Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
daß Chronos damit zu tun hatte, daß er
den Ungenannten daran hinderte, etwas anderes zu tun, doch er will nicht darüber sprechen. Er
kennt die Zukunft, doch wenn er es verrät, verändert diese sich, deshalb...«
»Also sind alle Inkarnationen in ein... in eine entscheidende Schlacht verwickelt«, schloß
Niobe.
»In eine zweijährige Schlacht«, stimmte Lisa zu. »Der Ungenannte hat vor, die politische Macht
auf der Erde an sich zu reißen. Seine Agenten arbeiten emsig in allen Ländern und Nationen, aber
in Amerika ist es besonders schwierig, weil die amerikanische Politik ohnehin so chaotisch ist.
Er glaubt, daß ihm alles andere automatisch zufallen wird, wenn er nur hier Erfolg hat, wegen des
wirtschaftlichen Einflusses. Also muß man ihn auch hier aufhalten, und Luna wird dabei den
Ausschlag geben, sofern sie es überlebt.«
»Und dabei wollte sie immer Künstlerin werden!« rief Niobe.
»Nun glauben wir, daß wir, die drei Aspekte der Schicksalsgöttin, im Mittelpunkt stehen...«, fuhr
Lisa fort.
»Der Ungenannte will sich Lunas entledigen, und wir wissen, daß...«
»... daß ich mein Leben, mein Glück und meine Ehre aufs Spiel setzen würde, um sie zu schützen!«
beendete Niobe ihren Satz. »Natürlich werde ich das tun, werde ich zum Aspekt der Lachesis werden
-, wenn das gefordert sein sollte! Aber ich habe noch nie in dieser Funktion gearbeitet, und...
Was ist das überhaupt für eine Sache, daß ihr drei alle gleichzeitig euer Amt aufgeben müßt? Wenn
der Druck des Ungenannten tatsächlich so schlimm ist, wie du sagst, wäre das doch die absolute
Torheit! Drei Novizinnen...«
»Ja, Torheit. Deshalb kommen wir ja auch zu dir, du hast Erfahrung...«
»Gut, das sehe ich ja noch ein! Aber ihr beiden anderen müßtet bleiben, wenigstens ein Jahr oder
zwei...«
»Das können wir nicht«, sagte Lisa. »Wir müssen jetzt Wechseln, noch diese Woche.«
»Aber das ist unmöglich, Mädchen! Ihr wißt doch, was auf dem Spiel steht!«
»Das wissen wir. Aber wir haben Gelegenheiten, die sich nur einmal im Leben bieten, wenn
überhaupt. Die können wir nicht abschlagen, ebensowenig wie du deine zweite Liebe abschlagen
konntest. Und die Chance, deine Tochter zu bekommen...«
Niobe hob die Hand. »Du hast mich überzeugt. Wir sind alle nur schwache menschliche Wesen! Doch
wenn ihr wißt oder vermuten solltet, daß diese Gelegenheiten nur arrangiert worden sind,
um...«
»Er hat uns die Sache so versüßt, daß wir nicht mehr Widerstehen können. Aber es steckt noch mehr
dahinter. Wir wissen nämlich nicht, was er plant und wenn wir unsere Aspekte beibehalten, dann
wird er wissen, daß er uns nicht täuschen kann, und wird dafür etwas anderes versuchen. Etwas,
das wir dann vielleicht wirklich nicht verhindern können. Deshalb dachten wir, daß es besser
wäre, in seine Falle zu gehen...«
»Mit einem erfahrenen Aspekt, von dem er nichts weiß!« schloß Niobe.
»Um die Falle auszulösen und sie zu vernichten!«
Lisa lächelte. »Ich wußte doch, daß du mich verstehen würdest.«
Niobe dachte darüber nach. Sie hatte einst geschworen, mit Satan wegen Cedrics Tod abzurechnen,
doch irgendwie hatte sie nie wirkliche Genugtuung erhalten. Sie hatte sich eingeredet, daß es
genügen würde, einfach ihre Aufgabe als Aspekt der Schicksalsgöttin zu erfüllen und dafür zu
sorgen, daß Luna und Orb aufgezogen wurden, da beide eine wesentliche Rolle in der
Auseinandersetzung mit Satan spielten. Doch wieviel besser wäre es, Satan ganz persönlich eine
Niederlage zuzufügen!
Ihr sterbliches Leben war ohnehin zu Ende. Sie hatte nichts mehr, für das es sich zu leben
gelohnt hätte. Es gab keine wirkliche Wahl. »Ich werde es tun.«
Lisa lächelte. »Das freut uns sehr. Wir wissen, daß du tun wirst, was zu tun sein wird, und daß
unsere sterbliche Existenz vor dem Bösen geschützt sein wird, solange du das Ruder in der Hand
hast.« Sie reichte ihr die Hand.
Niobe war verdutzt. »Warte mal! Ich habe nicht gemeint sofort! Ich müßte erst meine sterblichen
Geschäfte in Ordnung bringen...«
»Das wird Lachesis schon für dich erledigen«, versicherte ihr Lisa. »Bevor sie ihr eigenes
sterbliches Leben antritt.«,
Mit Sicherheit konnte sie sich auf einen Aspekt der Schicksalsgöttin verlassen, wenn es darum
ging, die Wichtigkeit des Ordnens irdischer Geschäfte richtig einzuschätzen! Vor allem dann, wenn
es bedeutsam war, daß Satan nichts von dem Amtswechsel erfuhr.
Niobe nahm Lisas Hand.
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