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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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anderes Schwimmbad fahren, wo dich niemand kennt?« Er spürte, dass sie zögerte, und fuhr fort: »Zum Beispiel nach Bad Bertrich. So ein Heilbad ist für euch beide gesund.«
    »Ich passe nicht mal mehr in meinem Auto hinters Lenkrad.«
    »Ich fahre. In den Volvo passt du bestimmt noch rein.«
    »Und was ist mit unserer Wohnung?«
     
    Zwei Stunden später schwamm Walde hinter Doris durch die kleine Flügeltür, die vom Hallenbad in das beheizte Außenbecken führte. Ein paar Badekappen mit den unterschiedlichsten Designs lugten aus dem dampfenden Wasser. Doris und Walde strebten zum Beckenrand, wo die Novembersonne es gerade noch schaffte, eine Ecke des Pools zu bescheinen.
    Walde tauchte quer durchs Becken. Doris hielt sich mit lang gestreckten Armen am Rand fest und machte mit den Beinen Radfahrbewegungen.
    »Und, wie gefällt es dir?«, fragte Walde, als er neben ihr auftauchte.
    Sie löste ihre Hände von der Stange und ließ sich treiben: »Das Wasser trägt fast wie im Toten Meer.«
    »Ist ja auch eine Menge Salz drin.« Walde ließ den Blick ringsum über die kahlen Wälder schweifen, wo sich nur noch spärliches braunes Laub an den Ästen hielt. »Habe ich dir zu viel versprochen?«
    »Inwiefern?«
    »Dass du trotz neuntem Monat die Frau mit der besten Figur im Bad bist.«
    »Bei der Konkurrenz.« Doris blickte auf das betagte Kurpublikum.
    Ein kalter Wind kräuselte das Wasser. Walde bereute es, getaucht zu sein. Seine nassen Haare erzeugten eine unangenehme Kälte. »Ich schwimme wieder rein.«
    Auch das Hallenbad war nicht wirklich zum Schwimmen angelegt. Nach einer Weile stieg er aus dem Wasser und ergatterte einen freien Platz in einem Whirlpool. Er schätzte die Wassertemperatur auf etwa 40 Grad. Nur die an den Beckenrand gelehnten Köpfe seiner vier Mitinsassen waren zu sehen. Das Wasser fing so heftig an zu brodeln, als habe es Siedetemperatur erreicht. Als er die Augen schloss, tauchte das Motorrad vor den Holzstapeln im Carport von Richter Harras auf. Walde verließ das Becken und ging zu seinem Liegestuhl. Er nahm sein Handy aus der Badetasche und rief im Präsidium an. Nach wenigen Sekunden hatte er den Präsidenten an der Strippe.
    »Bock hier, ich hab’ eine Frage.«
    »Schießen Sie los.«
    »Herr Stiermann, Sie engagieren sich doch in der Deutsch-Amerikanischen Partnerschaft.«
    »Das heißt aber nicht, dass ich mit den restriktiven Methoden der zur Zeit praktizierten amerikanischen Außenpolitik übereinstimme«, sprudelte Stiermann los.
    »Meine Frage bezieht sich mehr auf ein mögliches Mitglied Ihres Vereins. Kennen Sie vielleicht zufällig einen Koblenzer Vereinskameraden mit einem Pickup, einem Dodge«, Walde zögerte, »jemanden, der Ihre Vorliebe für Cowboystiefel teilt.«
    »Hört sich nach Holger, genannt Hoss, Schaffreck an.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Man sieht es ihm nicht an, aber er ist Richter am OLG. Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen?«
    »Gibt es Zufälle«, murmelte Walde.
    »Was sagten Sie?«
    »Ich kann noch nichts dazu sagen, ich halte Sie auf dem Laufenden«, wich Walde aus.
    »Was macht die junge Familie?«
    »Wächst und gedeiht, danke.«
    »See You.«
    Walde hatte nicht bemerkt, dass Doris es sich neben ihm im Liegestuhl bequem gemacht hatte.
    »Das erinnert mich an einen Comic, in dem die Missionare in Afrika von Menschenfressern in einem großen Topf gekocht werden.« Doris zeigte auf den Whirlpool, wo vier Männer im brodelnden Wasser hockten. »Vier Missionare im Kochtopf.«
    »Plus eine schwangere Nonne, wenn du dich zu ihnen gesellen würdest«, ergänzte Walde.
    »Mit wem hast du telefoniert?«, fragte Doris.
    »Da hatte jemand im Präsidium eine Rückfrage wegen einer älteren Geschichte.«Mist, hätte er ihr doch von Anfang an vom Fall Harras erzählt, dann müsste er nicht immer weitere Ausflüchte finden.
    »War es eine Kollegin?«
    Walde hörte einen Anflug von Misstrauen in Doris’ Stimme.
    Sie wartete die Antwort nicht ab: »Warum hast du überhaupt das Telefon mitgenommen?«
    »Ich habe es eigentlich nur für den Fall der Fälle dabei …«
    »Dass du zu einem Mord gerufen wirst?«
    »Nein, ich dachte eigentlich eher an das Gegenteil.« Er streichelte sanft über ihren Bauch.
     
    Auf der Rückfahrt setzte sich Doris ans Steuer. Walde döste auf dem Beifahrersitz, das warme Wasser hatte ihn schläfrig gemacht. Im Halbschlaf registrierte er, dass sie durch Tunnel fuhren. Er nickte ein. Nach einer Weile glaubte Walde, dass sie sich

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