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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Fähigkeiten.
    Bei ihm war es die Gabe, sich kurzzeitig und auf relativ kurze Distanz aus seinem eigenen Körper zu entfernen. Der Vorgang ähnelte dem von Menschen, die Nahtoderlebnisse hatten und dabei weiterhin alles »hören« und »sehen« konnten, was sich um sie herum abspielte, obwohl sie dem Empfinden nach außerhalb ihres Körpers schwebten.
    Salvat wartete in einer leerstehenden Kammer neben Enyas Unterkunft ab, bis Salvat wieder gegangen war. Dann steuerte er seine Astralsinne vorsichtig durch die trennenden Wände.
    Die Art und Weise, wie er sein Mißtrauen bestätigt fand, befriedigte ihn in keiner Weise. Was er belauschte, entlarvte Enya in furchtbarerer Weise als Verräterin, als Adrien es selbst für möglich gehalten hätte .
    Ich muß Salvat warnen, dachte er, als er seine Sinne von drüben zurückzog. Wenn er nicht sofort etwas unternimmt - Er verließ die Kammer.
    Dort aber verstellte ihm jemand den Weg.
    Ein kleiner Junge, der freundlich, doch bestimmt sagte: »Nicht so eilig, alter Mann . Ruh dich aus! Greise wie du sollten nicht mehr rennen, geschweige denn sich aufregen .«
    *
    Obschon die Echos der Schreie längst verklungen waren, meinte Sal-vat, sie noch immer zu hören. Vielleicht würden sie für ihn niemals mehr gänzlich verklingen.
    Sowohl die Stimme als auch die Bedeutung des Schreiens hatte er unschwer erkannt.
    Geschrien hatte sein alter Freund Adrien. Und die Art und Weise, in der er es getan hatte, ließ einzig den Schluß zu, daß er, Salvat, nie mehr etwas von Adrien hören würde.
    Die ohnmächtige Wut darüber, daß er es nicht hatte verhindern können, überwog für endlose Sekunden seine Trauer.
    Dann blieb ihm nur noch eines zu tun - Abschied zu nehmen von seinem treuen Gefährten Adrien .
    Der Körper war nicht mehr als ein dunkles Etwas inmitten des Korridors, als Salvat sich ihm näherte. Mit menschlichen Konturen hatte er kaum etwas gemein, und als Salvat endlich nahe genug war, um Details zu erkennen, wollte selbst er, der schon die übelsten Dinge dieser Welt gesehen hatte, sich mit Grausen abwenden.
    Wer auch die Verantwortung trug, er hatte Adrien nicht schlicht ermordet.
    Er hatte ihn - ja, was? Selbst hingerichtet schien Salvat in seinem Schmerz und Entsetzen nicht das rechte Wort. Vielmehr war Adrien auf unglaublich abartige Weise zu Tode vergewaltigt worden! Eine unvorstellbare Macht hatte seinen Leib regelrecht gewendet!
    Das Innerste war ihm auf unmögliche Weise nach außen gekehrt worden. Was vor den Blicken anderer für gewöhnlich durch die Haut verborgen war, lag nun offen da - rohes Fleisch, zerfetztes Aderwerk . Das Gesicht war eine blutige Maske, in der sogar die Augäpfel umgedreht worden waren, so daß sie nun wie rosaschlierige Halbkugeln darin klebten .
    ... und Adriens Herz hockte ihm bloßgelegt auf den umgestülpten Rippen, einer kaum faustgroßen und lebenden Kreatur gleich - denn obgleich es nicht sein konnte, pochte es noch, als Salvat sich hinzusehen zwang.
    So manches Mal hatte Salvat Gestorbenen schon den Dienst erwiesen und ihnen die Augen geschlossen. Nie jedoch hatte er solches an einem Toten auf diese Weise verrichten müssen: Aufstöhnend kniete er nieder und griff nach Adriens Herz. Seine Finger schlossen sich um das zuckende Gebilde und - drückten zu.
    Erst nach einer Weile vermochte Salvat sich soweit zu sammeln, daß er irgend etwas anderes empfinden konnte als Schmerz und Trauer. Während er den Blick noch immer nicht von seinem toten Freund ließ, sondierte er mit anderen Sinnen die Umgebung, suchte er nach Resten dessen, was hier auf so grauenhafte Weise gewirkt hatte.
    Es fiel ihm nicht schwer, diese Rückstände aufzuspüren. Dazu waren sie zu präsent und zeugten von solcher Gewalt, daß selbst ein gewöhnlicher Mensch sie unweigerlich empfunden hätte. Ein Mensch wäre daran vielleicht zugrunde gegangen. Zumindest aber hätte sein Geist Schaden genommen, von dem er nie mehr genesen würde.
    Salvat erschienen sie wie ein kalter Hauch, der sich hier für alle Zeit manifestiert hatte. Und er erkannte, ganz so, als könnte er es rückblickend tatsächlich sehen, wer hier am Werke gewesen war.
    »Alles ist viel weiter fortgeschritten, als ich es angenommen hatte«, sagte er leise und ganz in der Art, wie er sich stets mit Adri-en unterhalten hatte.
    Einen Moment lang schwieg er, als würde Adrien ihm noch antworten können. Dann erst fuhr er fort, und nichts in seinen Worten verriet etwas von der Schwere ihrer Bedeutung: »Es

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