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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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wir verschlossen halten, ist so porös geworden, daß ich .«
    Er unterbrach sich.
    »Daß du ...?«
    Er lächelte, müde, wie es schien, und dieser Anschein trog nicht im mindesten. »Wir werden darüber sprechen. Über alles. Morgen. Ich bin selbst noch nicht in der Lage, das Puzzle zu durchschauen, das sich Stück für Stück zusammenfügt.«
    Mit diesen Worten und einem Gruß verließ er Enyas Unterkunft.
    »Das hast du gut gemacht, meine Liebe«, lobte der Junge, der hinter dem Rücken der Frau hervortrat, als hätte er schon die ganze Zeit dort gestanden.
    Der Junge, für den es nicht Wände noch Türen gab .
    *
    Salvat war überrascht, als er nach einem kleinen Abstecher in sein privates Reich zum Zimmer der Frau ohne Erinnerung zurückkehrte und sie dort allein vorfand.
    »Wo ist Adrien?«
    Die verführerische Frau mit dem schwarzen Haar, den hohen Wangenknochen und den jadegrünen Augen schien noch ganz unter dem Eindruck dessen zu stehen, wie sich Salvat ihr vorhin genähert hatte - als geflügeltes Wesen, das kein Mensch sein konnte.
    »Er sagte, er müsse noch etwas Unaufschiebbares erledigen«, antwortete sie spröde. »Wenn du mehr wissen willst, mußt du ihn selbst fragen.«
    Salvat war deshalb so irritiert, weil es nicht Adriens Gepflogenheiten entsprach, sich über Anordnungen hinwegzusetzen. Er hatte bei dieser Frau bleiben sollen, deren Mangel an Erinnerung und die daraus resultierende Hilflosigkeit den Reiz ihrer Ausstrahlung vielleicht noch erhöhte.
    »Was hast du mitgebracht?«
    Ihre Frage machte ihm erst wieder selbst bewußt, warum er den Umweg über seine eigenen Räumlichkeiten im Monte Cargano ge-macht hatte.
    Fast gewichtlos ruhte das Mitbringsel in seiner rechten Hand. Niemand konnte ihm ansehen, was es vermochte.
    »Es gehörte dir«, sagte er und überwand die Distanz zwischen sich und dieser mit ihm auf unglaubliche Weise verbundenen Frau wenigstens räumlich. »Ich gebe es dir zurück - auch wenn ich inzwischen kaum noch Hoffnung habe, es könnte den Anstoß geben, deine Erinnerung zu wecken. Nach allem, was ich in dir gelesen habe, wurde deine Persönlichkeit tatsächlich vollständig gelöscht. Zumindest blieb dir aber die Erinnerung an fundamentales Wissen erhalten .«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst!« Es klang störrisch. Sie war es leid, allem und jedem ausgeliefert zu sein.
    Er verstand sie. Und trotzdem .
    Ein kurzer Gedanke genügte, den Klumpen in seiner Hand erblühen zu lassen.
    Ja, es sah aus, als würden sich die Deckel einer Knospe öffnen, um die wahre Pracht einer Blume offenzulegen.
    Das Ding in Salvats Hand formte sich in Sekundenschnelle zu einem feinen, seidig glänzenden dünnen Hemdchen, das jeder Haut schmeicheln mußte.
    »Das ... ist ein Trick!« entfuhr es ihr.
    Mehr bewirkte das Kunststück, das keines war, nicht.
    »Du irrst dich«, sagte er. »Es ist nicht einmal Zauberei, Lilith, sondern etwas völlig anderes.«
    »Lilith?«
    »Dein Name in dieser Zeit: Lilith Eden.«
    »In welcher Zeit?«
    »1997.«
    »Warum haltet ihr mich immer noch zum Narren? Ich suche Antworten, und ihr fügt eine Lüge an die andere . Zuletzt habt ihr behauptet, 1666 -« »Es ist kompliziert«, rechtfertigte sich Salvat. »Es wird Zeit brauchen, dir alles nahezubringen, was von Bedeutung ist. Du tust dir selbst keinen Gefallen, wenn du eine zu schnelle, zu überstürzte Aufklärung verlangst .«
    »Das sind doch Ausflüchte!«
    Er wollte widersprechen. Doch in diesem Moment . verlor sein Gesicht alle Farbe. Er sprang auf.
    »Wohin gehst du? Bleib! Du kannst doch nicht ...?«
    Salvat beugte sich über sie und berührte ihre Stirn flüchtig mit der Hand, und im gleichen Moment kam große Müdigkeit über Lilith.
    »Schlafe, bis ich zurück bin«, hörte sie Salvat noch sagen, dann sank sie auf das Laken zurück.
    Salvat stürmte regelrecht aus dem Zimmer. Niemand hätte ihn in diesem Moment daran hindern können, dorthin zu eilen, wo er einen Freund . sterben fühlte!
    *
    Adrien hatte Enya von dem Moment an mißtraut, als sie ihm nach langer Abwesenheit wieder gegenübergestanden hatte - ohne daß er allerdings hätte sagen können, was genau sein Mißtrauen weckte.
    Als sich Salvat zu Enya begeben hatte, war er ihm unbemerkt gefolgt. Die Frau ohne Erinnerung allein zu lassen, erschien ihm vertretbar.
    Ein Mann wie Adrien verfügte nicht nur über die Erfahrung des Alters, sondern darüber hinaus - wie alle Brüder und Schwestern des Ordens - über besondere

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