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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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bevor sie verblühte.«
Die Dämonin machte sich bereits ans Werk. Die Sticheleien der Frauen waren subtiler als jene der
Männer, aber nicht weniger spitz.
»Ich bin ja so froh, daß du Verständnis dafür hast«, sagte Niobe mit soviel Warmherzigkeit, wie
sie nur aufbringen konnte. »Die Prophezeiung besagte, daß er die schönste Frau ihrer Generation
besitzen würde, und die warst du ja nun offensichtlich nicht.«
»Nur zu wahr«, stimmte Blanche ohne Gehässigkeit zu. »Ich fühle mich reich beschenkt, weil ich
soviel von seiner Liebe teilen durfte, und weil ich ein wunderschönes Kind von ihm bekam.«
»Ja, mein Sohn, der Magier, hat sie geheiratet«, stimmte Niobe zu. Es schien ihr nicht zu
gelingen, diese Dämonin aus der Fassung zu bringen. Diese Frau war viel zu sehr wie die wirkliche
Blanche, immer gut und immer bereit, zu geben. »Ich bin gerade unterwegs, um ihn
aufzusuchen.«
»Ja, ich weiß. Ich helfe dir gern, ihn zu finden.«
»Wie bitte?« Einen Augenblick lang schwindelte Niobe vor Zweifel. Konnte dies vielleicht doch
die wirkliche Blanche sein? Sie könnte es mit einem Faden überprüfen...
Nein! Das war wahrscheinlich Teil der Falle. Einen Faden gegen diese Dämonin verwenden, um sich
von ihrer Natur zu überzeugen, und dann von ihr getötet werden. Dann wären drei Fäden verloren
und der Sieg wäre Satans. Oder sie sollte dazu gebracht werden, der Dämonin auszuweichen, um
statt dessen den Spießrutenlauf der beiden männlichen Dämonen hinter ihr zu erleiden. Mit
Sicherheit eine Taktik, die nur zur Niederlage führen konnte.
Blanche mußte im Himmel sein. Das hier mußte eine Dämonin sein, die ihre Rolle so
spielte, wie es nur ein weibliches Wesen vermochte. Die männlichen Gestalten hatten versagt, doch
die weiblichen waren fähiger.
Nun, wenn sie diese hier nicht loswerden konnte, würde sie das Spiel mitspielen müssen. »Aber
danke, Blanche! Doch wir sind ja hier in der Hölle. Wird Satan es zulassen?«
»Wir sind nicht völlig böse, nicht einmal in der Hölle«, erinnerte Blanche sie. »Wir sind einfach
nur mehr böse als gut. Das Gute, das ich noch besitze, hängt mit Pacian, meiner Tochter und
deinem Sohn zusammen. Ich werde dir helfen, zu ihm zu kommen, aber es ist mir nicht gestattet,
dir irgend etwas zu verraten. Du verstehst.«
»Ich verstehe.« Doch sie verstand nicht. Das war genau die Art, wie die wirkliche Blanche
gehandelt hätte, doch welche Dämonin würde einem Eindringling dabei helfen, ihrem Herrn und
Meister eine Niederlage zu verpassen? Das Rollenspiel mußte auch seine Grenzen haben oder
nicht?
Beunruhigt setzte Niobe ihren Weg fort, und Blanche hielt mit ihr Schritt. Wenn dies eine weitere
Falle Satans sein sollte, so war sie zu kompliziert, als daß Niobe sie im Augenblick hätte
durchschauen können.
Es sei denn, so erkannte sie plötzlich, daß Satan sogar wollte, daß sie ihren Sohn
erreichte, oder daß er sie in dem Glauben bestärken wollte, daß sie ihn würde erreichen
können.
Natürlich würde er ihr alle erforderliche Hilfe anbieten, um den falschen Weg einzuschlagen. Das
Spiel wurde immer raffinierter, je mehr Satan von gewöhnlichen Herausforderungen wie die im
Labyrinth zu psychologischen überging, doch der Wettbewerb war noch nicht beendet. Das
Schlußergebnis stand noch nicht fest, denn noch immer besaß sie fünf Fäden.
Eine weitere Person tauchte plötzlich auf. Der nächste Dämon und dabei war sie noch nicht einmal
den letzten losgeworden!
Blenda erschien, die Frau des Magiers, die Mutter Lunas. Langsam wurde die Sache richtig
gespenstisch! »Mutter«, rief Blenda. »Mein Kind!« rief Blanche.
Die beiden stürzten sich aufeinander, umarmten sich, vergossen Tränen. Verwundert sah Niobe zu.
Es mußten zwei Dämoninnen sein und doch handelten sie in jeder Hinsicht völlig überzeugend und
echt. Blenda war nicht mehr die vollkommene Schönheit, die sie in ihrer Jugend gewesen war,
sondern die etwas verblühte Frau, die im Alter von siebenundvierzig Jahren an Leukämie gestorben
war. Die Magie ihres Mannes hatte ihr Leben zwar verlängern, nicht aber ihre Krankheit heilen
können. Also war auch sie ins Jenseits übergegangen doch nicht in die Hölle. Es hatte eine Zeit
gegeben, da war sie praktisch eine Zwillingsschwester Niobes gewesen, und Niobe hatte sie sehr
gut gekannt, eine Frau mit sehr wenig Bösem an sich.
Dann wandte Blenda sich an sie. »Ich bin ja so froh, daß es dir so gut geht, Niobe!«
So gut?

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