Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
sie nicht erschaffen.«
»Um das herauszufinden, bin ich gekommen.«
»Vielleicht kann die Frau uns Auskunft geben.«
Sie traten zu ihr, und Thanatos sprach sie an. »Du mußt uns sagen, woher diese Untoten gekommen
sind.«
Die Frau fuhr zusammen, denn sie hatte die Inkarnationen in ihrer Nähe bisher nicht
wahrgenommen.
»Sieh mich nicht an«, erklärte Thanatos.
Sie zögerte und sprach dann in Spanisch. Mym, der nun nicht mehr in dem Wirtskörper steckte,
verstand kein Wort, doch offenbar hatte der Tod keine Verständigungsprobleme.
»Ich bin die Inkarnation des Todes«, erklärte er ihr. »Doch bin ich nicht deinetwegen gekommen,
sondern um die Wahrheit über die Zombies zu erfahren.«
Sie sprach weiter, und das Unbehagen war ihr deutlich anzusehen.
»Aha, ein Mann von einer Todesschwadron hat also versucht, dich zu vergewaltigen?« sagte
Thanatos. »Und da hast du deine Freunde von der Guerilla angerufen und sie um Hilfe gebeten. Du
wußtest aber nicht, wie diese Hilfe aussehen würde, nicht wahr?«
Die Frau nickte.
»Dann gib mir die Nummer, die du gewählt hast.«
Auch wenn der Prinz ihre Antwort nicht mitbekam, erkannte er doch, daß sie sich heftig wehrte,
dieses Geheimnis preiszugeben.
»Nun sieh mich an«, befahl Thanatos ihr.
Sie hob das Gesicht und begann zu zittern. Dann nannte sie die Nummer.
Der Tod gab Mym ein Zeichen, und zusammen begaben sie sich ins Haus. Thanatos wählte die Nummer.
Als die Verbindung hergestellt war, rief er sein Pferd und hielt ihm den Hörer entgegen, damit es
sich auf das neue Ziel einstellen konnte.
Sie schritten wieder nach draußen. Die Zombies hatten ihr grausiges Mahl noch nicht beendet. Die
Frau sah mit einer Mischung aus Entsetzen und Freude zu. Mym wunderte sich wieder über die
Frauen. Wie rachsüchtig und brutal sie doch sein konnten.
Die beiden Inkarnationen stiegen auf und ritten über den Himmel. Sie landeten auf einer kleinen
Lichtung im Dschungel, auf der eine einzelne Hütte stand.
Ein paar Zombies trieben sich dort herum. Ein Mann unterwies sie, wie sie sich bewegen konnten,
ohne zu stürzen, und wie sie eine einmal eingeschlagene Richtung beibehielten. Unter Laub getarnt
stand ein Lastwagen am Rand der Lichtung. »Man hat sie mit einem solchen Gefährt zum Bauernhof
gebracht«, erklärte Mym, »und ihnen dann gezeigt, wohin sie sich wenden sollten.«
»Ja«, antwortete der Tod, »mich interessiert aber mehr, wie sie erschaffen werden.«
Sie stiegen ab und traten durch eine Wand in die Hütte. Dort war ein Mann damit beschäftigt, in
einer Schale eine weiße Paste zu zerstampfen.
Thanatos zeigte sich ihm und befahl: »Sieh mich an, Sterblicher.«
Der Mann sah überrascht von der Arbeit auf und erstarrte.
Der Tod befragte ihn, und Mym bekam das Wesentliche mit: Der Mann hatte nach einer Methode
gesucht, Kokain effektiver zu machen, und war dabei auf ein Mittel gestoßen, nach dessen Einnahme
man in einen Zustand der Trance geriet und dann rasch in Somnambulismus verfiel, aus dem man
nicht mehr erweckt werden konnte. Der Körper lebte weiter, aber sein Geist war beinah vollständig
ausgelöscht.
So waren diese Wesen Pseudo-Zombies, Kreaturen ohne eigenen Willen, deren Körper rasch
zerfiel.
Sie überlebten nur einige Zeit nach der Einnahme, waren anfällig für alle Krankheiten und wurden
von Fliegen und Würmern befallen.
Solche Wesen fielen in Mars' Zuständigkeit, denn sie wurden als Waffe gegen die Todesschwadronen
eingesetzt. Mym und Thanatos erfuhren, daß der Ehemann der Frau, die überfallen worden war, an
dem Zombie-Projekt mitarbeitete. Als er vor dem Angriff der Todesschwadron gewarnt worden war,
hatte er die Gelegenheit für günstig gehalten, die Zombies erstmals zum Einsatz zu bringen. Seine
Frau sollte auf dem Hof bleiben und sofort per Telefon Bescheid geben, sobald die Mörder sich
näherten. Da deren Anführer sie jedoch überrascht hatte, war ihr keine Zeit zur Flucht
geblieben.
Mym begriff nun, daß der Einsatz dieser Untoten ihn hierhergeführt hatte. Genaugenommen war aber
auch die Inkarnation des Todes für diese Wesen verantwortlich. Thanatos und Mars würden in dieser
Angelegenheit einen Kompromiß finden müssen.
Woher bekamen die Rebellen ihr Menschenmaterial, an dem sie die neue Droge ausprobieren konnten?
Der Prinz mußte nicht lange raten: Offenbar handelte es sich bei den Zombies um gefangene
Regierungssoldaten.
Warum sollte man die Feinde nicht gegeneinander aufhetzen, vor allem wenn man mitbekam,
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