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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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anderen Frauen einem solchen Schicksal
zu überlassen, selbst wenn sie unter ihrer Maskerade Dämoninnen waren. Bisher hatten sie Niobe
nicht verraten, und sie war keineswegs gewillt, mit dem Verrat zu beginnen. Sie befand sich zwar
in der Hölle, doch hatte sie noch immer ihre eigenen Moralvorstellungen.
Vielleicht lag darin auch das Wesentliche dieser Prüfung: festzustellen, ob sie ihr Gewissen
außer acht lassen würde, wenn es ihr vorteilhaft erschien. Ethische Grundsätze, die je nach
Bedarf geändert wurden, waren nicht viel wert.
Sie überlegte, ob sie mit einem Dämon den Fluß überqueren sollte, damit keine von ihnen der
Übermacht der Dämonen ausgeliefert war. Doch dann mußte dieser Dämon ja wieder zurückkehren,
nachdem Niobe ausgestiegen war, so daß die Dämonen doch in die Überzahl kamen. Ebensogut hätte er
aber auch einen weiteren Dämon holen können, damit beide zusammen dann Niobe verfolgen
konnten.
Sie mußte dafür sorgen, daß alle drei Frauen ans andere Ufer kämen ohne daß auch nur eine von
ihnen in der Minderheit blieb, und zwar zu beiden Ufern des Flusses. Das war die einzige
vernünftige Möglichkeit.
Sie überlegte. Sie erinnerte sich an etwas, das ihr helfen konnte: Eine Reihe intellektueller
Rätsel, mit denen sie und Cedric sich während ihres ersten Sommers herumgeplagt hatten. Er war
geradezu unheimlich spitzfindig gewesen, und im späten nachhinein erkannte sie, daß die Grundlage
ihrer Liebe zu ihm damals gelegt worden war, als sich bei solchen Spielen die Macht und Kraft
seines Verstandes zeigte. Er hatte allenfalls wie ein Junge gewirkt.
Sie spürte, wie die Tränen aus ihren Augen traten, und riß sich aus ihrem Tagtraum. Schließlich
befand sie sich in der Hölle. Eines jener Rätsel hatte mit dem Überqueren eines Flusses zu tun
gehabt: drei zivilisierte Jäger zusammen mit drei vertrauensunwürdigen Eingeborenen. Auch die
hatten den Fluß mit einem Zweimann-Boot überqueren müssen, ohne es zuzulassen, daß die
Eingeborenen den Jägern in der Überzahl waren. Genau das gleiche Problem, vor dem sie nun stand!
Also wußte sie auch, daß es eine Antwort darauf gab. Doch an die konnte sie sich nicht
erinnern.
Die anderen Gestalten standen da und blickten sie an. Ja, dies war ganz eindeutig ein Test, ein
Teilaspekt des Labyrinths. Sie war fähig gewesen, die Irrungen und Wirrungen von Gängen und
Illusionen zu enthüllen, die Anstrengungen der Schneepiste zu überleben und sich ihren Weg durch
die Roboterfabrik zu bahnen, doch nun konzentrierte sich das Labyrinth immer stärker auf ihre
Schwäche: den Intellekt. Sie hatte niemals behauptet, über mehr als gewöhnliche Intelligenz zu
verfügen, wenngleich sie sich zu klugen Männern hingezogen gefühlt hatte.
Wenn sie dieses Rätsel löste, konnte sie weitergehen, wenn nicht, würde sie ihr jenseitiges Leben
schon bald mit einer Erfahrung beginnen, die wahrhaftig höllisch war.
Wußte Satan davon, daß sie diesem Rätsel schon einmal ausgesetzt gewesen war? Gefiel es ihm, ihr
einen möglichen Sieg vor Augen zu führen, um zu sehen, ob sie es tatsächlich schaffen würde?
Welch eine exquisite Folter es doch wäre zu wissen, daß der Sieg greifbar war, aber unfähig zu
sein, ihn zu ergreifen! Er hatte ja sogar einen Dämon in der Gestalt Cedrics zu ihr geschickt, um
sie daran zu erinnern!
»Verdammt sollst du sein, Satan!« fluchte sie halblaut. Sie glaubte, ein Glucksen als
Antwort zu hören, doch vielleicht war das nur eine Welle im Fluß.
Niobe konzentrierte sich. Wie war das damals mit dem Rätsel gewesen? Zwei Frauen könnten
zuerst... nein... dann würde die dritte mit allen drei Dämonen zurückbleiben. Nun, es könnten
auch eine Frau und ein Dämon den Fluß überqueren, dann wäre alles ausgewogen und dann... hoppla!
Wer sollte das Boot denn wieder zurückbringen? Das würde die Frau tun müssen, dann wären da drei
Frauen und zwei Dämonen an einem Ufer, und ein einzelner Dämon auf dem gegenüber liegenden. Dann
würden eine Frau und ein Dämon hinüberfahren und wenn diese das andere Ufer erreicht hatten,
waren dort zwei Dämonen und eine Frau. Nein, das taugte nichts.
Nun, angenommen, die beiden Dämonen überquerten den Fluß als erste, dann würde einer das Boot
zurückbringen, dann die beiden Frauen... dann blieben ja immer noch zwei Dämonen und eine Frau am
Ausgangsufer!
Egal was sie auch versuchte, stets gelangte sie zu einem Ungleichgewicht. Es schien unmöglich,

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