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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hinausgekommen.«
Irgendwie schüchterte sie all das hier ein.
»Und was hat Sie hierher gebracht, Sie bezauberndes Menschenfräulein?«
»Oh, ich bin kein Fräulein! Ich... mein Mann Cedric... ich bin gekommen, um für sein Leben zu
bitten. Ich liebe ihn!«
»Zweifellos«, stimmte Thanatos zu. Er schnippte mit den Knochenfingern, worauf ein Diener mit
einem Karteikasten herbeieilte. Thanatos öffnete den Kasten und blätterte die Karten durch.
»Cedric Kaftan, achtzehn Jahre alt, soll in fünf Tagen in den Himmel kommen«, bemerkte er. »Ein
guter Mann, der meiner persönlichen Aufmerksamkeit nicht bedarf.«
Seine eckigen Augenhöhlen schienen sich zu verengen, während er die Karte betrachtete. »Ein sehr guter Mann! Er liebt Sie wirklich sehr.«
»Ja, ich muß ihn retten. Sie müssen...«
Als Thanatos sie anblickte, durchströmte sie ein eisiges Gefühl, aber es war nicht das des Todes.
Es war ihr noch nicht der Gedanke gekommen, daß die Inkarnation möglicherweise für den Gefallen,
um den sie sie bat, einen Preis verlangen würde und was hatte sie schon zu bieten? Doch dann
dachte sie wieder an Cedric, wie er im Krankenhaus lag, und wußte, daß es keinen Preis gab, den
sie nicht zu zahlen bereit gewesen wäre, um ihn wiederherzustellen.
Als Thanatos jedoch wieder das Wort ergriff, überraschte er sie. »Gute und wunderschöne
Sterbliche, das, was Sie von mir verlangen, kann ich nicht tun. Ich bewirke nicht den Tod der
Menschen; ich sorge lediglich dafür, daß die Seelen jener, die zum Sterben verurteilt sind, in
die richtigen Bahnen gelenkt werden. Es stimmt zwar; daß ich über eine gewisse Entscheidungskraft
verfüge.
Gelegentlich kann ich ein Dahinscheiden hinauszögern. Doch das Leben Ihres Mannes zu verlängern,
würde nur bedeuten, seinen Schmerz festzuschreiben. Er wird weder gehen noch sprechen
können.«
»Nein!« rief Niobe. »Er ist noch so jung! Ich liebe ihn!«
Selbst der Tod persönlich ließ sich von diesem klagenden Flehen erweichen.
»Ich würde Ihnen ja helfen, wenn ich könnte«, erwiderte Thanatos.
»Inkarniert zu sein, bedeutet nicht, kein Gewissen zu haben. Doch das, was Sie suchen, fällt
nicht in meinen Bereich.«
»Aber in wessen Bereich fällt es denn dann?« wollte sie niedergeschmettert wissen.
»Ich nehme an, daß nur Chronos Ihnen jetzt noch helfen kann.«
»Wer?«
»Die Inkarnation der Zeit. Er kann durch die Zeit reisen, wenn er will und die Ereignisse der
Sterblichen verändern, bevor sie stattfinden. Wenn er also...«
»Bevor der Schuß gefeuert wurde!« rief sie. »Damit Cedric gar nicht erst verwundet wird!«
Der kapuzenbedeckte Schädel nickte.
»Das ist es, was Chronos vermag.«
»Wo... wie... kann ich Chronos finden?«
»Sie könnten das ganze Fegefeuer nach ihm absuchen, ohne ihn jemals zu finden«, erklärte
Thanatos. »Er reist durch die Zeit. Doch wenn er Sie treffen will, so wird er das auch
tun.«
»Aber ich muß ihn treffen, ich habe doch nur so wenig Zeit übrig...«
Da läutete eine Glocke, die sich anhörte wie ein Begräbnissong.
»Das wird wohl Chronos sein«, sagte Thanatos.
»Aber wie...?«
»Er kennt unsere Zukunft. Gewiß reagiert er damit auf die Nachricht, die ich ihm in kurzer Zeit
schicken werde.«
Ein Diener führte Chronos in den Raum. Es war ein hochgewachsener dünner Mann in einem weißen
Umhang, der eine Sanduhr trug. »Ah, Clotho«, sagte er.
»Wer?« fragte sie verwirrt.
Chronos musterte sie erneut. »Oh, ist es soweit? Ich bitte um Verzeihung. Es passiert ja
schneller, als ich gehofft hatte. In diesem Fall müssen Sie sich wohl selbst vorstellen.«
Offensichtlich hatte er sie mit jemandem verwechselt. »Ich bin Niobe«, sagte sie.
»Niobe«, wiederholte Chronos, wie um sicherzugehen. »Ja, natürlich. Und Sie sind hier,
um...«
»Ich bin hier, um meinen Mann Cedric zu retten.«
Er nickte. »Ja, das auch. Aber das ist wirklich nicht klug.«
»Nicht klug!« rief sie zornig. »Ich liebe ihn!«
Es war fast so, als hätte sie die Inkarnation ins Gesicht geschlagen. Chronos wurde blaß, doch
dann erholte er sich wieder. »Die Liebe ist sterblich«, sagte er traurig. »Mit der Zeit vergeht
auch sie.«
»Das ist mir egal, solange sie auf natürliche Weise vergeht! Cedric liegt im Sterben und ist noch
nicht einmal neunzehn Jahre alt!«
Chronos schüttelte den Kopf.
»Ich könnte zwar zu dem Augenblick zurückkehren, bevor ihm sein Unglück widerfahren ist, um das
Ereignis zu ändern, aber ich zögere, dies zu tun. Die

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