Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
wieder ein.
»Die eine mag den Tod heiraten, die andere das Böse«, ergänzte Niobe. »Eine wird die Retterin der
Menschheit werden, die Tochter des Retters der Rehe. Ich glaube, das war's.«
»Dann ist es also die Tochter des Magiers, welche die Menschheit retten wird«, folgerte
Lachesis.
»Aber er hat keine Tochter«, wandte Atropos ein.
»Und Pacians Tochter hat nun ganz gewiß nicht Thanatos oder Satan geheiratet!« sagte Niobe. »Es
bleibt also ein heiliges Durcheinander und...«
»Es sei denn, du heiratest Pacian«, sagte Lachesis. »Und schenkst ihm eine weitere
Tochter.«
»Das ist doch absolut albern!«
»In einem Jahr wirst du uns verlassen«, sagte Atropos. »Das wäre eine prachtvolle Weise, es zu
tun.«
»Ihr verdammten Kupplerinnen, ich liebe Pacian nicht!«
»Noch nicht«, sagten die beiden anderen Aspekte zusammen mit ihrem Mund.
Es verstrich erst ein ganzer Monat, bevor Niobe sich dazu überwinden konnte, Pacian wieder unter
die Augen zu treten. Er musterte sie mit einer gewissen Resignation.
»Prophezeiungen lassen sich nur schwer neutralisieren«, sagte er.
»Und oft versteht man sie erst, nachdem es zu spät ist«, erwiderte Niobe.
»Ich möchte, daß du weißt, daß ich niemals...«
»Natürlich. Ich bin schon über sechzig Jahre alt.«
»Und du siehst jünger aus als meine Tochter. Außerdem war Cedric deine Liebe, und meine war
Blanche. Ich bin sicher, daß du deiner Liebe ebensowenig untreu werden möchtest, wie ich meiner.
Also sollten wir diese Torheiten wirklich lassen...«
Ihrer Liebe untreu. Niobe seufzte. Körperlich war sie Cedric tausendmal untreu geworden! Und doch
hatte dies ihre Lebensperspektive sehr verbessert. Sie war in ein neues Leben eingetreten, eine
neue Rolle, nach Cedrics Tod, und es wäre falsch gewesen, dieses Leben nicht auszufüllen und die
Rolle nicht so zu spielen, wie es sich gehörte. Ihre eigentliche, geheime Liebe war davon
unberührt geblieben, und das war alles, was zählte.
»Pacian, ich bin mir nicht sicher, daß es tatsächlich Torheiten sind. Diese Prophezeiungen sind
letztlich doch nicht widerlegt worden. Als du Blanche heiratetest...«
»... da habe ich die schönste Frau gezeugt, die mein Vetter zu heiraten bestimmt war«, beendete
er den Satz. »Der Schicksalsfaden war noch verworrener, als ich vermutete. Aber das bedeutet ja
nicht unbedingt...«
»Es hat auch andere Signale gegeben. Es sieht so aus, als würde ich mein Amt schon bald
niederlegen. Ich glaube, ich muß die Möglichkeit zumindest überprüfen, daß ich es tun werde, um
dich zu heiraten.«
Da - nun hatte sie es ausgesprochen.
»Niobe, du schuldest mir überhaupt nichts! Diese Prophezeiung stammt aus der Zeit, als ich noch
ein Teenager war!«
»Du mußt aber verstehen, daß Satan Böses mit der Welt vorhat. Ich hege den Verdacht, daß eine
Neutralisierung der Prophezeiung bedeuten würde, daß das Kind meines Sohnes und deiner Tochter
nicht die Retterin der Menschheit wird. Vielleicht wird sie niemals geboren werden, bevor nicht
die ganze Prophezeiung erfüllt wurde.«
»Das ist doch lächerlich! Prophezeiungen nehmen nicht Teile ihrer selbst als Geiseln, damit der
Rest in Erfüllung geht.«
»Ich bin die Schicksalsgöttin«, sagte sie schleppend.
»Eine Prophezeiung ist ein Signal des Schicksals. Unsere Lebensfäden verlaufen richtig, und wir
können immer nur unter großen Gefahren versuchen, sie zu manipulieren, vielleicht sogar unter
Gefahr für die ganze Menschheit. Ich bin mir nicht sicher, daß wir überhaupt das Recht haben, mit
einem solchen Schicksal zu spielen. Pacian - ich muß es wissen!«
Er zuckte die Schultern. »Es ist nicht etwa so, als hätte ich eine Abneigung gegen dich, Niobe.
Ganz im Gegenteil! Im Innersten meines Herzens habe ich dich immer geliebt, bis ich Blanche
kennenlernte, und ich glaube, daß dieses Gefühl noch immer existiert. Aber ich wußte auch immer,
daß du niemals die Meine werden würdest. Ich kann einfach nicht auf dem Grab meines Vetters
herumtrampeln.«
»Und ich nicht auf dem deiner Frau! Aber wenn die Prophezeiung nicht erfüllt werden sollte und es
keine Retterin der Menschheit gibt...« sie spreizte die Hände. »Pacian, ich habe einmal
geheiratet, weil es so vorherbestimmt war, nicht aus Liebe. Die Liebe kam später. Ich würde es
noch einmal tun, wenn ich mir sicher wäre.«
»Wie kann man sich jemals in einer solchen Sache sicher sein?«
»Ich würde mich gerne beraten, mit... einer Bekannten. Vielleicht
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