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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Niobe.
»ollaH«, erwiderte die andere.
»Ich nehme an, du weißt, daß ich deinen Zeitfluß umgekehrt habe«, sagte das Kind.
Erschrocken musterte sie ihn. Er war ungefähr acht Jahre alt, mit zerzaustem, von der Sonne
gebleichtem Haar und Augen, die so blau waren wie ihre.
Er war tatsächlich Chronos, denn er hielt die leuchtende Sanduhr in der Hand.
»Ja«, sagte sie. »Du... willst Gesellschaft haben. Für... den Übergang.«
»Ich bin noch nie gestorben«, vertraute er ihr an. »Ich wollte es einfach nur nicht alleine tun
müssen.«
Niobe hatte eine Aufgabe zu erfüllen. »Es ist nicht der Tod«, sagte sie beruhigend.
»Für mich ist es dasselbe«, meinte er. »Jetzt komme ich in den Himmel oder in die Hölle.«
Niobe verwandelte sich in Lachesis, die ihre Fäden überprüfte. Sein Lebensfaden war auf
merkwürdige Weise zu einer Schlaufe verschlungen, schien aber ansonsten unbefleckt. »Das wird mit
Sicherheit der Himmel.« Sie nahm wieder ihre erste Gestalt an.
An der Wand standen zwei Stühle. »Ich hoffe«, sagte er, als sie sich hinsetzten, »daß du recht
hast. Ich weiß zwar, daß ich mir keine Sorgen machen sollte, aber ich bin ja bloß ein Kind. Ich
habe Angst!« Dann quollen seine Augen über, und er weinte.
Niobe drückte ihn an ihre Brust. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einem Menschen widerstehen
können, der Trost bedurfte, und von Tränen verstand sie wahrscheinlich mehr als jede andere.
»Natürlich hast du das, mein Liebes, natürlich hast du das!« sagte sie tröstend. »Diese... Sache
nimmt keiner von uns auf die leichte Schulter.«
Schon bald ließ sein Tränenfluß nach, doch hielt sie ihn weiter fest, wie sie es schon mit seinem
Nachfolger getan hatte. »Weißt du«, sagte er, »als du damals kamst, das war, glaube ich, vor zwei
oder drei Jahren, war ich richtig wütend. Ich mochte Lisa nämlich. Aber als ich dich erst einmal
kennenlernte, mochte ich dich sogar noch mehr. Du bist schöner.«
Lisa war offensichtlich ihre Nachfolgerin in zwei oder drei Jahren. Niobe unterdrückte ihren
Schock. Sie hatte überhaupt nicht gewußt, daß ihre Amtszeit sich dem Ende näherte. »Schönheit
sagt noch nichts über persönliche Vorzüge aus«, meinte sie. »Ich bin sicher, daß Lisa eine
prachtvolle Frau war.«
»Oh, na klar. Und wenn sie wütend auf mich wurde, da hat sie mich mit ihrem Kauderwelsch geneckt.
Aber du...« Niobe wechselte das Thema. »Wie bist du überhaupt zu Chronos geworden?« fragte
sie.
»Ach, das weißt du doch.« Achselzuckend richtete er sich auf.
»Das weiß ich eben nicht«, erinnerte sie ihn. »Vergiß nicht, daß ich nicht dabei war, das war
nämlich Lisa.«
»Ach so, ja. Die Sanduhr sollte übergeben werden, aber der Bursche, der sie übernehmen sollte,
bekam kalte Füße.« Er lächelte schief. »Er hat sie erblickt und ist davongelaufen! Er hat einfach
gemacht, daß er wegkam. Ich spielte gerade im Park und wußte irgendwie, daß irgend jemand sie
nehmen mußte. Also bin ich einfach vorgetreten und habe sie gepackt. Ich war zu jung, um es
besser zu wissen. Und nun bin ich hier. Acht Jahre später. Nein, ich meine natürlich
früher.«
»Es wundert mich, daß du mit deinem Amt zurechtgekommen bist«, murmelte sie.
»Och, das hat mir alles dein mittleres Drittel erklärt.«
»Ach so, Lachesis.«
»Aber dich habe ich immer am liebsten gehabt, aber nachdem Lisa gegangen ist, obwohl Atropos auch
in Ordnung ist. Wenn ich hätte erwachsen werden können, hätte ich dich geheiratet.«
»Ja, die Unsterblichkeit hat eben ihren Preis«, meinte Niobe lächelnd.
So unterhielten sie sich, und schließlich war Chronos getröstet, und als die Stunde vorbei war,
war er für das Jenseits bereit. In der letzten Minute hob er die Sanduhr, und Niobe beugte sich
vor, um ihn zu küssen, dann wich sie zurück. Als die Sanduhr von dem schattenhaften anderen
Chronos übernommen wurde, verlor der Umkehrzauber seine Macht über sie, und sie bewegte sich
wieder nach vorn.
Schnell holte sie ihr verwirrtes Selbst Nummer eins ein.
»Komm mit, Niobe, ich werde es dir erklären.« Sie führte die Frau hinaus und sagte zu ihr: »Ich
bin du selbst, in zwei Stunden.« Dann erklärte sie die Situation genauer. Ihr früheres Selbst war
gebührend beeindruckt. Nun, da sie wußte, was sie da tat, machte die Sache ihr durchaus
Spaß.
Nach einer Weile führte sie ihr anderes Selbst zurück in den Raum und hieß ihr mit einem Winken
weiterzugehen, als sie zögerte. Sie sah nur, wie

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