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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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in ein Meer eintauchen, dem dunklen Meeresboden entgegen.
Niobe stellte einen Fuß vor und verlor den Halt. »Oh!« rief sie.
Pacian ergriff mit kräftiger Hand ihren wirbelnden Arm und zog sie zurück. Dann kauerte er sich
nieder, um den Boden zu begutachten. »Das ist ein jäher Abfall«, berichtete er.
»Ungefähr eine Elle an dieser Stelle, aber ich vermute, daß das erst der Anfang ist. Wir brauchen
Licht.«
Niobe ließ einen leuchtenden Netzstrang ausfahren. Das Licht war zwar nicht sehr hell, doch es
genügte. Es zeigte ihnen, daß der ebene Abhang sich nun in ein trügerisches Muster aus
Felsbrocken und Erdspalten verwandelte.
Sie setzten den Abstieg fort, wobei sie sich sicherheitshalber die Hände gaben. Inzwischen
herrschte wirklich eine unterweltliche Finsternis! Sie mußte mehrere leuchtende Stränge
ausfahren, um den Boden deutlich zu beleuchten, denn schon das kleinste Loch konnte zu einer
Fallgrube werden, in der man sich die Knöchel brach. Doch auch mit diesem Licht machte die Sache
nicht eben Spaß. Da erbebte plötzlich der Boden. Sie hielten inne. »Was ist das?« fragte Niobe
nervös. »Das Stampfen eines Ungeheuers«, erwiderte er flüsternd. »Nun glaube ich zwar an das
Prinzip von leben und leben lassen; ich schätze die Wildnis ebenso sehr, wie mein Vetter es getan
hat und wie der Magier es jetzt tut. Doch ihre Bewohner sehen die Sache nicht immer
ähnlich.«
»Nein, das tun sie nicht!« pflichtete sie ihm bei. »Und wir befinden uns hier in irgendeiner Art
Kanal oder Schlucht, hier in der Düsternis, ohne uns verteidigen zu können. Pacian, verschwinden
wir von hier!«
»Einverstanden!«
Sie hasteten auf dem selben Weg wieder den Abhang empor, den sie genommen hatten. Pacian half ihr
beim Aufstieg, obwohl sie seine Hilfe gar nicht benötigte. Sie konnte nämlich auf magische Weise
an ihren eigenen Fäden emporsteigen. Doch er war auf ganz unbewußte Weise ritterlich, und sie
wußte die Geste zu schätzen. Nach einer Weile folgte er.
Da erbebte der Boden erneut; das Ungeheuer kam näher. Wieder gaben sie sich die Hand und eilten
weiter, die Steigung empor, dem Orientierungsfaden folgend, den sie beim Abstieg zurückgelassen
hatte. Es ließ sich nicht feststellen, wie nahe das Ungeheuer war; das Beben schien von überall
zu klingen.
Keuchend kletterten sie aus dem Gras hinaus in den Sonnenschein.
»Oh!« japste Niobe. »Ich hatte ja solche Angst!«
»Bist du als Inkarnation nicht unverwundbar?«
Sie lachte. »Natürlich bin ich das! Wie töricht von mir, es zu vergessen!« Dann furchte sie die
Stirn. »Aber du bist es nicht.«
Er lächelte. »War ganz gut, daß wir uns beeilt haben«, meinte er trocken. Irgendwie wußten sie
beide, daß sie hier draußen im hellen Licht in Sicherheit waren. Das Ungeheuer würde den Schutz
des hohen Grases nicht verlassen.
Niobe warf einen Blick hinüber auf Gäas Baumhaus, das so nah und doch so fern war.
»Aber wir müssen irgendwie hinüberkommen.«
Pacian dachte nach. »Weißt du, das hier sieht aus wie ein wogender Ozean. Der Wind erzeugt kleine
Wellen an der Oberfläche.«
»Zu schade, daß wir nicht auf die andere Seite segeln können«, scherzte sie.
»Können wir das nicht? Wenn dies ein magisches Rätsel sein sollte...«
Sie sperrte erstaunt den Mund auf. »Das könnte sein!«
Er blickte sich um. »Vielleicht mit einem Floß. Ich sehe etwas Treibholz.« Er schritt hinüber zu
den knochenähnlichen Ästen eines toten Baums und begann sie einzusammeln. »Dieses Holz ist
kräftig und leicht. Wenn wir die Stücke miteinander vertäuen...«
»Fäden habe ich dafür«, sagte sie. »Aber meinst du wirklich, daß das Ding treiben wird... auf
Gras?«
»In der Magie ist doch alles möglich«, erwiderte er fröhlich. Es war offensichtlich, daß er
Herausforderungen liebte. Er wirkte lebhafter als jemals zuvor in den vergangenen beiden
Jahren.
Während Pacian am Floßbau arbeitete, machte er Bemerkungen über ein Rätsel, das ihm eingefallen
war und bei dem es um die Überquerung eines Flusses ging. Niobe kannte es noch aus ihrer Zeit mit
Cedric.
»Also gut«, bemerkte er lächelnd. »Dann versuch es mal mit diesem hier: Ein Münzhändler hat zwölf
Münzen, von denen eine gefälscht ist...« Er erkärte ihr die Aufgabe, und sie bemühte sich
vergebens, sie zu lösen, bis er ihr die Lösung verriet. Er liebte derlei Rätsel, wie Cedric es
getan hatte.
Während sie sich unterhielten, legte er die größeren Äste zu einem Rahmen

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