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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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als ihr Zorn sich abkühlte, fiel ihr etwas auf. Sie horchte.
Er lehnte gegen das Bett und schluchzte. Verzweifelt versuchte er, es so zu unterdrücken, daß sie
es nicht hören konnte.
Sofort veränderte sich ihr Gefühl.
»O Cedric!« hauchte sie und wollte schon gerade über das Bett kriechen, um ihn zu trösten. Doch
dann hielt sie inne, als sie nämlich erkannte, daß dies vielleicht das Schlimmste war, was sie
ihm antun konnte. Sie war keine Mutter, und er war kein Kind, diese Rollen mußte man um jeden
Preis vermeiden. Sie hatte ursprünglich nur an ihre eigene mißliche Lage gedacht, daran, daß sie
mit einem Jungen verheiratet war. Nun begriff sie, daß das Problem für ihn noch sehr viel
schlimmer war. Sie mußte irgendeine Möglichkeit finden, um sie beide von dieser Sicht der Dinge
abzubringen, damit sie selbst eine Frau sein konnte, er dagegen ein Mann.
Die heutige Nacht war ein Reinfall. Sie mußte die Sache einfach auf sich beruhen lassen, bis die
Wellen sich geglättet hatten, um es morgen besser zu machen.
Am nächsten Morgen versuchte sie es tatsächlich.
»Cedric, betrinken wir uns doch.«
Er wirkte erschrocken.
»Ich rühre das Zeug nie an, gnädige Frau.«
»Niobe«, sagte sie mit Entschiedenheit in ihrer Stimme.
»Nenn mich bei meinem Namen.«
»Niobe«, stimmte er zögernd zu. »Ich trinke nicht, Niobe.«
»Ich auch nicht. Aber im Regal steht eine Flasche Weißwein.«
»Ich weiß nicht. Manche Leute werden richtig wild, wenn sie trinken.«
»Ja, nicht wahr?«
Er lächelte. Er schien sich von seinem Schmerz der vorangegangenen Nacht erholt zu haben, und sie
wußte, daß sie recht getan hatte, ihn allein zu lassen. Heute Nacht würde sie ihn schon in ihr
Bett bekommen!
Nach dem Abendessen öffneten sie die Flasche. Sie setzten sich draußen auf den Abhang des kleinen
Erdhügels hinter dem Haus und betrachteten den Sonnenuntergang. Beide nahmen ein kleines Glas mit
der goldenen Flüssigkeit und leerten es.
»O das brennt ja vielleicht!« keuchte Niobe.
»Und wie!« stimmte Cedric zu. »He, das ist ja wirklich gutes Zeug!« Er füllte sein Glas aufs
neue, und sie tat das gleiche mit ihrem, doch vom zweiten nippte sie weitaus vorsichtiger als er.
Der Wein, so merkte sie, sagte ihr nicht sonderlich zu, außerdem war ja nicht sie es, die
betrunken werden sollte, sondern er.
Es dauerte nicht lange, bis der Wein ihnen in den Kopf gestiegen war.
»He, mein Kopf fühlt sich richtig leicht an!« rief er glücklich.
»Meiner auch«, pflichtete sie ihm bei. »Vielleicht sollten wir uns ein wenig zügeln.«
»Uns zügeln? Warum denn? Das macht doch Spaß!«
Er füllte erneut sein Glas, ohne zu bemerken, daß sie das ihre noch nicht ausgetrunken hatte, und
stürzte alles in einem Schluck hinunter.
Niobe fing an, sich Sorgen zu machen; es war offensichtlich, daß der Alkohol Wirkung zeigte, und
sie war sich nicht ganz sicher, ob er ihn nicht noch gänzlich erledigen würde.
»Cedric, singen wir doch etwas!« schlug sie vor und nahm seine Hand, damit er sich nicht weiter
Wein einschenken konnte.
»Na klar, Niobe«, willigte er fröhlich ein.
Ohne Einleitung sang er:
»Trink mir nur mit deinen Augen zu,
dann will ich dir mit meinen schwören.«
    Das Orchester erklang, weil sie ihn berührte. Es verlieh dem schlichten Lied etwas von seiner
eigenen Erhabenheit. Wieder war Niobe wie verzaubert. Als sie die Magie zum ersten Mal gehört
hatte, war ihr klargeworden, daß mehr hinter Cedric stand, als sie vermutet hatte. Diesmal
erkannte sie, daß sie eine unleugbare Zuneigung zu ihm entwickelt hatte. Sie würde diesen schönen
Knaben beizeiten schon noch lieben. Als die Musik sie umhüllte, fiel es ihr leicht, daran zu
glauben.
Danach sang er ein ausgesprochenes Trinklied, Drei fröhliche Kutscher; es handelte von
einem Trio, das ausgelassen einen Abend feierte, wohlwissend, daß alle drei am nächsten Morgen
nüchtern und daher weniger fröhlich sein würden. Cedric war beschwipst und lachte fröhlich.
Plötzlich beugte Niobe sich vor und küßte ihn auf den Mund. Er wirkte verwirrt. Dann drehte er
sich beiseite, beugte sich vor und übergab sich auf den Erdboden.
O nein, er hatte zuviel getrunken, und ihm war schlecht geworden. Zwar war es im Augenblick nicht
sonderlich schlimm, doch wußte Niobe, daß auch dieser Abend verpatzt war.
Es gelang ihr, ihn in die Hütte zu bringen, zu waschen und auf das Bett zu befördern, damit er
seinen Rausch ausschlafen konnte. Dieses Mal schlief sie

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