Gespür für seine Sicht der Dinge aufgebracht hätte?
Wenn sie darauf verzichtet hätte, seine Fehler zu berichtigen, die vollkommene Dame zu spielen,
um sich statt dessen einfach nur darauf zu konzentrieren, eine Person zu sein, mit der er Umgang
pflegen konnte wie mit einem Collegemädchen? Natürlich hatte er eingeschüchtert reagieren müssen!
Nachdem sie ihre gemischten Gefühle sortiert hatte, nahm Niobe wieder ihr Alltagsleben auf und
brachte einige wahrhaft prachtvolle Webteppiche hervor, die Wald- und Feuchtlandszenen
wiedergaben.
Gegen Ende des Semesters suchte sie Cedric wieder auf. Pflichtbewußt hatte er ihr Briefe
geschrieben, in dem er ihr von seinem Leben und Vorankommen am College berichtet hatte, und seine
Schriftsprache war immer gewandter und ausdrucksstärker geworden. Die Erfahrung des Collegelebens
tat ihm wirklich gut. Er hatte die Feuchtlandmagie zu einem Hauptfach gewählt und lernte bereits
Dinge, die man zu Niobes Zeiten noch nicht unterrichtet hatte. Er wußte, wie man Bäume testete,
um ihre spezifische Magie festzustellen, und er war mit dem gesamten ökologischen Kreislauf
vertraut. Im nächsten Semester würde er ein Seminar über Feuchtlandfauna besuchen, in dem man
sich mit ihrer Beziehung zur Vegetation befassen würde.
Der gewaltige Informationsspeicher, der ihm am College offenstand, war aufregend für ihn, und er
war entschlossen, ihn voll und ganz auszuschöpfen und zu meistern.
Doch Niobe wollte sich lieber selbst davon überzeugen, nur um sicherzugehen, daß er nicht
übertrieb. Diese ungestümen Jugendlichen neigten schließlich zu Übertreibungen.
*
    Cedric war noch größer geworden und sah im Sonnenlicht wunderbar attraktiv aus. Sein offenes
Lächeln bezauberte sie. Er mußte nur noch ein Seminar besuchen, bevor er ihr seine volle
Aufmerksamkeit widmen konnte.
»Es tut mir leid«, entschuldigte er sich, doch sein Lächeln wirkte eher beruhigend als
leidgeprüft. »Ich muß da leider hingehen, ich soll nämlich ein Referat halten. Danach komme ich
zu dir. Aber mein Prof. für Wassermagie möchte sich sowieso mit dir unterhalten, du brauchst dich
also nicht zu langweilen.«
Wie sehr seine Selbstsicherheit doch gewachsen war! Niobe war fast entsetzt darüber, mitansehen
zu müssen, daß ihr

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