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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Wieder spürte sie jenen seltsamen Ruck.
Dann war sie auch schon in Lisa und blickte durch ihre Augen hinaus. Vor ihr stand eine
unscheinbare Frau in den mittleren Jahren: die frühere Lachesis.
Lebe wohl, sterbliche Existenz! dachte Niobe mit einem plötzlichen Anflug von Wehmut. Es
fiel immer schwer, ein Leben hinter sich zu lassen, auch ein vollendetes.
»Übernimm du den Körper«, sagte Lisa und überließ ihn ihr.
Niobe stand wieder in ihrer eigenen Gestalt da, in fremdem Fleisch. Ihr ursprüngliches Fleisch
war verlorengegangen, als sie Clotho geworden war, vor so langer Zeit, und als sie in die
Sterblichkeit zurückgekehrt war, da hatte sie Lisas Körper übernommen. Ihr Grundmuster hatte sie
allerdings mitnehmen können, eingeschlossen ihre Fortpflanzungsgene.
Gewiß fühlte auch Lisa eine Wehmut, wissend, daß das Fleisch, welches ihres gewesen war, nun auf
eine dritte Wesenheit übergegangen war. Es war eine vertraute und doch sehr seltsame Sache.
Niobe schüttelte der Frau, die Lachesis gewesen war, die Hand. »Ich glaube, du weißt schon, was
ich gerne sagen würde. Tritt ein in dein sterbliches Leben und werde glücklich «
»Ich werde dir nie genug danken können Lachesis«, erwiderte die Frau. »Weißt du, was die
Sterblichkeit nun für mich bereithält?«
»Das geht mich eigentlich nichts an.«
»Einen Adelstitel«, rief die Frau. »Ich bin in der Lage, einen Adelstitel und einen großen Besitz
in Europa zu erben und zu einer feinen Dame mit Dienstboten und gesellschaftlichen Funktionen und
Verpflichtungen zu werden. Danach habe ich mich schon immer gesehnt, aber ich habe befürchtet,
daß nie etwas daraus werden würde. Als Lachesis konnte ich meiner Neigung nachgehen, Dinge zu
organisieren...«
»Ja, das ist auch eine Fähigkeit, die bei den Inhaberinnen dieses Aspekts vorausgesetzt wird«,
stimmte Niobe zu.
»Aber jetzt kann es Wirklichkeit werden. Ich meine, sterblich. Und das Gut braucht mich; ohne
jemanden aus der Erblinie würde es sonst zum Opfer von ganz entfernten Erben und der Steuer - es
würde zugrunde gehen. Doch nun ist es mir zugefallen, sofern ich es rechtzeitig beanspruche, und
ich weiß doch so gut, wie es zu verwalten wäre! Selbst wenn ich nach zwanzig Jahren an
irgendeiner entstellenden Krankheit sterben sollte, wäre ich es doch schon sehr zufrieden!«
Verschiedenartige Leute hegten auch verschiedenartige Träume, und der richtige Traum wog ein
ganzes Leben auf.
»Sei gesegnet, mögen sich deine Wünsche erfüllen«, sagte Niobe warmherzig.
»Sei du gesegnet, wunderbare Frau!« entgegnete die andere.
Niobe überließ Lisa wieder den Körper, damit sie und Atropos sich von ihrer Gefährtin
verabschieden konnten. Es war seltsam, das Amt der Schicksalsgöttin mit einer Frau zu teilen, die
ihr als Clotho nachgefolgt war, doch offensichtlich hatte sie damals, vor einem
Vierteljahrhundert, die richtige Wahl getroffen. Lisa hatte ihre Aufgabe gut erfüllt.
Als die beiden anderen sich gebührend verabschiedet hatten, verwandelten sie sich in die
Spinnengestalt und glitten am Netz ins Fegefeuer empor. Wie schnell doch alles wieder vertraut
war! Niobe bedauerte nicht für einen Augenblick ihre Zeit als Sterbliche, und die Wehmut um
dieses so plötzlich verlorene Leben schwang ein wenig nach, gleichzeitig freute sie sich aber
auch auf ihre Rückkehr als Inkarnation.
Eine Unsterbliche zu sein, das ließ sich mit keiner sterblichen Erfahrung vergleichen!
Das Heim der Schicksalsgöttin war unverändert: ein Kokon, ein Haus aus Seidenfäden, der bequemste
Rückzugsort für die Spinnerin und Fadenweberin. Noch immer gab es hier keine Dienstboten, denn
die drei Schicksalsfrauen blieben viel zu unabhängig, um sich bedienen zu lassen. Für Clotho war
genügend Vorrat an Spinnmaterial aus dem Nichts vorhanden. Alles schien in bester Ordnung zu
sein.
»Nun bin ich an der Reihe«, sagte Lisa und machte sich wieder auf den Weg.
»Jetzt schon?« fragte Niobe. »Aber wir sind doch gerade erst angekommen!«
»Ja, um sicherzugehen, daß du die Orientierung hast. Wie du siehst, habe ich alles für meine
Amtsübergabe vorbereitet; meine Nachfolgerin wird erst in vierzehn Tagen das Nichts aufsuchen
müssen.« Sie hielt inne. »Welch ein Erlebnis, dieses erste Mal!«
Es oblag jedem Aspekt selbst, seine Nachfolgerin und den Zeitpunkt seiner Rückkehr in die
Sterblichkeit zu bestimmen. Niobe war damals zur Clotho gewählt worden, vor allem, weil ihre
Vorgängerin sie gemocht

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