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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nicht richtig ausgedrückt hab. Gnädige
Frau, würden Sie...«
»Wenn ich ein Baum wäre, würde mir das auch nicht gefallen«, sagte Niobe bedächtig. »Du mußt die
doppelte Verneinung ausschalten.«
»Wo denn, gnädige Frau?«
»Das ist der Konjunktiv, der eine Annahme anzeigen soll. Ich bin kein Baum und kann es auch nie
sein, versuche aber, mich an die Stelle eines Baumes zu versetzen, das drücke ich dadurch aus,
indem ich sage ›wenn ich ein Baum wäre ‹. Wenn man aber sagt, ›wenn ich ein Baum war ‹, so würde das andeuten, daß ich in der Vergangenheit vielleicht einmal ein Baum
gewesen bin, und das wäre falsch.«
»Wär es wohl gewesen!« Er faßte sich wieder. »Wäre es bestimmt. Leuchtet wirklich ein, wie Sie es
erklären, gnädige Frau.«
»Cedric, du brauchst mich wirklich nicht unbedingt ›gnädige Frau‹ zu nennen«, sagte sie
sanft.
»Na ja, das ist doch ein Ausdruck des Respektes für eine ältere...« Er brach ab.
Niobe lächelte wieder. »Jetzt sind wir wohl quitt, Cedric. Ich habe mich draußen verkehrt
angestellt, und vielleicht hast du jetzt gerade das gleiche getan. Wir stecken in einer
schwierigen Lage, aber wir müssen das Beste daraus machen. Mit der Zeit werden wir die fünf Jahre
Altersunterschied gar nicht mehr bemerken. Ist ja auch nicht so viel. Wenn es umgekehrt gewesen
wäre...«
»Ja, die Männer meinen, sechzehn ist das beste Alter für ein Mädchen«, stimmte er zu. »Komisch,
nicht wahr?«
»Vielleicht ist es ja tatsächlich das beste Alter, wenn man kein Interesse daran hat, eine
echte Ausbildung zu bekommen.«
Er wurde wieder ernst. »Wissen Sie, meine ganze Familie war schlau, wenn es... Sind Sie sich ganz
sicher, was die Schule angeht?«
»Wenn du es dir bist, Cedric, ja.«
»Und ob ich das bin! Ich möchte auch schlau werden.«
»Ich wünsche dir viel Glück«, murmelte sie.
Er blinzelte ihr zu, und sie merkte, daß er die Ironie verstanden hatte. Plötzlich errötete sie
heftig; er war klug genug, um zu merken, was sie von ihm hielt. »Ich habe es schon wieder getan«,
sagte sie durch ihr Erröten hindurch.
»Jetzt bin ich dir etwas schuldig.«
»Nein, das haben Sie mir schon vergolten, als Sie mich über den Konjunktiv aufgeklärt haben,
gnädige Frau. Hoppla!«
Sie begann zu lachen, beinah hysterisch. Er stimmte ein. Sie wußten beide, daß es nicht sehr
komisch war, aber es reinigte die Atmosphäre ein wenig. Schweigend beendeten sie ihr
Frühstück.
Der Tag wurde schnell warm. Niobe zog sich an, spülte das Geschirr und räumte in der Hütte auf,
denn sie glaubte an Ordnung. Cedric schaffte weiteres gehacktes Holz heran, damit es am nächsten
Morgen damit keine Probleme gab. Dann wurde die Lage wieder peinlich, weil sie nichts anderes zu
tun hatten. Das war normalerweise für Jungverheiratete kein Problem, wie Niobe wußte, deshalb
hatte auch niemand daran gedacht, Abhilfe zu schaffen.
»Ich kann meinen Webstuhl aufstellen«, sagte sie. Aber das schien jetzt, am ersten Tag, noch
nicht angebracht.
»Ich kann mal nach einer Rennstrecke suchen«, sagte er.
Das stimmte; er hatte erwähnt, daß er sich für eine Rennstrecke interessierte. Wenn er zur Schule
zurückkehrte, würde er dazu Gelegenheit haben, folglich war Training angezeigt. Doch auch er war
im Zweifel, denn er wußte, daß Jungvermählte eigentlich etwas anderes tun sollten.
»Ich will dir helfen«, sagte sie. »Wir können im Wald Spazierengehen und ihn erkunden. Ich bin
begierig darauf, die örtliche Magie kennenzulernen.«
Er lächelte. Gemeinsam Spazierengehen: das war eine passende Beschäftigung. »Und wir
lassen die Axt zurück«, sagte er.
»Um die Bäume nicht zu erschrecken«, willigte sie ein.
Sie gingen spazieren, und es war sehr schön. Das Laubwerk war von der Hitze des Sommers noch
nicht mitgenommen, und das helle Sonnenlicht hielt die Mücken zurück. Sie entdeckten einen Pfad,
der nach unten in den Sumpf führte, wo der untere Teil der Bäume anschwoll und das grüne Moos
hoch emporkletterte. Nun kam Niobes Wissen um wilde Magie ins Spiel. Sie zeigte ihm, wie die
riesigen Wassereichen des Sumpfs Schutzzauber für die kleinen Fische ausbreiteten, die zwischen
ihren Wurzeln lebten und mit ihren Ausscheidungen dazu beitrugen, sie zu düngen; und wie man die
Hamadryade oder Baumnymphe wahrnehmen konnte, wenn man nur geduldig genug war, stillzuhalten und
auf sie zu achten. »Sie stirbt, wenn ihr Baum stirbt«, erklärte sie. »Deshalb reagiert sie auch

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