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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Fassung und floh. Niobe lächelte. Langsam lernte sie, wie sie mit diesen
teuflischen Gestalten umzugehen hatte.
Doch sie fragte sich, ob es wirklich stimmen mochte, daß ihr Zorn Satan wertvoller erschien als
ihr Leben. Sie besaß nur noch so wenige Fäden, daß die beiden Fäden, die eine Tötungsaktion sie
gekostet hätte, sie zugleich um vierzig Prozent ihrer Gesamtfäden gebracht hätte. Jeder dieser
Dämonen hätte die Zahl ihrer Fäden auf drei reduzieren können, was sie gerade jetzt, in der
Endphase des Labyrinths, entscheidend zurückgeworfen hätte. War ihr Zorn wirklich mehr wert als
das? Sie blieb auf der Stelle stehen, überzeugt, daß sie kurz vor einer wichtigen Offenbarung
stand. Satan war zwar böse, aber bestimmt nicht dumm. Alles, was er tat, war auch sinnvoll.
Warum hatte er dann seine Dämonen angewiesen, sie nicht anzugreifen, wenn ihre List nicht wirken
sollte? Er mußte sich doch irgend etwas davon versprechen.
Nun, angenommen, daß es eine Möglichkeit gab, wie sie mehr als nur zwei Fäden durch
Schwierigkeiten verlor, wenn sie von den Dämonen nicht davon abgelenkt wurde? Sie hatte die
falschen Pfade in früheren Abschnitten des Labyrinths daran erkannt, daß man nicht hindurch
konnte. Nun begegnete sie den Dämonen, die sie hätten aufhalten können, es jedoch nicht taten.
Bedeutete das, daß sie in ein Unheil lief, das noch mehr als zwei Fäden wert war? Daß sie
tatsächlich auf dem falschen Weg war? Wenn dem so sein sollte, mußte sie umkehren und von hier
verschwinden. Doch das würde bedeuten, daß sie den beiden Dämonen wieder begegnen würde, die
gerade hinter ihr lagen und bestimmt würden sie sie nicht in diese Richtung gehen lassen. So
könnte sie zweimal ums Leben kommen, was sie vier Fäden kosten würde. Diese Dämonen waren
raffinierter als die vorhergehenden Ungheuer. Sie hatten nicht versucht, sie zu töten, solange
sie in die Richtung ging, die Satan wünschte. Und selbst wenn es ihr gelingen sollte, an ihnen
vorbei zu kommen, wo würde sie dann den richtigen Weg finden? Sie wußte es nicht.
Sie kam zu dem Schluß, daß sie es einfach mit dem Glauben daran riskieren mußte, daß dies der
richtige Weg sei. Immerhin war es ja auch möglich, daß die Dämonen sie lediglich dazu bringen
wollten, zu glauben, daß sie sich auf dem falschen Weg befand. Welch eine Ironie doch darin
liegen würde, vom richtigen Weg abzukehren, nur weil die Dämonen sie vorbeigelassen hatten.
Inzwischen hatte sie noch einen weiteren Vorteil: Sie wußte nun, daß Satan nicht vorhatte, sie
dazu zu zwingen, ihre beiden Fäden einzubüßen. Er wollte, daß sie mindestens drei verlor. Das
mußte also die Mindestanzahl sein, die sie für den Sieg brauchte. Er war gewillt, Illusionen
dafür zu vergeuden, denn die zählten nicht. Es zählten allein die Fäden.
Andererseits war all dies bereits aufgebaut worden, bevor sie das Labyrinth betreten hatte. Woher
hätte Satan wissen sollen, wie viele Fäden sie in dieser letzten Phase übrigbehalten würde?
Beunruhigt setzte sie sich wieder in Bewegung und... begegnete einer weiteren Person. Es war
Blanche, Pacians erste Frau, die während der Hochzeit von dem Dämon umgebracht worden war.
Wiederum bestand keinerlei Wahrscheinlichkeit, daß Blanche in die Hölle gekommen war, denn sie
war stets eine gute Frau gewesen. Sie stand also nur einem weiteren Dämon oder einer Dämonin in
Verkleidung gegenüber.
»Blanche!« rief Niobe und trat mit weit geöffneten Armen auf sie zu. »Ich bin ja so froh, dich
wiederzusehen!«
Doch Blanche erbleichte nicht. Sie kam einfach auf sie zu und umarmte Niobe. Sie fühlte sich
völlig menschlich und wirklich an. »Danke, daß du dich so sehr um meinen Mann gekümmert
hast!«
Das war aber eine völlig neue Taktik! Offensichtlich ließen sich die Wesen der Hölle nicht immer
von Zuneigung abstoßen. Vielleicht waren Dämoninnen auch sanfter, weil sie häufig Männer zum
Bösen verführen mußten. Wenn sie dabei von Liebeserklärungen abgeschreckt wurden, hätten sie ihre
Aufgabe nicht erfüllen können. Wie sollte sie mit dieser Teufelsgestalt fertigwerden? »Du bist
mir nicht böse, daß ich ihn nach deinem Tod geheiratet habe?«
»Aber nein, meine Liebe!« rief Blanche. »Er war ein so guter Mann, er hat die Beste verdient
gehabt, und die Beste warst du. Er hat dich immer geliebt, natürlich, wegen deiner Schönheit. Es
war nur rechtens, daß er noch Gelegenheit bekam, sie zu genießen,

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