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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ich es gesagt habe. Tut mir leid. Bin nur ein Hinterwäldlerjunge,
gnädige Frau, und es tut mir leid, daß Sie nun hier festsitzen mit...«
»Getan ist getan, Cedric«, sagte sie voller Entschiedenheit. Sie riß die Axt aus seinem Griff,
wissend, daß er ihr keinen echten Widerstand entbieten konnte, weil sie eine Erwachsene war. Sie
stellte einen Holzscheit auf, hieb mit der Axt darauf und erwischte ihn knapp am Rand. Die Klinge
prallte ab und bohrte sich neben ihrem rechten Fuß in den Boden.
»Äh, gnädige Frau, bitte...«, sagte Cedric beunruhigt.
»Nein, ich kann das!« sagte sie und hob die Axt wieder in einem schwankenden Bogen empor.
Er sprang herbei, um sie aufzuhalten. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, gnädige Frau, ist nicht böse
gemeint.«
»Du hast ja nur Angst, daß ich die Axt kaputtmache!« warf sie ihm vor.
»Nein, gnädige Frau! Ich habe Angst, daß Sie sich eine Zehe abhacken könnten, und es würde mir
wirklich in der Seele leid tun, wenn einem so zierlichen Fuß etwas passieren würde.«
Sie beruhigte sich. Seine Diplomatie war so wirkungsvoll, weil sie nicht einstudiert war. »Könnte
mir wirklich passieren! War schon ziemlich knapp, nicht wahr? Da habe ich Bäume so gründlich
studiert, und hab doch noch nie einen einzigen Scheitel...«
»Scheit, gnädige Frau«, sagte er schnell.
Sie mußte lachen. »Natürlich! Ich benutze wohl nicht einmal die richtigen Ausdrücke!«
»O nein, Sie reden schon mächtig schön, gnädige Frau«, erwiderte er. »Nun passen Sie mal auf, Sie
packen die Axt am Griff, und zwar so, und dann...« Er griff um sie herum, um seine Hände auf die
ihren zu legen, die er nach richtiger Manier auf den Axtgriff placierte. Seine Hände waren größer
als ihre, schwielig und kräftig, sie wirkten zu groß für seinen Körper. Sie fragte sich, ob
Jungen ebenso wie Mädchen immer übergroße Pfoten hatten, solange sie noch in diese hineinwuchsen.
Sollte dem so sein, würde Cedric eines Tages zu einem jungen Riesen werden.
»Wie kommt es, daß deine Hände so rauh sind, wenn du doch aus einer Gelehrtenfamilie kommst?«
fragte sie gnadenlos.
Er riß seine Hände fort.
»Ach, Sie wissen schon, vom kämpfen«, sagte er verlegen.
Vom kämpfen. Na ja, Jungen waren eben Jungen.
»Dafür sollte es eigentlich keinen Grund geben«, teilte sie ihm sanft mit.
»Nein, natürlich nicht«, brummte er und scharrte mit den Füßen.
»Du wolltest mir zeigen, wie man Holz hackt«, sagte sie, und Mitleid für ihn wallte in ihr
auf.
Er korrigierte ihren Griff und ihre Körperhaltung, dann leitete er sie beim Axtschwingen an. Sie
spürte die Kraft in seinen Armen und in seinem Körper, als er sich im Einklang mit ihr bewegte.
Es erstaunte sie, wie stark er doch für sein Alter war. Diesmal durchschnitt die Klinge
säuberlich und genau in der Mitte das Holzstück und brach es entzwei. Die beiden Hälften flogen
nicht davon, da der Hieb nicht mit voller Wucht geführt worden war.
Beim nächsten Mal versuchte Niobe es allein und folgte dabei seinen Instruktionen. Ihr Hieb war
nicht kräftig genug, um das Holz zu spalten, immerhin traf sie jedoch mit beachtlicher Präzision
die Mitte. In gewissem Sinne war es ein Sieg.
Den verdankte sie vielleicht ihrer am Webstuhl trainierten Körperkoordination. In der Regel
konnte sie einen Gegenstand schon dorthin bewegen, wo sie ihn haben wollte, wenn er nicht zu
schwer war.
Doch nun stak die Axt im Holz. Sie versuchte, sie freizubekommen, doch sie rührte sich nicht vom
Fleck. »Einfach umdrehen, hochheben und mit der Rückseite auf den Block schlagen, gnädige Frau«,
riet Cedric.
Das tat sie und mußte sich anstrengen, das schwere Holzstück emporzuhieven, dann ließ sie den
oberen Teil der Axt auf den Block schmettern. Das Holz spaltete sich an der Klinge und fiel
auseinander.
»Oh, es hat funktioniert!« rief sie erfreut.
»Allerdings, gnädige Frau«, pflichtete Cedric ihr bei. »Sie haben so'n Talent dafür.«
»Ich habe ein Talent...«, doch ihr wurde klar, daß sie ihn nicht über seine Ausdrucksweise
belehren wollte, es entsprach nicht dem Wesen einer Ehefrau. »Nein, habe ich nicht! Ich bin bloß
eine Dilettantin. Aber Spaß macht es doch!«
Einige Minuten lang hackte sie Holz, und schon bald war ihr so warm, daß sie den Mantel ablegte.
»Wenn ich gewußt hätte, wie befriedigend es sein kann, Holz zu hacken, hätte ich es schon lange
getan«, keuchte sie.
»Sie sehen wirklich gut dabei aus«, meinte Cedric.
»Nein, tu ich

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