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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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der Stadt an der Themse eingefunden hatten.
    Tobias Stifter, der in den letzten Jahren eine Art Anlaufstelle für neu rekrutierte Illuminati geworden war, befand sich nicht darunter, was Salvat auch in Hinblick auf die Schlagkraft dieser Truppe bedauerte. Andererseits konnte er Tobias nicht verdenken, daß er sich Sorgen machte. Sorgen um den Verbleib seiner Frau, die sich vor Monaten mit den Worten von ihm verabschiedet hatte, Dinge klären zu wollen, die für sie persönlich von enormer Wichtigkeit wären, mit denen sie aber nicht einmal ihren eigenen Mann belasten wolle.
    Nach all der folgenden Zeit, in der Tobias vergeblich auf eine Nachricht von Elisabeth (oder Lydia, wie sie sich selbst lieber nannte) gewartet hatte, war er zu dem Entschluß gelangt, nicht länger warten zu können. So hatte er den Monte Cargano und das dortige Kloster verlassen. Als einziger Hinweis, wohin sie sich gewandt haben könnte, stand der Name Uruk im Raum. Seit den Ereignissen 1635 hatte Lydia ihn immer wieder einmal erwähnt, als wäre die Stadt auf dem fernen schwarzen Kontinent ihr nicht unbekannt; als wäre sie schon einmal dort gewesen .
    Mehr hatte sie nie dazu preisgegeben - auch nicht Salvat gegenüber, den sie irgendwann über Uruk befragt hatte, ohne allerdings ihre Motive für dieses gesteigerte Interesse einzugestehen.
    Salvat wußte wahrscheinlich mehr als jeder andere über Uruk, Ur, die Sumerer, Babylonier, Ägypter ... über sämtliche Hochkulturen, die seit Anbeginn der Menschheit ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen hatten. Aber jedesmal, wenn er in Lydias Augen geblickt hatte, war es ihm vorgekommen, als wüßte selbst ein Wesen wie er nicht alles darüber .
    »Wir müssen unsere Sinne empfänglicher machen selbst für kleinste Ereignisse jenseits des Alltäglichen!« legte Salvat den Illu-minaten ans Herz. »Satan kann immer noch hier sein - hier in London. Welchen Sinn hätte sonst das Sterben gemacht, das Er anzettelte? Chaos ist ein Feld, das Er bestellt, um es irgendwann abzuernten. Also muß er hier irgendwo sein - oder wiederkommen. Über das Maß seiner Schwächung oder ob er überhaupt noch unter den Folgen der Verletzungen leidet, die das Flammenschwert ihm beigebracht hat, vermag ich nichts zu sagen. Er wird jedoch alles daran setzen, seine volle Stärke schnell wiederzuerlangen. Lydias Zeitmagie mag ihm geholfen haben, die Wunden etwas schneller heilen zu lassen. Trotzdem: Für ihn sind noch keine dreißig Jahre der Rekon-valeszenz vergangen. Vermutlich hat er ein Versteck aufgesucht, aus dem er dereinst im Vollbesitz seiner Kräfte herauskommen will, um die Herrschaft über das von ihm bestellte Feld anzutreten. - Wir müssen ihn vorher finden. Bevor er neu erstarkt ist.«
    »Was kannst du uns über den Umfang seiner Macht sagen, sobald er sich vollständig erholt hat?« fragte einer der Illuminaten, ein Mann um die Sechzig, der relativ spät dem Orden beigetreten war.
    Salvat antwortete offen: »Wir hätten Mühe - wir alle zusammen -, ihn zu besiegen. Es wäre sogar möglich, daß wir unterlägen .«
    Nachdem weitere Fragen gestellt und beantwortet worden waren, schwor er sie noch einmal auf das gemeinsame Ziel ein.
    Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, daß nur wenige Stunden später er es sein würde, der die Witterung des Satans aufnahm. Weil sich etwas wiedermeldete, was dreißig Jahre stumm geblieben war. Etwas, das auch das Mädchen Lilena schlagartig wieder in den Mittelpunkt von Salvats Denken rückte.
    Aber es war eine sterbende Lilena, und bis er sie fand, lebte nur noch die Teufelshand an ihrem Arm. Das Ding, dessen Ruf Salvat empfangen hatte, obwohl es wieder einem ganz anderen hörig war.
    Und die Frage, ob er Lilena damals hätte retten können, wenn er gleich beim ersten Impuls, den er empfangen hatte, zum Ort des Geschehens geeilt wäre, ließ Salvat für viele Jahre nicht mehr los.
    Damals aber hatte er die Nacht abgewartet, um so geringes Aufsehen wie möglich zu erregen - und um die Überlebenschance seiner Begleiter zu erhöhen .
    *
    Der Mond hatte eine ähnliche Farbe und Form wie jenes Auge, das Lilena in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg im Schädel des tierhaften, wiedervereinigten Satans zerstoßen hatte: Eitrig gelb, fiebrig und von dunstigen Schlieren durchzogen stand der Erdtrabant hoch im Abgrund des Himmels.
    Für Anfang September war die Nacht bereits empfindlich kalt. Weiße Atemfahnen verließen die Münder der wie Mönche gekleideten Illuminaten, trieben

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